MAN-Kurzarbeit: Lkw-Markt in Krise, Russland nur Auslöser

Für 2000 der insgesamt 2400 Mitarbeiter von MAN gibt es in den nächsten sechs Monaten einen um zehn Prozent geringeren Netto-Lohn.
Der gesamte Lkw-Markt ist in der Krise, sagt Betriebsratschef Erich Schwarz.

Die Einführung von Kurzarbeit beim Lkw-Hersteller MAN in Steyr, OÖ, führt bei 2000 Arbeitnehmern zu einem Verdienstausfall von rund zehn Prozent. Die Mitarbeiter sollen ab Oktober für ein halbes Jahr rund 90 Prozent der Nettolohns erhalten und dafür 60 Prozent arbeiten. Das hat der MAN-Betriebsratsvorsitzende Erich Schwarz mit der Landesstelle des AMS und seinem Unternehmen ausgehandelt (siehe auch Bericht Seite 2).

"Russland alleine ist es nicht", sagt Schwarz im Gespräch mit dem KURIER. "Von den 16.000 Lkw, die wir jährlich bauen, gehen nur 800 nach Russland." Heuer würden voraussichtlich nur 13.500 Lkw zusammengestellt. "80 Prozent unserer Produktion geht nach Deutschland, der weitere Teil nach Westeuropa, der Rest nach Osteuropa." Der Exportausfall nach Russland, ausgelöst durch die EU-Sanktionen als Reaktion auf den Krieg in der Ostukraine, ist somit nur der letzte Anstoß für die Kurzarbeit, der gesamte Lkw-Markt ist rückläufig.

Besorgt

Der Umsatzrückgang in der Lkw-Branche besorgt auch den oö. Arbeiterkammerpräsident Johann Kalliauer. "Die Lkw-Branche ist ein Indikator, dass viele beim Investieren vorsichtig sind." Ein weiterer Indikator sei die Auftragslage am Bau, wo auch in der sommerlichen Hochsaison die Arbeitslosigkeit höher gewesen sei als sonst. Der dritte kritische Bereich sei die Lebensmittelindustrie. "Ich fürchte, dass wir auch hier eine schwierige Lage bekommen werden."

Für das Wirtschaftswachstum gebe es drei treibende Kräfte: die Exporte, die Inlandsnachfrage und Investitionen. Mit einer Steuerreform könnte die Inlandsnachfrage angekurbelt werden, da 80 Prozent sofort in den Konsum fließen würden. Ein Problem sei auch, dass die öffentliche Hand als Auftraggeber für Bauten mehr oder weniger ausfalle. Regierung und Länder sollten Wohnbauprojekte und Schulrenovierungen vorziehen, um so Impulse zu setzen. Die EU sollte Investitionen in die langfristige Infrastruktur aus den Defizitberechnungen herausnehmen. Karl Schaller, Konzernbetriebsratsvorsitzender der voestalpine, SP-Landtagsabgeordneter und Landesvorsitzender der Produktionsgewerkschaft PRO–GE, fordert von der EU, den Beschäftigten finanziell zu helfen, wenn sie von den Sanktionen betroffen seien.

Der freiheitliche Nationalratsabgeordnete Gerhard Deimek meint unterdessen, Schwarz hätte schon länger von der Kurzarbeit gewusst und es verschwiegen. Schwarz weist dies zurück: "Über solche Blödheiten diskutiere ich nicht."

Kommentare