Lawinendrama: "Überlebende sind traumatisiert"

Satellitenaufnahme des Ecrins-Massives in den französischen Alpen.
Junge Alpinisten wurden ganzen Tag einvernommen / Alpenvereins-Experten am Unfallort

Bis in die Abendstunden zogen sich am Freitag die Einvernahmen jener jungen Alpinisten, die am Mittwoch in den französischen Alpen ein Lawinendrama überlebt hatten. Drei ihrer Kameraden kamen um. Ein Osttiroler ringt weiter in Grenoble um sein Leben. Die Gruppe war seit einem Jahr immer wieder gemeinsam in den Bergen unterwegs. Die Durchquerung des Ecrins-Massivs in der Nähe der Gemeinde Pelvoux war Teil des OeAV-Ausbildungsprogramms "Junge Alpinisten". Das sollte den Mitgliedern des Teams im Alter zwischen 20 und 25 Jahren den "alpinistischen Feinschliff" geben und endete in einer Tragödie.

Erstes Telefonat

"Mein Sohn hat sich immer auf die Unternehmungen mit den Kollegen gefreut. Jetzt sind die Burschen traumatisiert", sagt die Tiroler Politikerin Maria Zwölfer, die Mutter von Michael, einem der Überlebenden des Unglücks. Sie konnte Mittwochabend erstmals ausführlich mit dem 22-Jährigen telefonieren. Die Bürgermeisterin von Lermoos im Bezirk Reutte ist überzeugt: "Die Ausbildung des Alpenvereins hat noch Schlimmeres verhindert. Alle Mitglieder der Gruppe waren innerhalb von fünf Minuten ausgegraben." Für einen Wiener, einen Südtiroler und einen Salzburger kam jede Hilfe zu spät. Ein Osttiroler konnte wiederbelebt werden, liegt nun aber im Koma. Sieben Personen blieben unverletzt.

Die Tourengeher wollten sich am Mittwoch gegen 14.30 Uhr die Skier anschnallen, als der Schnee unter ihren Füßen in Bewegung gerät. "Michael wollte wegrennen, wurde aber mitgerissen und teilverschüttet. Er hat erzählt, dass an ihm Bus-große Schneeschollen vorbeigeschossen sind", sagt Zwölfer, die froh ist, dass ihr Sohn überlebt hat. Freitagabend entschlossen sich die Österreicher doch noch, in die Heimat zurückzukehren.

Lawinengefahr bleibt hoch

Das Wetter bleibt winterlich und damit bleibt auch die Lawinengefahr in den Bergen hoch. Am heutigen Karsamstag soll es teilweise bis auf 500 Meter herabschneien. Auch der Ostersonntag zeigt sich heuer nicht von seiner besten Seite, die Temperaturen bleiben einstellig. In den Tagen darauf geht es mit den Temperaturen wieder langsam bergauf; der Frühling soll dann wieder die Oberhand gewinnen. Vorsichtige Prognose: Am Donnerstag soll die Quecksilbersäule wieder vereinzelt über die 20-Grad-Marke gehen. Danach wird wieder Kurs auf den Sommer genommen.

Bis 20 Grad. Wer seine Ostereier heuer im Freien suchen möchte, sollte Handschuhe und Wollmütze einpacken. Am heutigen Karsamstag soll es teilweise bis auf 500 Meter herabschneien. Auch der Ostersonntag zeigt sich heuer nicht von seiner besten Seite, die Temperaturen bleiben im einstelligen Bereich.

Das nicht so vorteilhafte Wetter wird der Unfallbilanz guttun, denn grundsätzlich gilt: Je mehr Sonnenschein zum Fest, desto höher ist der Blutzoll. Die Polizei hat zwar wieder die alljährlichen verstärkten Kontrollen angekündigt, die Beamten werden aber wegen des Schlechtwetters naturgemäß wenig zu tun haben. Vor allem Schnellfahrer, Alkolenker und Abstandssünder sollen heuer aus dem Verkehr gezogen werden.

Pistengaudi am Ostermontag

Staus sind eigentlich nur vereinzelt zu erwarten, vor allem am Weg in die Skigebiete. Viele werden den neuerlichen Wintereinbruch in den Bergen zur Pistengaudi nutzen. Vor allem am Montag soll der Frühling im Westen und Süden mit strahlendem Sonnenschein kontern, während sich der Osten noch mit Wind und Kälte herumschlagen muss.

In den Tagen darauf geht es mit den Temperaturen wieder langsam bergauf; der Frühling soll dann wieder die Oberhand gewinnen, meinen die Meteorologen. Auch wenn langfristige Prognosen über mehr als drei Tage immer mit Vorsicht zu genießen sind: Am Donnerstag soll die Quecksilbersäule in den Thermometern wieder vereinzelt über die 20-Grad-Marke gehen. Danach wird wieder Kurs auf den Sommer genommen.

Als teilweise groß, also mit Stufe "4", ist die Lawinengefahr in Österreichs Bergen am Karfreitag eingeschätzt worden. Lawinenwarndienste in den betroffenen Bundesländern mahnten daher aufgrund des neuen Triebschnees in den Alpen zu besonderer Vorsicht. Nicht zuletzt sind auch Selbstauslösungen kleiner und mittlerer Lawinen möglich, hieß es etwa aus Tirol.

Laut den Experten in Tirol galt am Freitag nach wie vor überwiegend Stufe "3" der fünfteiligen Gefahrenskala, gebietsweise wurde sie weiterhin mit Stufe "4" angegeben. Die Hauptgefahr gehe von frischen Triebschneeansammlungen aus, die sich mit den stürmischen Nordwestwinden gebildet haben.

Gefährliche Sonne

Dieser Triebschnee könne schon von einem einzelnen Wintersportler als Lawine ausgelöst werden. Gefahrenstellen waren in steilen Hängen aller Expositionen zu finden. Bei längerer Sonneneinstrahlung seien aber auch Selbstauslösungen kleiner und mittlerer Lawinen möglich. Falls diese Lawinen bis in die Altschneedecke durchreißen, könnten sie auch größere Ausmaße annehmen, warnten die Experten.

Tageserwärmung und Sonneneinstrahlung in tiefen und mittleren Lagen könnten zudem für einen Festigkeitsverlust der Schneedecke sorgen. Unterhalb von rund 2.000 Metern sei daher auf Selbstauslösungen von Feuchtschneerutschen und Nassschneelawinen zu achten - vereinzelt seien auch exponierte Verkehrswege gefährdet.

Nicht viel besser war die Lage in Vorarlberg, wo oberhalb von 2.000 Metern Stufe "4" galt. Schon einzelne Wintersportler seien in der Lage, Lawinen auszulösen. Andreas Pecl vom Lawinenwarndienst mahnte deshalb zu besonderer Vorsicht. Skitouren waren stark eingeschränkt.

In Vorarlberg kamen in den vergangenen drei Tagen 80 Zentimeter Neuschnee zusammen, lokal und im Hochgebirge auch mehr. Wegen des Sturms war die Verbindung in den jüngsten Neu- und Triebschneeschichten nur mäßig bis schwach.

In Salzburg sprachen die Experten von einem "angespannten Dreier". Triebschnee sollte gemieden werden, die Hauptgefahr gehe von trockenen Schneebrettern aus, die mit zunehmender Höhe noch leicht auslösbar seien. "Heikel wird es oberhalb von etwa 1.800 Meter", hieß es. Auch dort riet der Lawinenwarndienst Tourengeher zur Zurückhaltung.

Die Lawinengefahr in Oberösterreich ist laut Lagebericht über der Waldgrenze lokal auf Stufe "4", ansonsten auf "3" eingestuft. Die Gefahr geht zwar langsam zurück, die erhebliche Schneebrettgefahr sei aber weiterhin zu beachten. Für Unternehmungen im Gelände ist viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erforderlich, machen die Experten aufmerksam. Bereits mit geringer Zusatzbelastung ist die Auslösung von Lawinen wahrscheinlich, ebenso die Selbstauslösung.

In Kärnten stieg die Lawinengefahr vor allem in den Hohen Tauern im Norden, teilweise gilt Warnstufe "4". Neuschnee und Wind haben die Risiken aber in allen Kärntner Gebirgsgruppen erhöht, so der Lawinenwarndienst. In hohen und hochalpinen Lagen hat die Anzahl der störanfälligen Triebschneeablagerungen zugenommen. Verschärft wurde hier die Situation durch den starken Wind mit Spitzen in den Tauern bis 100 Stundenkilometer.

Im steirischen Oberland herrschte ebenfalls Lawinengefahr der Stufen "3" bis "4", vor allem oberhalb der Waldgrenze, wie der steirische Lawinenwarndienst auf seiner Homepage mitteilte. In den vergangenen 24 Stunden fiel bis zu einem halben Meter Neuschnee. Der heftige Wind hat zudem an vielen Stellen für

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