Buchautor: Kampusch "wird für diese Attacke missbraucht"

Buchautor Peter Reichard bei seinen Recherchen mit Natascha Kampusch bei Wolfgang Priklopils Haus in Strasshof
Peter Reichard wehrt sich gegen Kritik von Anwalt, der Klage überlegt. Kampusch plant eigenes Buch.

Als "maßlose Schweinerei" bezeichnet Autor Peter Reichard den Wirbel um sein neues Buch zum Entführungsfall Natascha Kampusch.

Wie berichtet, soll Kampusch nicht mit dem Buch einverstanden gewesen sein, in dem der deutsche Ex-Kripo-Beamte Reichard anhand von Videoprotokollen Szenen aus ihrer achtjährigen Gefangenschaft bei Wolfgang Priklopil schildert.

Ihr Anwalt, Gerald Ganzger, überlegt rechtliche Schritte. Die Privatsphäre seiner Mandantin sei verletzt worden – die Videos seien ja nicht ohne Grund unter Verschluss. "Sie wollte nicht, dass sie an die Öffentlichkeit kommen. Woher Herr Reichert sie hat, ist mir schleierhaft", sagt Ganzger.

Zehn Jahre in Freiheit

Dass Kampusch sehr wohl über das Erscheinen des Buches informiert gewesen sein soll, und auch die Gelegenheit gehabt habe, das Manuskript zu lesen, gab Reichards Verlag gegenüber dem KURIER bereits zu Protokoll.

Der Autor selbst vermutet aber darüber hinaus, dass nicht sie selbst, sondern ihr Verlag etwas gegen sein Buch habe, weil im Sommer ein eigenes veröffentlicht werden soll. Der Titel: "10 Jahre Freiheit". Die heute 28-Jährige wurde 1998 entführt, ihre Flucht im August 2006 jährt sich heuer zum zehnten Mal. "Es tut mir von Herzen leid, dass sie von ihren Medienberatern für diese Attacke gegen mich missbraucht wird", sagt Reichard.

Er und seine Frau, die am Buch mitgearbeitet hat, seien immer im besten Einvernehmen mit Kampusch gewesen. "Sie hat meiner Frau zum Dank für unsere Arbeit sogar etwas gebastelt", sagt er. Das Werk sowie gemeinsame Fotos bewahre er auf – als Beweis, dass zwischen ihnen alles in bester Ordnung sei.

"Sie sollte froh sein"

"Sie ist ein Verbrechensopfer, muss mit so vielem zurecht kommen. Und dann gibt es noch Leute, die Geld mit ihr verdienen wollen", sagt er – und nimmt sich selbst nicht aus. "Sie sollte sich darüber freuen, dass endlich die Wahrheit auf den Tisch kommt. In meinem Buch zeige ich, dass alle Verschwörungstheorien falsch sind und sie immer die Wahrheit gesagt hat."

Ob Kampusch wirklich damit einverstanden war, dass er die bisher unbekannten Videoaufnahmen ihrer Demütigungen im Hause Priklopil veröffentlicht? "Ja, und das kann ich auch belegen", betont Reichard.

Die Betroffene möchte sich selbst nicht dazu äußern, Interviewwünsche werden abgewiesen. "Sie möchte nur in Ruhe gelassen werden", richtet ihr Anwalt aus.

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