"Die meisten glauben, sie können machen, was sie wollen"

Skitouren im freien Gelände sind reizvoll. Doch Wintersportler sollten sie nicht ohne Basiswissen von Schnee- und Wetterkunde wagen.
Erneut lösten Skifahrer abseits der Piste eine Lawine aus. In der Ramsau kann man in Kursen lernen, die Gefahren einzuschätzen.

Auf einer Länge von 100 Meter haben Schneemassen am Montag eine Piste im Skigebiet von Sefaus im Tiroler Oberland verschüttet. 150 Retter durchsuchten den Lawinenkegel und konnten schließlich Entwarnung geben. Doch erneut zeigte sich, welche Gefahr derzeit von Variantenfahrern ausgeht, die sich abseits der gesicherten Pisten bewegen. Vier Skifahrer hatten das 30 Meter breite Schneebrett gegen 12 Uhr im freien Gelände ausgelöst. Dort waren sie trotz "erheblicher" Lawinengefahr, die schon seit Tagen in Tirol gilt, unterwegs.

Exakt solche Situationen könnten vermieden werden. "Unser Ausgangspunkt war einfach: Es passiert immer wieder etwas. In dem Bereich ist Schulung nötig." Bergführer Peter Perhard bietet gemeinsam mit dem Tourismusverband Ramsau am Dachstein deshalb den "Tiefschnee-Pass" an: Wetter- und Schneekunde, Lesen von Schneeprofilen und Einschätzen der Lawinengefahr stehen ebenso auf dem Programm wie korrektes Verwenden von Lawinenverschütteten-Suchgeräten und Verhalten im Ernstfall.

Seit Dezember wird der eintägige Kurs angeboten, bisher hat er zwei Mal stattgefunden, 16 Teilnehmer machten mit. Gelehrt und gelernt wird direkt im Gelände. "Das wird alles draußen gemacht, in der Theorie kann man’s nicht lernen", sagt Perhard. Das sei ja auch einer der Fehler, die viele Tiefschneefahrer machten: "Die meisten glauben, sie kaufen sich ein Buch und lesen sich ein. Aber das funktioniert so nicht."

Berichte lesen

Mit Tourenski, Aufstiegsfellen, Schaufel und Sonden machen sich die Kursteilnehmer zur Skitour in der Ramsau auf. Dabei bringen die Profis ihren Schülern auch gleich einige Tricks und Kniffe bezüglich der Fahrtechnik bei. "Das Wichtigste ist aber, dass die Leute den Lawinenbericht ablesen und interpretieren können. Sie müssen auch mit der Sicherheitsausrüstung umgehen können." Schrittweise werden die Wintersportler an das Abenteuer Tiefschnee herangeführt.

Ein Tag sei jedoch nur der Anfang, mahnt Perhard. "Wir geben den Leuten die Botschaft mit, dass sie sich mit dem Thema auch weiterhin auseinander setzen müssen. Das lernt man nicht an einem Tag." Durch Wintersportler, die die Gefahren nicht richtig erkennen, käme Tiefschneefahren abseits der gesicherten Pisten in Verruf, bedauert der Steirer. "Das Fahren selbst ist nicht gefährlich, wenn ich weiß, was ich tue. Aber die meisten glauben, sie können im alpinen Gelände machen, was sie wollen."

INFORMATIONKurse finden bis Ende März jeden Dienstag statt, geeignet auch für Jugendliche ab 14 Jahren, kosten inklusive Leihausrüstung: 69 Euro pro Person. www.ramsau.com

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