Belastungstest für den Arlberg

Über den Arlbergpass rollt so viel Verkehr, wie zuletzt vor der Eröffnung des Arlbergtunnels im Jahr 1978. An Reisewochenenden könnten es bis zu 20.000 Autos täglich sein.
Die Passstraße muss erstmals den Verkehr eines langen Wochenendes schlucken.

Es staut. Allerdings nur kurz. Und das auch nur an der Kasse des Restaurants Passhöhe auf 1800 Metern. Draußen auf dem Parkplatz stehen vor allem Autos von Urlaubern. Drinnen sitzen am Donnerstag zu Mittag unter anderem Juan und Maya Zuniga. Die beiden Schweizer aus Zürich sind gerade auf dem Weg in ein verlängertes Wochenende in Tirol und gönnen sich bei ihrem Zwischenstopp direkt auf dem Arlbergpass Kaffee und Kuchen. "Wir wären eigentlich durch den Arlbergtunnel gefahren. Aber durch die Sperre sieht man wenigstens die Natur", sagt Maya.

Bis 14. November ist die wichtigste Verbindung zwischen Tirol und Vorarlberg aufgrund umfangreicher Bauarbeiten in der Röhre für den Verkehr gesperrt. Der muss nun über die alte Passstraße rollen. Das funktioniert bislang relativ reibungslos. Bei einem Lokalaugenschein am Donnerstag beträgt der Zeitverlust auf der rund eine viertel Stunde langen Fahrt von St. Anton über St. Christoph in Tirol hinüber ins Vorarlberger Stuben nur wenige Minuten.

Lkw dürfen nur für Transporte in aus der Region den Pass queren. An Feiertagen und Wochenenden wird der Schwerverkehr mit mehreren Verboten nahezu komplett von der Strecke verbannt. Trotzdem wird das durch den heutigen Feiertag verlängerte Wochenende eine erste Belastungsprobe. Denn an Reisewochenenden fahren ansonsten täglich bis zu 20.000 Pkw durch den Tunnel. "Den ersten großen Ansturm erwarten wir aber erst zu Pfingsten", heißt es vom Polizeikommando St. Anton.

Brenzlige Monate

Das Verkehrsaufkommen ist seit Beginn der Umleitung bereits merkbar gestiegen, sagt Gitti Bolterl von einer Tankstelle im Dorf. Das versinkt üblicher Weise nach der Wintersaison im Sommerschlaf. Die Tunnelsperre wird das ändern. "Beim Geschäft merkt man bereits eine Steigerung. Im Juli und August wird es dann so richtig brenzlig", vermutet Bolterl in Bezug auf die zu erwartende Kundenzahl.

Brenzlig wurde es auf der Passstraße früher in der Hauptreisezeit, als es den Tunnel noch nicht gab, mitunter im wahrsten Sinn des Wortes. "Da sind die Autos der Camper mit ihren Wohnwagen heißgelaufen und es gab schnell mehrere Kilometer Stau", erinnert sich Adi Werner vom Hotel Arlberg Hospiz, das in St. Christoph unterhalb des Passes liegt. "Eine Fahrt zur Post in St. Anton und zurück konnte da bis zu vier Stunden dauern. Heute benötigt man für runter und rauf jeweils zehn Minuten", erzählt der Seniorchef der Nobelherberge.

Er hofft nicht, dass im kommenden Sommer Erinnerungen an alte Zeiten wach werden. Den Arlbergtunnel, bei dessen Eröffnung Werner im Dezember 1978 für die Verköstigung der 2000 Festgäste verantwortlich war, nennt er ein Jahrhundertgeschenk: "Davor war der Verkehr für die Orte an der Passstraße eine Zumutung."

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