Mehr Drogenmissbrauch, "Böhmische Küchen" im Trend

Waffen und Suchgift eines im Vorjahr in OÖ gesprengten Drogenrings
Crystal Meth ist in Oberösterreich vorne. Zahl der ausländischen Dealer steigt an.

Nur auf den ersten Blick gibt der neue Suchtmittelbericht 2015 des Bundeskriminalamts (BKA) für Oberösterreich Anlass zur Erleichterung. Die 33.000 Anzeigen im Rahmen der Drogenkriminalität bedeuteten österreichweit einen Anstieg zu 2014 um 8,8 Prozent. In OÖ bedeuteten 5136 Fälle ein Plus von 0,7 Prozent. Das ist zwar unter den Bundesländern der niedrigste Wert, zugleich aber der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre. 2006 waren es noch 3230 Anzeigen.

Die Drogenkriminalität sei in OÖ nicht weniger bedrohlich wie im übrigen Bundesgebiet, sagt Daniel Lichtenegger vom BKA. Ist die niedrigere Steigerungsrate in OÖ bei den Anzeigen etwa auf geringeren Fahndungsdruck durch die Polizei erklärbar? "Sicher nicht", behaupten der BKA-Mann Lichtenegger und Verantwortliche in der OÖ Landespolizeidirektion. Vor allem die 2014 gegründete "Einsatzgruppe Nord", die vor allem den illegalen Import chemischer Drogen aus Tschechien bekämpft, sei hoch aktiv, heißt es in Linz.

Crystal Meth

Vor allem die Einfuhr schnell erzeugter und höchst gefährlicher synthetischer Drogen wie Crystal Meth aus Tschechien bleibt eines der großen Probleme in der oö. Szene. "Die Inhaltsstoffe dieser Substanzen sind vielfach nicht nachvollziehbar und deshalb auch höchst gefährlich für die Konsumenten", sagt Lichtenegger. Weil chemische Substanzen, die in Eigenregie daheim angeblich leicht zum synthetischen Problemlöser zusammengebastelt werden können, steigt der Handel mit Zutaten im Internet. OÖ ist im Vorjahr mit derartigen "Böhmischen Küchen", wie sie die Ermittler nennen, aufgefallen. Von österreichweit zehn aufgedeckten Laboren waren sechs in OÖ stationiert. Bei Crystal Meth liegt OÖ vorne. 2015 wurden hier 67 Kilo beschlagnahmt, 2014 noch 16 Kilo.

Sprengkraft

Da entwickele sich ein gefährlicher Nebeneffekt, meint Experte Lichtenegger mit Blick auf die dilettantischen Eigenbau-Labore. Meist in finsteren Hinterzimmern von Wohnhäusern eingerichtet, bergen sie nicht unbeachtliche Sprengkraft.

Undurchsichtig, weil rechtlich durch das Briefgeheimnis für die Polizei schwer kontrollierbar ist der Drogenhandel im "Darknet" über das Internet. Faktum sei, heißt es im Bericht, dass Ecstasy beinahe ausschließlich im "Darknet" gehandelt wird. Auch neue psychoaktive Substanzen, die laut Lichtenegger höchstes Risiko bergen, finden über das Internet den Weg zu den Abnehmern. So deklarierten 2015 ungarische Dealer ihre Chemiekeulen in krimineller Manier falsch als Amphetamin oder Methamphetamin.

Auch klassische Drogen spielen weiter Hauptrollen: 2015 wurden in OÖ 110 Cannabis-Indooranlagen mit über 2000 Hanfpflanzen ausgehoben. Beim Kokain gelang oö. Fahndern mit 52 Kilo österreichweit der größte Fund. Wie im Österreichtrend nimmt der Ausländeranteil bei den Drogendealern auch in OÖ zu. Albaner bringen vor allem Kokain und Heroin aus dem Kosovo und aus Holland nach OÖ. Afrikaner unterstützen sie dabei. Türken, Serben, Bosnier sind ebenso aktiv. In Linz begingen Afghanen und Afrikaner ihre Reviere abzustecken.

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