Bloggerin hilft Flüchtlingen in Traiskirchen

Alizadeh vor ihrem Auto: Der Kofferraum ist voll mit Spenden.
Mode-Expertin "Dariadaria" organisiert Spenden, Wohnungen, Arztbesuche – und findet Freunde.

Eine 26-jährige Frau, die einen Blog über Mode schreibt? Allerlei Klischees – von Oberflächlichkeit , Materialismus und Eitelkeit – sind da schnell zur Hand. Mit Vorurteilen ist es jedoch so eine Sache: Nicht selten entpuppen sie sich als Humbug.

Madeleine Alizadeh ist bekannt als Bloggerin "Dariadaria" – und dieser Tage noch bekannter als außergewöhnlich engagierte Flüchtlingshelferin. Mehrmals pro Woche fährt sie nach Traiskirchen. Sie transportiert Spenden und hilft bei Behördenwegen, sie organisiert Wohnungen, Arztbesuche und Übersetzungen. Und sie schließt Freundschaften.

Die Schicksale nehmen Alizadeh sichtlich mit. Sie berichtet von Menschen, die alles verloren haben, die Hunger haben und die verzweifelt sind: "Als es zu regnen anfing, konnte ich nicht mehr schlafen. Viele haben mir Fotos aus ihren nassen Zelten geschickt."

Das Schlimmste aber, sei die Bürokratie: "Ich habe für eine irakische Familie eine Unterkunft organisiert. Aber sie durften Traiskirchen nicht verlassen, weil ein Dokument fehlte." In ihrer Verzweiflung schrieb sie einen offenen Brief ans Innenministerium, der zigfach in den Sozialen Medien geteilt wurde – und der bewirkte, dass die Familie vom Zelt in ein Haus übersiedeln durfte.

Familiär vorbelastet

Woher rührt ihr Engagement? Bereits ihr Vater – er stammt aus dem Iran – arbeitete als Menschenrechtsaktivist. Sie selbst wuchs in Österreich auf: "Aber schon als ich klein war, hatten wir Flüchtlinge bei uns einquartiert."

Mode war übrigens lange kaum Thema in ihrem Leben – dergestalt familiär vorbelastet träumte sie, einmal für eine NGO zu arbeiten. Sie studierte Politologie und Ethnologie und begann zu bloggen: etwa über die Kürzung der Familienbeihilfe. "Mode wurde zufällig zum Schwerpunkt", erzählt sie. Und das sehr erfolgreich: Rund 250.000 Zugriffe verzeichnet ihr Blog pro Monat.

Seit Wochen dominiert auf ihrer Facebook-Seite aber das Thema Traiskirchen: "Das ist eine Sache, die dich einfach komplett einnimmt, Tag und Nacht." Wichtig sei, den Menschen sozialen Anschluss zu bieten: "Mit dem Hinschmeißen von Sachen ist es nicht getan." Fürchten müsse man sich nicht: "Syrer und Iraker sind von ihrer Mentalität her sehr westlich. Viele haben studiert. Und sie sind freundlich, bescheiden und dankbar." Mit Vorurteilen ist es nämlich so: Oft sind sie schlicht Humbug.

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