Initiative will tödliche Kinderunfälle stoppen

Initiative will tödliche Kinderunfälle stoppen
Alle drei Minuten verunglückt in Österreich ein Kind. Gezielte Prävention soll dies verhindern.

Alle drei Minuten verunglückt in Österreich ein Kind. Im Vorjahr starben bei Unfällen insgesamt 20 Kinder unter 15 Jahren, rund 165.000 wurden so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Kein getötetes oder schwerverletztes Kind mehr in Österreich bis zum Jahr 2020 hat sich die Initiative "Vision Zero 2020" zum Ziel gesetzt.

Präventionsmaßnahmen

Mit gezielten Informationen sollen das Bewusstsein für den Schutz der Kinder gesteigert und Unfälle durch praktische Präventionsmaßnahmen verhindert werden, erklärten Vertreter des österreichischen Versicherungsverbandes VVO, des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) und des LKH Graz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) am Mittwoch in Wien.

So müsse man bei Eltern auch das Bewusstsein schärfen, dass "jede Minute, die man ein kleines Kind unbeaufsichtigt lässt, zu einem Unfall führen kann", sagte Karmasin. Der erste Schritt sei daher Elternbildung, vorbeugend und präventiv arbeiten will das Ministerium unter anderem mit Videos auf der Webseite.

Österreich soll zum kindersichersten Land Europas werden, sagte die Familienministerin. Aktuell liegt Österreich im europäischen Mittelfeld. Die Kindersterblichkeit nach Unfällen ist hierzulande mit einer Rate von 20 Unfalltoten je eine Million Kinder unter 15 Jahren um mehr als 20 Prozent höher als beispielsweise in Schweden mit einer Rate von 16.

Gefahrenzone Haus und Freizeit

"75 Prozent der Unfälle passieren zu Hause und in der Freizeit", sagte Othmar Thann, Direktor des KFV. Noch höher sind hier die Zahlen bei den Schwerverletzten: Neun von zehn Kindern, die schwer verletzt wurden, verunglückten zu Hause und in der Freizeit. Daheim verletzten sich jeden Tag 112 Kinder, so die Zahlen des KFV.

Nur zwei Prozent der Unfälle mit Kindern ereignen sich im Straßenverkehr. Mehr als jeder fünfte Unfall geschieht in der Schule und beim Schulsport, meistens durch Stürze. "Bewegung kann helfen, um beispielsweise besser auf Stürze reagieren zu können", sagte Karmasin und verwies auf Programme mit täglichen Turneinheiten im Kindergarten und die Turnstunde jeden Tag ab dem kommenden Schuljahr in Ganztagsschulen.

Fensterstürze

Im Frühjahr steigt auch das Risiko von Fensterstürzen, erst am Wochenende starb in Wien ein Zehnjähriger nach einem Sturz aus rund zehn Metern Höhe. Rund drei Kinder sterben jährlich bei derartigen Unfällen, erläuterte Thann. Der KFV-Direktor verwies etwa darauf, dass in der 2. Tierhaltungsverordnung geregelt ist, dass bei Katzen, sofern sie in Räumen gehalten werden, bei denen die Gefahr eines Fenstersturzes besteht, Fenster und Balkone mit geeigneten Schutzvorrichtungen versehen werden müssen. "Ist das nicht auch möglich für Kinder?", fragte Thann und verwies auf einfache Maßnahmen wie Fenstersperren.

Nach Badeunfall im Wachkoma

Die zweite Hauptursache für tödliche Unfälle bei Kindern ist Ertrinken. Hier starben in den vergangenen fünf Jahren jährlich zwischen drei und vier Kinder unter 15 Jahren. Jedes Jahr gibt es bis zu 50 Kinder, die nach solchen Unfällen im Wachkoma liegen, sagte Thann. "Das ist eine furchtbare Belastung für die Eltern", so der KFV-Direktor. Mit Maßnahmen wie der Umzäunung von Biotopen oder Kinderschwimmkursen könnten diese Unfälle verhindert werden.

Ebenfalls zu den Hauptunfallursachen bei Kindern zählen Verbrennungen und Verbrühungen. Greift ein Kind etwa nach einem Häferl mit heißem Wasser am Herd, sind rund 30 Prozent der Körperoberfläche verbrüht, sagte Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am LKH Graz. Der Experte verwies darauf, dass der Großteil der Unglücke meist auf einfache Weise vermieden werden kann. "Ich bin froh für jedes Kind, das ich nicht operieren muss", sagte Kamolz.

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