Entführt, vergewaltigt: Mädchen erlitt Martyrium

Vergewaltigung und Entführung, Angeklagter, Frank Geitner-Strobl
Prozess in Graz: Mann soll 15-Jährige vergewaltigt und entführt haben.

Der Angeklagte versteckt sich hinter Zetteln, als er in den Saal geführt wird. Zuhörer will er keine. Doch „das Interesse der Öffentlichkeit an diesem Fall überwiegt“, beschließt Richter Martin Wolf und so hören die Zuschauer, dass sich der 44-Jährige „im Prinzip unschuldig“ fühlt.

Da hatte Staatsanwältin Katharina Doppelhofer aber schon das Martyrium eines 15-jährigen Mädchens geschildert. Die Grazerin hatte sich auf ein Jobinserat als Babysitter gemeldet und wurde entführt: Zehn Stunden lang soll sie in der Gewalt des Deutschen gewesen sein. Vergewaltigt, zum Oralsex gezwungen: „Sie hatte Brechreiz, hat geweint“, schildert die Anklägerin. „Sie war in Todesangst.“ Von Graz nach Kroatien und wieder retour in die Obersteiermark ging die Fahrt, die erst mit einem Autounfall endete. „Zum Glück“, befindet Richter Wolf, „das war ihre Rettung.“

Aber der Angeklagte leugnet. Das sei so nicht gewesen, das Geständnis von der Polizei erzwungen worden. „Bei der Polizei hat man mir gesagt: ,Sag’ das so oder es gibt was auf’s Maul.’“ Es reicht der Staatsanwältin, sie erweitert die Anklage wegen Vergewaltigung und Entführung auch auf Verleumdung.

„Wir können Ihre Version tagelang durchkauen. Ob sie dann glaubwürdiger wird, kann ich nicht sagen“, mahnt der Richter den Deutschen. Der bleibt aber dabei: Er habe für den Besuch seiner Familie einen Babysitter gebraucht. Das Mädchen habe nach Kroatien geführt werden wollen, die Schreckschusswaffe „eines Kollegen“ sei nur zufällig im Wagen gelegen. „Ich hab’ mich von dem Mädchen massiv unter Druck gesetzt gefühlt. Sie hat gesagt, wenn ich nicht fahre, zeigt sie mich wegen Vergewaltigung an.“

Wegen sexueller Nötigung war der Deutsche übrigens in seiner Heimat vor Gericht: Er saß 23 Jahre lang wegen „sexueller Abnormität“ in einer Anstalt.

Der Prozess wurde vertagt.

Kommentare