"Die Innovationen sind weiblich"

Landesbäuerin Annemarie Brunner zu Hause im Saustall. Die Ferkel sind ganz lieb, lassen sich aber nicht ohne Weiteres einfangen.
46 Prozent der Höfe werden von Frauen geführt, sagt Landesbäuerin Annemarie Brunner.

Die Bäuerinnen haben immer eine wichtige Rolle gespielt, auch wenn sie nicht sichtbar waren, weil sie im Haus waren. Wenn ich zum Beispiel an meine Großmutter denke. Sie war eine ganz starke Frau. Sie hatte das Sagen. Der Opa war fleißig, aber wenn es um Entscheidungen gegangen, dann war es meine Großmutter. Heute sind die Bäuerinnen sichtbar. Sie reden mit, sie arbeiten mit, sie entscheiden mit."

Annemarie Brunner ist selbst auch Bäuerin. Die 57-Jährige führt gemeinsam mit ihrem 39-jährigen Sohn Markus den 27 Hektar großen Hof in Niederzirking 50, Gemeinde Ried in der Riedmark (Bez. Perg), der auf Schweinezucht spezialisiert ist. Ihr Mann Josef (64) ist schon in Pension. Seit 2002 ist sie Landesbäuerin, Kammerrätin in der Landwirtschaftskammer und seit 2003 auch Landtagsabgeordnete der ÖVP.

Direktvermarktung

Die Bäuerinnen würden heute die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit transportieren, "wie wir produzieren, sie nehmen sich um das Thema Lebensmittel glaubwürdig an." Sie würden auch als Funktionärinnen immer stärker sichtbar, "dafür tun wir viel. Wir haben zum Beispiel im Landtag vier Bäuerinnen."

Die Innovationen auf den Höfen würden ganz stark von den Bäuerinnen getragen. "Die Direktvermarktung ist fast zum 100 Prozent weiblich. Auch das Projekt Schule am Bauernhof. Heute fehlt vielen das Wissen, wie Milch und Schnitzel entstehen. Wir haben hier 125 zertifizierte Betriebe. Auch Urlaub am Bauernhof ist weiblich."

Wer ist eine Bäuerin? Ein Viertel der Bäuerinnen sind nicht mehr auf Höfen aufgewachsen, sondern heiraten als Betriebsfremde ein. "46 Prozent der Betriebe in Oberösterreich haben eine Betriebsführerin. Aber die meisten werden partnerschaftlich geführt. Das ist ein Erfolgsrezept. Wenn beide an einem Strang ziehen, braucht man sich um die Zukunft keine Sorge machen." Annemarie Brunner hält es für wichtig, dass sich die Paare auch von der Arbeit abgrenzen. "Ich kenne viele Familien, die aus der Arbeit nicht mehr rauskommen. Sie arbeiten und arbeiten. Es ist wichtig zu definieren, was man zulässt." Auch Bauern sollten einmal auf Urlaub fahren.

Die Brunners sind auf Ackerbau und Schweine spezialisiert. Es gibt mehr als 60 Zuchtsauen. Wie hat sich der Markteinbruch bei den Schweinen bemerkbar gemacht? "Vor einem Jahr haben wir pro Kilogramm 2,80 Euro bekommen, nun sind es 1,80 Euro", erklärt Sohn Markus. Bei den Schweinepreisen gibt es seit eh und je ein Auf und Ab, den Schweinezyklus. Während sich die Sache früher über einen dreijährigen Zeitraum geglättet hat, dauert dieser nun schon fünf Jahre.

Weil der Hof inmitten der Ortschaft Niederzirking steht und von Nachbarn und der Straße umgeben ist, ist er räumlich eingeengt. Deshalb muss auch der erste Stock zur Schweinehaltung herhalten. Der gesamte Innenhof ist unterhöhlt und dient als Güllegrube. Markus baut auf den flachen Feldern nahe Mauthausen auch Stärkekartoffeln an, die er zur Verarbeitung ins niederösterreichische Gmünd bringt. Sie sind Chemieersatz und dienen als Grundstoff für Plastik, Farben und Lebensmittel. "Der Boden der ehemaligen Donauauen ist für Stärkekartoffeln ganz besonders geeignet." Weiters pflanzt er Rüben an und auf 4,5 Hektar Raps. "Wir sind Vertragslandwirt der Saatbau." Bei der Schweinen setzt er auf Qualität. "Wir sind ein AMA-Gütesiegelbetrieb und werden regelmäßig kontrolliert." Den Hof bevölkern auch ein Hund und drei Katzen.

Annemarie Brunner nennt als einen Vorteil bäuerlichen Daseins die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Deshalb sei es auch so wichtig, dass der ländliche Raum funktionsfähig erhalten bleibe. "Wir brauchen Sozial- und Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten bis zur Schule, vom Hausarzt bis zur Apotheke und schnelle Datenleistungen. Das Breitband ist die Straßen der Zukunft."

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