Ein Flughafen hängt in der Luft

Der Verkehr am Kärnten Airport hält sich in Grenzen. Kürzlich musste die geplante Flugverbindung nach London Southend noch vor dem Start gecancelt werden – nur neun Passagiere hatten gebucht
Destination kann derzeit nicht vermarktet werden / Fluglinien wollen kein Risiko eingehen.

Ein Flughafen will abheben, muss jedoch seit sieben Monaten auf die Starterlaubnis warten. Die Rede ist vom Kärnten Airport. Stadt und Land wollen dringend erforderliche Sanierungsarbeiten mit 15 Millionen Euro subventionieren, die EU prüft die Rechtmäßigkeit dieser Beihilfen. Und in der Zwischenzeit ist die Destination Klagenfurt nicht zu vermarkten.

Ein Flughafen hängt in der Luft
"Das Marketing ist ein sehr, sehr schwieriges Thema. Der Airport ist prinzipiell nicht sehr bekannt und daher zeigen die Fluglinien Interesse, wenn sie auf die gute Lage und die touristischen Möglichkeiten aufmerksam werden. Aber zeitgleich wird geprüft, welchen Ruf Klagenfurt hat. Dafür brauchst du ja nur googeln. Und bis die EU ihr Okay gibt, hängen wir in der Luft", sagt Geschäftsführer Max Schintlmeister. Er würde sogar Anfragen bekommen, ob der Flughafen überhaupt noch existiere.

Es gebe durchaus Fluglinien, die sich für die Destination interessieren würden. "Aber die lassen sich mit der Entscheidung bis zum EU-Urteil Zeit. Die ersten zwei, drei Jahre kann keine Airline auf einer neuen Destination profitabel arbeiten. Und wer will schon sein Geld verbrennen?", fragt Schintlmeister.

Weit mutiger ist Schintlmeister selbst: Sein Businessplan sieht die Steigerung der Passagierzahlen bis zum Jahr 2020 auf 471.000 Fluggäste vor. 469.000 (teilweise mit Steuergeld subventionierte) hatte man 2007 zur Hochblüte vorzuweisen, laut einer Studie der "Roland Berger Strategie Consultants" mit Sitz in München verfügt der Airport über eine Kapazität von 600.000.

Das ist aber reine Theorie, denn die Zahlen sind im Jahr 2014 im Vergleich zu 2013 um 33.000 Fluggäste auf 225.000 gesunken. Und die 242.000, die Schintlmeisters Businessplan für das aktuelle Jahr auswirft, scheinen nicht realistisch. "Nachdem die Akquirierung so problematisch ist, liegen wir bei den Verkehrszahlen hinter den Planungen", gesteht der Geschäftsführer. Immerhin ist Klagenfurt von Airports in Laibach, Graz und Salzburg "umzingelt", die jeweils binnen zwei Stunden erreichbar sind und eine breitete Palette an Zielen anfliegen.

Buchungsloch

Vor wenigen Tagen musste "Gruber Reisen" das Projekt, zwei Mal pro Woche London Southend anzufliegen, einstampfen. Lediglich neun Buchungen lagen vor. "Das Projekt liegt auf Eis. Vielleicht binden wir eine weitere Destination an und fliegen im Dreieck. Wir prüfen Alternativen, es ist nicht einfach", sagt Geschäftsführer Ingo Hitzenhammer.

Umso wichtiger wäre eine Marketingoffensive, die erst dem Okay der EU folgen kann. Land, Stadt und der Airport rechnen damit im Sommer. In diesem Fall läge man für die Rollbahn-Erneuerung noch im Zeitplan. Demnach würde das Sanierungsprojekt im Herbst ausgeschrieben werden, im Frühjahr 2016 wäre Baubeginn – rechtzeitig bevor es 2017 aus sicherheitstechnischen Gründen zu empfindlichen Einschränkungen des Flugverkehrs kommen müsste.

Regierungsbeschluss

Die Finanzspritze des Landes könnte übrigens nicht durch einen eventuell noch aufrechten Zahlungsstopp in Frage gestellt werden, da es einen diesbezüglichen Regierungsbeschluss gibt.

Die Stadt hat ihre Finanzspritze ebenfalls in Form eines Gemeinderatsbeschlusses zugesagt, Neo-Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) bekannte sich stets zum Flughafen.

Sinkende Passagierzahlen, eine sanierungsbedürftige Landebahn und das Warten auf EU-Zusagen lähmen dem Kärnten Airport. Tourismusreferent Christian Benger ist dennoch überzeugt, dass der "Jetlag" überwunden wird und die Trendwende gelingt, wie er im KURIER-Interview betont.

KURIER: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?

Benger: Wir warten auf das beihilfenrechtliche Okay der EU, ja. Aber die Schienen für eine positive Zukunft wurden ja bereits gelegt. Investition sind nur gerechtfertigt, wenn auch sofort Maßnahmen zur Belebung des Flughafens erfolgen. Ich bin überzeugt, dass wir in Klagenfurt die Passagierzahlen kontinuierlich und konsequent steigern werden. Das ist ein durchaus realistisches Szenario.

Welche diesbezügliche Maßnahmen wurden getroffen?

Ich habe mehrmals sämtliche Stakeholder an einen Tisch zu einem Take Off für den Flughafen geholt. Landesholding, Kärnten Werbung, Flughafen, Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Tourismusregionen, Tourismusverbände, Reiseveranstalter und Hoteliervereinigung ziehen an einem Strang. Wir sitzen ja alle in einem Boot und wollen alle diesen Flughafen beleben. Die Zusammenarbeit aller Profiteure und Kooperationen auf allen Ebenen ist genauso maßgeblich, wie die Festlegung der Zielmärkte, die Produktentwicklung, das Marketing und ein Mobilitätskonzept. Der nächste Schritt ist die Gründung einer Incoming-Outgoing-Agentur, die privatwirtschaftlich geführt wird. Diesbezüglich wird es nächste Woche Gespräche mit der Wirtschaftskammer geben. Denn es liegt nicht am Flughafen alleine, sondern vor allem an den Profiteuren, ob sich der Erfolg einstellt. Das Tourismusreferat wird eine Anschubfinanzierung für diese Agentur in der Höhe von 50.000 Euro leisten. Wir wollen verstärktes Städtemarketing betreiben und in andere Dimensionen vorstoßen.

Das wollen andere Flughäfen rund um Klagenfurt ebenfalls. Wie schätzen Sie die immer größer werdende Konkurrenzsituation mit Laibach ein?

Wir müssen uns natürlich anschauen, welche Märkte dort bedient werden und beachten, dass es beim Kärnten Airport zu keinen Überschneidungen kommt.

Am Dienstag ist in Klagenfurt ein Gespräch zwischen Ihnen, dem Kärnten-Airport-Vorstand und Andreas Otto, Vorstand der Austrian Airlines, angesetzt. Was erwarten Sie sich von dieser Sitzung?

Es wird um die Destination Klagenfurt und deren Zukunft gehen. Aber ich will dem Gespräch jetzt nicht vorgreifen.

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