Pflegerin ließ Rollstuhlfahrer im Stich: Zwei Jahre Haft

Pflegerin fuhr heim, ohne die Versorgung eines dementen Rollstuhlfahrers zu organisieren
Rumänin im Landesgericht Krems - auch wegen Diebstahls - zu 24 Monaten teilbedingter Haft verurteilt. Rechtskräftig.

"Ich schwöre, ich habe nichts gestohlen. Die Hände können sie mir abhacken." Unter Tränen beteuerte eine 48-jährige 24-Stunden-Pflegerin am Dienstag vor der Richterin im Landesgericht Krems ihre Unschuld. All das nützte nichts: Die Rumänin wurde trotzdem zu 24 Monaten teilbedingt verurteilt – wegen Quälens und Vernachlässigung einer wehrlosen Person und gewerbsmäßigen Diebstahls. Das Urteil ist rechtskräftig.

Die Angeklagte war vergangenen Oktober in die Heimat abgereist und hatte den Pensionisten für den sie verantwortlich war – einen dementen Rollstuhlfahrer– in dessen Haus im Waldviertel unversorgt zurückgelassen. Ohne Trinken, Nahrung oder Windeln. Die Pflegekräfte-Vermittlung hatte sie nicht erreicht, nur zwei Zettel hinterlassen. Bekannte hatten den hilflosen Mann aufgefunden.

Diebstahl

Außerdem habe die Frau laut Anklage Wertgegenstände wie Schmuck oder Goldbarren im Wert von 30.000 Euro aus dem Haushalt entwendet. Was Verteidiger Wolfgang Lentschig nicht glaubwürdig erschien: "Viele Leute hatten Zugang zum Haus.".

Immer neue Gründe, warum sie vergangenen Oktober über Nacht abreiste, tischte die Angeklagte der Polizei und später dem Gericht auf: Erst, dass ihr Mann mit Selbstmord drohte. Dann, weil ihr Pflegling sie schlug und schließlich dass sie sich von einem Bekannten des Rollstuhlfahrers belästigt fühlte. "Warum sagen Sie mir das nicht früher", herrschte der Verteidiger seine Mandantin an.

Die Zunft der 24-Stunden-Pflegerinnen fand allerdings eine Fürsprecherin in der leitenden Staatsanwältin Susanne Waidecker, die betonte: "Dies ist ein ganz seltener Fall, der nichts aussagt über die zigtausend Pflegekräfte, die in Österreich arbeiten."

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