Gericht erlaubt Friseuren, Wimpern zu verlängern

Haar für Haar werden falsche auf echte Wimpern geklebt.
Friseure wurden anonym angezeigt, weil sie Wimpern verlängerten. Strafen der BH aufgehoben.

Im Jänner dieses Jahres fiel Tanja Huber aus allen Wolken. Da teilte ein Organ der Gewerbeaufsicht der Friseurin in Wattens (Bezirk Innsbruck Land) bei einem Lokalaugenschein mit, dass sie eine ihrer angebotenen Leistungen gar nicht in der Produktpalette führen dürfte: Wimpernverlängerungen. Später kam ein Bescheid der Bezirkshauptmannschaft. Huber sollte für den angeblichen Verstoß 360 Euro Strafe bezahlen.

Gericht erlaubt Friseuren, Wimpern zu verlängern
Das Landesverwaltungsgericht Tirol musste in einem kuriosen Rechtsstreit entscheiden. Mehrere Friseure, darunter auch Tanja Huber in Wattens (Bild) wurden von der BH gestraft, weil sie Wimpernverlängerungen anbieten. Das dürfen sie auch, entschied das Gericht.
"Da schaust erst einmal", sagt die Tirolerin. Immerhin sei sie als Friseurin und Perückenmacherin berechtigt, alle Kopfhaare zu behandeln. "Und Wimpern gehören zum Kopf. Wir färben ja zum Beispiel auch Wimpern", erklärt Huber. Außerdem habe sie im Vorfeld eigens eine teure Schulung für eine Mitarbeiterin finanziert.

Ausgangspunkt für das Verfahren war eine anonyme Anzeige. Und es war nicht die einzige, wie Tirols Innungsmeister Clemens Happ erzählt: "Insgesamt wurden drei Kollegen angezeigt. Der Tiroler Landesverwaltungsgerichtshof hat den Bescheid der BH nun aufgehoben und entschieden: "Friseure dürfen sehr wohl Wimpern verlängern." Das gehe auch aus einer Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums hervor.

Richtungsweisend

Happ sieht ein richtungsweisendes Urteil für ganz Österreich. Denn nun sei diese Frage endgültig geklärt. "Wir wären schon überrascht gewesen, wenn das anders ausgegangen wäre." Immerhin sei die Wimpernverlängerung 2014 sogar im Berufsbild und damit in die Ausbildung aufgenommen worden.

Friseurin Huber ist erleichtert, aber auch verärgert: "Das war Geschäftsschädigung." Immerhin konnte sie die 180 Euro teure Behandlung, bei der falsche Wimpern aus Seide oder Nerz einzeln auf das Echthaar geklebt werden, mehrere Monate nicht anbieten. Aus welcher Ecke die Anzeigen kamen, weiß die Geschäftsfrau nicht. Als Motiv vermutet sie aber Neid.

Die BH ging jedenfalls davon aus, dass nur Kosmetiker Wimpern verlängern dürfen. Zwischen den beiden Berufsgruppen gibt es jedoch mehrere Überschneidungen, wie z.B. das Auftragen von Make-up. Einen Kompetenzstreit hat es laut Clemens Happ aber nicht gegeben: "Auch die Innungsmeisterin der Kosmetiker ist der Meinung, dass Friseure Wimpern verlängern dürfen."

Kommentare