Sturm an der Isel, Ruhe um Ischgler Lift

Die Bahn auf den Piz val Gronda bei Ischgl spießt sich nicht mit dem neuen Natura-2000-Gebiet. Der Schutz der Isel in Osttirol bleibt weiter ein Zankapfel.
Protest gegen Bahn auf Piz val Gronda ist sanft entschlummert. Osttirols Flüsse bleiben ein Aufreger.

Nach Anzeigen über nicht eingehaltene Auflagen wurde am Mittwoch vor Ort verhandelt: in rund 2800 Metern Höhe. Dort befindet sich die Bergstation der im vergangenen Winter eröffneten Gondelverbindung auf den Piz val Gronda bei Ischgl, Tirol. "Laut Bescheid müssen links und rechts der Bergstation 10 Meter lange Zäune aufgestellt sein, die Freerider davon abhalten sollen, ins freie Gelände zu fahren", erklärte Manuel Wolf von der Bezirkshauptmannschaft Landeck. Die Absperrungen seien vorhanden gewesen.

Zaun als Feigenblatt

Dass Tiefschneefans in Wahrheit aber nicht abgeschreckt, sondern vielmehr angezogen werden sollen, daraus machen die Silvrettabahnen kein großes Geheimnis. Sie bewerben ein "neu erschlossenes Freeridegebiet". Die Zäune sind Teil jenes umstrittenen Bescheids, mit dem die von Umweltschützern massiv kritisierte Bahn 2012 genehmigt wurde, und ein Zugeständnis an den Naturschutz. Als die Tiroler Grünen im Mai 2013 gerade ihre Koalition mit der ÖVP besiegelt hatten, war das Projekt bereits in Bau. Das hielt den grünen Klubobmann Gebi Mair damals nicht davon ab, eine Nachnominierung des Piz val Gronda als Natura-2000-Gebiet zu forcieren. Und als mögliche Konsequenz den Rückbau des Lifts an die Wand zu malen. Davon ist nun keine Rede mehr.

Am Dienstag hat die Landesregierung die geplanten Grenzen von fünf neuen Natura-2000-Gebieten bekannt gegeben. Zwei liegen an den Flanken des Piz val Gronda und sollen hochalpine Pflanzen schützen. Mit der Bahn spießen sich die Zonen nicht. "Natura 2000 ist genau dort, wo die Lebensraumtypen gefunden wurden", ist Mair auch ohne Rückbau zufrieden. Die Kritik der Umweltschützer hält sich in Grenzen und bezieht sich wenn überhaupt auf Osttirol. Dort sollen die gesamte Isel und viele Zubringer unter Schutz gestellt werden. Öko-Aktivisten hätten sich mehr erhofft, schlagen bislang aber keinen großen Trommelwirbel.

Unter Druck ist jedoch viel mehr die ÖVP. Mehreren Osttiroler Bürgermeistern ist der in begutachte geschickte Vorschlag zu umfassend. Sie üben offene Kritik an ihrer Partei. Genauso wie Ortschefs rund um die Kalkkögel nahe Innsbruck. Die ÖVP-Spitze hat eine Seilbahn über die geschützte Bergkette zwar befürwortet, dem Projekt nun aber nach eindeutigen Gutachten, wonach die Verbindung rechtlich nicht möglich ist, eine Absage erteilt.

Trotz Giftpfeilen, die von schwarzen Wirtschaftskammer-Funktionären und Ortschefs geschossen werden und dabei auch Landeshauptmann Günther Platter ins Visier nehmen, gibt sich VP-Geschäftsführer Martin Malaun gelassen: "Wir werden Kritik nicht unterbinden, aber sicher viel Überzeugungsarbeit bei unseren Leuten direkt in diesen Regionen leisten müssen, damit sie nicht weiterschimpfen."

Abseits dieser beiden Störfälle will Malaun jedoch keine schlechte Stimmung innerhalb der VP-Reihen wahrnehmen. Er rechnet vielmehr mit Zugewinnen bei den Gemeinderatswahlen 2016.

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