Friedensbezirk gegen Hitler-Image

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Braunau ist weltweit als Hitler-Geburtsstadt bekannt. Man definiert sich nun als Friedensbezirk und will so gegensteuern.

Georg Wojak ist Bezirkshauptmann von Braunau.

KURIER: Warum boomt Braunau so?

Georg Wojak: Wir haben einen starken Zuzug aus dem bayrischen Grenzraum. Die Lebensqualität ist in allen Gemeinden eine sehr hohe und die Grundpreise sind bedeutend günstiger. In Burghausen ist der Grund sicher viel teurer als in Hochburg-Ach. Das Vereinsleben funktioniert sehr gut und wir sind extrem gastfreundlich. Die Bayern werden sofort aufgenommen. Denn Bayern war ja immerhin bis 1779 beim Innviertel ...

... umgekehrt, das Innviertel war bei Bayern ...

Wir sagen, dass Bayern beim Innviertel war.

Attraktive Arbeitsplätze in attraktiven Unternehmen ziehen deutsche Arbeitnehmer an, oder?

Ja, zum Beispiel die Firma Bernecker & Rainer, die in Eggelsberg 1400 Arbeitsplätze hat. Oder die Amag. Wir haben Wiesner & Hager, wir haben vier Bierbrauereien: Uttendorfer, Raschhofer, Wurmhöringer und Schneitl. Wir haben die älteste Schnapsbrennerei der Welt. Darauf bin ich sehr stolz. Wir haben KTM in Mattighofen, wir haben Palfinger in Lengau.

Warum siedeln sich diese Betriebe gerade im Bezirk Braunau an?

Der Bezirk Braunau liegt in der Mitte von München, Linz und Salzburg. Das ist eine günstige Lage. Es haben sich vor Jahrzehnten gute Betriebe angesiedelt.

Braunau profitiert auch von Unternehmen auf bayrischer Seite.

Wie zum Beispiel von Wacker Chemie. Rund 2500 der 11.000 Arbeitnehmer kommen aus Österreich. Sie werden mit Pendlerbussen an ihren Arbeitsplatz gebracht. Dann ist in Burghausen noch die OMV und Borealis.

Was sind die Schattenseiten im Bezirk?

Es ist die historische Belastung, dass Braunau als Geburtsstadt Hitlers bekannt ist. Für mich ist es ein Schatten, dass alljährlich Demonstrationen stattfinden, weil sich der Bezirk ganz klar als Friedensbezirk positioniert hat. Wir haben ja vor dem Geburtshaus diesen Mahnstein wider den Faschismus. Wir bekennen uns ganz klar zu Demokratie und Rechtsstaat. Ich sehe überhaupt keinen Bedarf, dass es zu diesem historischen Ereignis alljährlich Demonstrationen gibt. Unsere Reaktion ist, dass wir der Belastung Hitler Lichtgestalten wie Franz Xaver Gruber, den Komponisten von Stille Nacht, Heilige Nacht, entgegensetzen. Er stammt aus Hochburg-Ach. Landeshauptmann Pühringer wird am 1. Juli den Franz- Xaver-Gruber-Friedensweg eröffnen. Die zweite Lichtgestalt ist Franz Jägerstätter aus St. Radegund, der wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet wurde. Die dritte ist Maria Hafner, der sogenannte Engel der sechsten Armee. Sie hat nach dem Krieg mit ihren ehrenamtlichen Helferinnen im Entlastungslager in Mauerkirchen 200.000 Soldaten gepflegt, betreut und aufgepäppelt. Ihr haben wir in Mauerkirchen den Maria-Hafner-Rot-Kreuz-Park gewidmet.

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