800 Meter in die Tiefe gestürzt

800 Meter in die Tiefe gestürzt
Ötztaler Extrem-Bergsteiger wird seit einem Unglück am Dienstag vermisst. Es gibt wenig Hoffnung auf Rettung.

Im Ötztaler Dorf Umhausen wurde am Donnerstagabend gemeinsam gebetet. "Wir hoffen auf ein Wunder", sagt Martin Scheiber von der örtlichen Bergrettung. Zwei Söhne der Gemeinde sind in ein Alpindrama in der Annapurna-Region von Nepal verstrickt: der Weltklasse-Kletterer Hansjörg Auer und sein Jugendfreund Gerri F.

Anfang Oktober waren sie gemeinsam mit einem weiteren Tiroler zu einer Erstbegehung am Nilgiri South aufgebrochen. "Das ist ein sehr ausgeprägter, markanter Gipfel", erklärt der Tiroler Meteorologe Karl Gabl, der das Team mit Wettertipps versorgt hat und am Dienstag von Hansjörg Auer eine traurige Nachricht aus der Ferne erhielt.

Absturz bei Abstieg

Das Trio befand sich bereits im Abstieg, als Gerri F. aus ungeklärter Ursache in etwa 7000 Metern Höhe rund 800 Meter in die Tiefe stürzte. "Es wurden bereits mehrere Bergeversuche unternommen. Aber das schlechte Wetter hat einen Hubschraubereinsatz bisher verhindert", erklärte ein Sprecher des Außenministeriums am Donnerstag.

Hansjörg Auer und der zweite Tiroler konnten unversehrt ins Basislager absteigen. Die Chancen, dass Gerri F. noch lebend geborgen werden kann, stehen mehr als schlecht. Ungeachtet der großen Fallhöhe verringern auch die Witterungsbedingungen die Überlebenschancen des vermissten 27-Jährigen. "In der Nacht auf Donnerstag hat es geschneit", erklärt der Sprecher des Außenministeriums. Die Familie des Verunglückten klammert sich indes an jeden Strohhalm, so lange es noch Hoffnung gibt, heißt es.

Fraglich bleibt, wann ein Hubschrauber zu einem Suchflug starten kann. Vor Ort sind aber auch Sherpa-Teams im Einsatz. Das Außenministerium steht mit den lokalen Behörden und der Familie von Gerri F. im engen Kontakt.

Spitzen-Alpinisten

So schlecht die Witterung zuletzt war, bei der Besteigung des Nilgiri war sie kein Problem. "Das Wetter hat gepasst", sagt Gabl. Und die Expeditionsteilnehmer seien allesamt sehr erfahren. "Das sind die besten Bergsteiger Tirols und Österreichs. Das ist sehr tragisch", sagt der Alpinexperte.

Hansjörg Auer hat sich in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Erstbegehungen einen Namen in der Szene gemacht. Immer wieder war der 31-Jährige auch mit Gerri F., selbst Berg- und Skiführer, unterwegs. Die beiden wuchsen gemeinsam auf. Auf der Facebook-Seite von Auer zeugen Bilder einer gemeinsamen Tour im Ötztal von der Bergfreundschaft.

Beide gehören einer Alpinisten-Generation an, die ihre Herausforderungen in extrem schwierigen Wänden und Routen sucht, nachdem alle großen Gipfel längst bestiegen sind.

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