Billiges Öffi-Ticket wird auch teurer

Die Jahreskarte für Grazer kostet künftig 241 Euro
Die Karte ausschließlich für Grazer verkauft sich gut, doch ab Freitag steigt ihr Preis.

Sie waren der Renner des Vorjahres und liegen auch heuer gut in Fahrt: 35.200 verbilligte Jahreskarten für die öffentlichen Verkehrsmittel hat die Holding Graz 2015 verkauft. Heuer haben bisher schon 21.800 Grazer zugeschlagen und um jeweils 228 Euro Tickets gekauft.

Doch ab übermorgen, Freitag, ist die günstigere Karte nicht mehr ganz so günstig, sie kostet mit 1. Juli nämlich 241 Euro, also um 5,7 Prozent mehr. Das liegt an der generellen Tariferhöhung des Steirischen Verkehrsverbundes stets zu Julibeginn: Ein 20 Jahre alter Vertrag erlaubt nämlich den Verkehrsunternehmen, jedes Jahr um das 1,75-Fache des Verbraucherpreisindexes mehr zu verrechnen; eine Teuerung, die dann auch die Fahrgäste der Öffis zahlen müssen.

Tarif-Automatik

"Das ist ja das Problem, der Hauptpreis ist zu hoch", sagt Gerhard Wohlfarth, Klubobmann der Grünen im Grazer Gemeinderat. "Die Automatik mit dem 1,75-fachen Index ist zu hoch. Davon muss man wegkommen." Die KPÖ im Landtag sieht das ähnlich. "Das Land muss endlich seinen Einfluss geltend machen und diese Regelung zu Fall bringen", fordert Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler. Eine automatische Erhöhung um einen bestimmten Index sei nicht mehr gerechtfertigt, da die Treibstoffpreise gesunken seien.

Die Grünen stimmten im Gemeinderat gegen die teurere Billigkarte, obwohl sie sich eine "moderate Preissteigerung" vorstellen könnten. Doch dazu müsste das Angebot ausgebaut werden: "Wir haben zwar jetzt günstigere Tickets, aber die Leute stehen trotzdem auf der Straße, weil die Straßenbahn voll ist", begründet Wohlfarth.

An Wohnsitz gekoppelt

Dennoch, die Einführung der verbilligten Jahreskarte war ein Meilenstein für Graz: Sie gilt nur für jene Personen, die einen Hauptwohnsitz in der Landeshauptstadt haben, ist also an den Meldezettel gekoppelt. 399 Euro kostete dagegen die reguläre Jahreskarte im Vorjahr. Die Stadt zahlt der Holding Graz Zuschüsse, damit die Grazer die billigeren Karten beziehen können. So sollten möglichst viele Bewohner zum Umstieg vom Auto in die Öffis bewegt werden.

Durch die Stützung der Stadt wurden die Tarife der "Jahreskarte Graz" auf das Niveau der Halbjahreskarte des Verkehrsverbundes gedrückt und sogar unterschritten: Diese kostete bisher 234 Euro, ab Juli steigt ihr Preis dann ebenfalls auf 241 Euro und wird damit an die günstigeren Tickets für Grazer angeglichen.

171 Euro betrug der Zuschuss pro Jahreskarte somit in Graz bisher, 4,1 Millionen Euro hatte man im Vorjahr dafür im Budget. Jetzt betrage der Zuschuss 175 Euro, betont man im Büro von Finanzstadtrat Gerhard Rüsch, ÖVP, sei also ohnehin ein Plus. Das wirkt sich aber für die Käufer allerdings marginal aus, denn das zugrunde liegende Jahresticket zum Normaltarif für Nicht-Grazer wird nämlich um 17 Euro teurer, kostet also statt 399 ab 1. Juli 416 Euro, ein Plus von 4,2 Prozent. Von diesen Karten gingen heuer bisher nur 1700 Stück weg: Sie dürften wohl von Pendlern gekauft werden, die entweder nach Graz zur Arbeit kommen oder aus der Stadt ins Umland fahren.

Zuschuss für Pendler

Dort setzen die Grünen an: Sie fordern auch für diese Zielgruppe Zuschüsse. "Grazerinnen, die hinauspendeln, bekommen gar keine Unterstützung. Wenn man zwei Zonen fährt, sind das im Jahr fast 600 Euro", rechnet Wohlfahrt vor. "Gerade da wäre auch ökologisch viel zu holen, denn die meisten Pendler fahren mit dem Auto." Ein entsprechender Antrag der Grünen fand im Gemeinderat allerdings keine Unterstützer.

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