Muslimische Eltern wollen "heißblütige" Kids einbremsen

Am Rande einer Kurden-Demo wurden vergangenen Samstag zwei 17-Jährige niedergestochen. Sie gehörten zu einer Gruppe, die Kundgebungsteilnehmer provoziert haben soll.
Nach eskalierter Demo: Kurden, Aleviten und Tschetschenen wollen beraten, wie man weitere Konflikte vermeiden kann.

Gewalttätige Ausschreitungen sind im sonst so friedlichen Vorarlberg eine Ausnahmeerscheinung. Doch in den vergangenen drei Monaten sind gleich zwei Demonstrationen in Bregenz eskaliert. Bei beiden Kundgebungen ging es um Konfliktherde im Nahen Osten.

Im Juli protestierten vor allem türkischstämmige Vorarlberger gegen die Militäroperation Israels im Gaza-Streifen. Als die Teilnehmer auf eine Gegen-Demo trafen, warfen einige von ihnen Steine. Blutig endete auch eine Kurden-Demo am vergangenen Samstag, bevor sie richtig begonnen hatte. Jugendliche, die von der Polizei dem türkisch-nationalen Lager zugeordnet werden, sollen Demonstranten provoziert haben. Die gingen auf die Störenfriede los – zwei von ihnen blieben mit schweren Stichverletzungen blutüberströmt am Boden liegen. Der Täter konnte von der Polizei noch nicht ermittelt werden.

Nah-Ost in Vorarlberg

Vahide Aydin, Integrationssprecherin der Vorarlberger Grünen, bereiten diese Konflikte zwischen den Volksgruppen Sorgen. "Ich befürchte, dass die Politik des Nahen Ostens in Vorarlberg transportiert werden könnte." Immer wieder stehen dabei Jugendliche an vorderster Front.

Diese brennende Lunte möchten nun die Vertreter einiger in Vorarlberg lebender Volksgruppen entschärfen. "Bei einem runden Tisch werden Kurden, Aleviten und Tschetschenen darüber beraten, wie sie heißblütige Jugendliche bremsen können", erzählt Eva Fahlbusch vom Verein Vindex, der Flüchtlinge und Asylwerber berät. Aslan Murtazaliev, stellvertretender Obmann von Vindex, organisiert das Treffen mit. "Wir möchten diese Probleme gemeinsam lösen und werden auch mit türkischen Vereinen reden", erzählt der gebürtige Tschetschene.

Vertreter der türkischen und der kurdischen Community in der derzeitigen Lage an einen Tisch zu bekommen, könnte allerdings schwierig werden. Die ausbleibende Hilfe der Türkei für die kurdische Grenzstadt Kobane in Syrien, die von IS-Kämpfern bedrängt wird, entzweit die Lager. Die Tschetschenen in Vorarlberg wiederum sehen sich immer wieder dem Pauschalverdacht ausgesetzt, mit dem Islamischen Staat zu sympathisieren. In einer Erklärung haben sie zuletzt versichert, nicht zu wollen, dass "unsere Söhne in fremden Kriegen sterben".

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