Selfie am Steuer: Lenkerin übersah Radfahrer

Das demolierte Rad von Josef K. blieb am Straßenrand zurück.
64-jähriger Ex-Politiker starb. Das Handy der Autofahrerin wurde beschlagnahmt.

Die Kampagne „Handy weg vom Steuer“ von Verkehrsministerin Doris Bures ist zurzeit in aller Munde. Bis zu einer 19-jährigen Autofahrerin aus dem Bezirk Neunkirchen (NÖ) dürfte sich der Slogan allerdings noch nicht herumgesprochen haben. Weil sie am Steuer ihres Wagens Selfies von sich und ihrer 17-jährigen Beifahrerin machte, dürfte sie einen 64-jährigen Radrennfahrer auf der Straße übersehen haben.

Josef K. war Mittwochnachmittag – wie so oft – mit seinem Rennrad bei Gloggnitz im Bezirk Neunkirchen unterwegs, als ihn die Fahranfängerin ungebremst von hinten rammte. Der pensionierte Lehrer wurde gegen die Windschutzscheibe des Wagens und von dort etwa 15 Meter weiter in ein Bachbett geschleudert. Die Notarzt-Crew des Rettungshubschraubers „Christophorus 3“ versuchte den Ex-Kommunalpolitiker noch 25 Minuten lang zu reanimieren – jedoch erfolglos. Der Familienvater starb noch an der Unfallstelle.

Unfallstelle

Da die Vermessung der Unglücksstelle ergab, dass der 64-Jährige ganz rechts am Straßenrand unterwegs war, lag die Vermutung nahe, dass die Lenkerin ihn übersehen hatte. Bei der Befragung aller Unfallzeugen verdichteten sich die Hinweise, dass die junge Frau abgelenkt war, weil sie während der Fahrt mit dem Handy spielte.

Das Mobiltelefon wurde von der Exekutive sichergestellt. Die darauf befindlichen Fotos sollen nun auf Auftrag der Staatsanwaltschaft ausgewertet werden. Der Lenkerin droht eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung.

Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) benötigt ein SMS-schreibender Autolenker bis zu fünf Sekunden lang, um auf Gefahren zu reagieren. „Das Unfallrisiko während Internet-Surfens am Steuer ist bis zu 20-mal höher“, warnt Othmar Thann vom KfV. „Telefonierende Fahrer begehen um 40 Prozent mehr Fahrfehler.“

Kommentare