Eurofighter-Desaster: Die Chronologie einer Pleite
Österreich sollte seine Eurofighter verkaufen. Das ist nur eine von vielen Reaktionen auf den KURIER-Bericht über die Pläne des Generalstabes, aus Kostengründen die Luftraumüberwachung radikal einzuschränken – was nur geht, wenn Österreich der ungarischen oder der tschechischen Luftwaffe gestattet, Luftoperationen im österreichischen Luftraum durchzuführen.
Ins Visier der Kritiker geriet auch der damalige Verteidigungsminister Herbert Scheibner, der im Jahr 2002 die Typenentscheidung fällte. Doch Scheibner hatte damals schon auf das Problem mit den hohen Betriebskosten hingewiesen. Zwar hatte der Eurofighter im Bewertungsverfahren das Rennen klar vor dem schwedischen Gripen gewonnen, doch der Generalstab legte sich auf den Gripen fest. Denn die Generäle wussten, dass sie die höheren Eurofighter-Betriebskosten nicht finanzieren können.
Als sich aber der damalige FPÖ-Finanzminister Karl-Heinz Grasser der Regierung des ÖVP-Kanzlers Wolfgang Schüssel im Ministerrat auf den Eurofighter festlegte, forderte Scheibner zusätzliche 50 Millionen Euro für den Flugbetrieb. Er bekam diese Zusage auch und sie steht sogar im Protokoll.
Gebrauchtmodelle
Als im Jahr 2007 die ersten Eurofighter geliefert wurden, machte der nunmehrige Verteidigungsminister Norbert Darabos, SPÖ, die Finanzierungsgarantie des Jahres 2002 nicht geltend. Er hatte dafür aber die Anzahl von 18 auf 15 Stück herunterverhandelt und auf die moderne Tranche 2 verzichtet. Weiters hat er sechs neue gegen gebrauchte Maschinen getauscht. Das Bundesheer bestreitet jetzt nicht nur die hohen Betriebskosten, sondern hat auch erhöhte Wartungskosten. Denn für die veraltete Österreich-Version müssen manche Ersatzteile beim Hersteller bereits händisch hergestellt werden. Und die Frage nach einem Verkauf ist unrealistisch. Denn die Darabos-Version kann keine Luftwaffe brauchen. Und ein Vertragsausstieg wegen Korruption scheint ebenfalls unrealistisch, weil es dafür (noch) keine Beweise gibt.
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