Biohof statt Massentierhaltung

Halbtagsjob und Biobauer: Helmut Riegler
Die Rieglers vermarkten Weidegänse, Wildmasthühner, Rindfleisch, Biogemüse und Kräuter.

Barbara und Helmut Riegler in Mitterdörfl 6, Bad Kreuzen, erging es so wie es vielen Übernehmern. Sie standen 2008, nachdem sie den Hof von Helmuts Eltern zwei Jahre zuvor übernommen hatten, vor einer Richtungsentscheidung. Sollten sie die 18 Kühe auf 36 verdopppeln, einen neuen Stall bauen, neue Melkmaschinen kaufen oder ganz etwas anderes tun? "Wir haben entschieden, wir steigen aus dem Rad aus. Wir liegen auf 540 Metern Seehöhe, hätten viel Kraftfutter zukaufen müssen, weil unsere Böden das nicht hergeben", erzählt Barbara (37). "Bei einem Milchpreis von derzeit 29 Cent pro Liter zahlt man drauf. Wir haben uns für eine extensive Bewirtschaftung und für eine Nische entschieden." Heute ist der Starzhofer (Hausname) ein Biobetrieb mit einer Fläche von 34 Hektar, 26 Hektar sind Eigengrund.

Biohof statt Massentierhaltung
Starzhofer Bad Kreuzen
Helmut (38) arbeitet halbtags auf der Bezirksbauernkammer in Perg, die demnächst mit der Freistädter zusammengelegt werden soll. Barbara entschied sich für die Haltung von 200 Weidegänsen, weil damals in der Umgebung niemand welche gehabt hat. Dazu kommen 300 Wildmasthendl, die zehn Wochen lang biologisch gefüttert werden. "Sie wachsen langsamer, das Fleisch ist ein bisschen dunkler, aber geschmacklich ausgezeichnet." Sowohl die Gänse als auch die Hendl werden am Hof geschlachtet und ab Hof verkauft. "Wir wollen nicht mehr machen, denn sonst gäbe es mehr Auflagen und wir dürften zu Hause nicht mehr schlachten." Die Schwiegereltern helfen mit, es wurden eigene Kühlräume eingerichtet. Dabei stammt Barbara Riegler gar nicht aus einer Bauernfamilie. "Mein Großvater war der letzte Schlossgärtner auf der Burg Clam. Das ist auch der Grund, warum ich ein Folienhaus für die Pflanzen habe." Nach der Matura in Linz hat sie in Wieselburg die Fachhochschule für Produkt- und Projektmanagement im Lebensmittelbereich absolviert. Sie ist vierfache Mutter, ihre Kinder sind 14, elf, acht und sechs.

Es sei immer klar gewesen, dass ihr Mann den Hof übernimmt. "Damit war auch klar, dass ich auch da bleibe." Das Schlachten störe sie nicht, ihr Opa habe zu Hause 80 Hasen gehabt. "Er hat nach dem Krieg gesagt, er will nie wieder nichts zu essen haben. Deshalb haben wir immer eine kleine Selbstversorgung dabei gehabt."

Biohof statt Massentierhaltung
Starzhofer Bad Kreuzen
Barbara hat über ihr Studium hinaus in Salzburg eine einjährige Ausbildung in Traditioneller Europäischer Heilkunde und einen einjährigen Lehrgang für Naturkosmetik absolviert. Sie sammelt wilde Kräuter und pflanzt sie auch an. Vom Kurhaus Bad Kreuzen kommen des öfteren Gäste, die bei ihr Workshops absolvieren. Es werden Wanderungen unternommen, Kräuterbuschen gebunden und Salben gerührt. Sie ist auch Seminarbäuerin, das heißt sie hält Kurse an den Schulen und Bäuerinnenkochkurse. Auf der Welser Messe ist sie zwei Tage am Stand der Landwirtschaftskammer vertreten. Weiters kommen Schulklassen zu ihr auf den Hof im Zug der Aktion Schule am Bauernhof. "Es ist spannend zu sehen, wie wenig Kinder dazu noch einen Bezug haben."

Ein weiteres Standbein ist die Direktvermarktung von Rindfleisch und Biogemüse. Die Kälber werden in Mutterkuhhaltung gemästet, es sind Rinder der selten gewordenen Rasse der Murbodner. Mit 16 Monaten werden sie geschlachtet und das Fleisch verkauft. Über das Jahr sind es 45 Rinder.

Die vielen Standbeine sichern den Betrieb ab, der finanzielle Befund ist aber trotzdem ernüchternd. "Die Landwirtschaft sichert meinen Arbeitsplatz ab", sagt Barbara, "real bleibt von der Landwirtschaft nur das über, was sie braucht. Wir machen keinen Gewinn." Dafür habe sie aber eine gute Lebensqualität. Als sie vor zwölf Jahren hierher geheiratet habe, seien vom Milchwagen zehn Betriebe angefahren worden. Heute sei es nur mehr einer. Trotzdem werde im Ort mehr Milch produziert als vorher. Keine Illusion über die Zukunft macht sich auch ihr Mann Helmut. "Gäbe es die Förderungen nicht, müssten im Mühlviertel alle Betriebe zusperren."

Info:www.starzhofer.at

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