Migrantenkinder in der Überzahl

Die Stadt reagiert auf die neuen Herausforderungen
In fünf von acht Volksschulen haben bereits mehr als die Hälfte der Kinder eine fremde Muttersprache.

23 Prozent Migrationsanteil bringen die größte Schul- und Kindergartenstadt Niederösterreichs in ein bildungspolitisches Schlamassel. Bereits in acht von 17 Kindergärten und in fünf von acht Volksschulen hat der Anteil von Kindern mit fremder Muttersprache die 50-Prozent-Marke überschritten. "Wir haben Kindergärten in denen 20 von 22 Kindern nicht Deutsch sprechen", erklärt Kindergarteninspektorin Gertrude Taschner.

Dass die Situation die Stadtverwaltung vor neue Herausforderungen stellt, daran ließen die Verantwortlichen bei einer Pressekonferenz am Freitag keine Zweifel aufkommen. Nicht zuletzt wegen des starken Zuzugs an Migranten müssen bis 2017 neun zusätzliche Kindergartengruppen errichtet werden. Ab September werden in 62 Gruppen 1331 Kinder betreut. Wegen der Sprachprobleme sind interkulturelle Mitarbeiter aus dem Kindergartenbetrieb nicht mehr wegzudenken. 31 solcher Mitarbeiter kümmern sich bereits ausschließlich um die Sprachförderung. Um gerade jene Eltern ins Boot zu holen, die mit ihren Kindern zu Hause nicht Deutsch sprechen, finden in zwei Kindergärten Eltern-Kinder-Nachmittage statt – natürlich auf freiwilliger Basis.

"In den Bildungseinrichtungen gilt es, den Kindern so rasch als möglich die deutsche Sprache zu lernen, denn die ist der Schlüssel zur Integration. Nur durch ausreichende Bildung kann in Zukunft verhindert werden, dass sich Parallelgesellschaften bilden, wie das in den letzten Jahren leider vermehrt geschehen ist", sagen Bürgermeister Klaus Schneeberger und Bildungsstadtrat Christian Stocker (beide ÖVP). Verschärft wird die Situation noch durch den Flüchtlingsstrom. Ende des vergangenen Schuljahres wurden in den Pflichtschulen 184 Kinder von Asylwerbern aufgenommen. Der Landesschulrat musste dafür zwölf neue Lehrkräfte für Wiener Neustadt genehmigen. Zunächst wurden die bestehenden Klassen aufgestockt. Dabei langte man allerdings rasch am Limit an. "Um die Sache zu bewerkstelligen, haben wir noch während des Schuljahres eine neue Mittelschulklasse mit zwei Pädagoginnen eingerichtet", erklärt Pflichtschulinspektorin Sabine Karl-Moldan.

Begabtenförderung

Damit Kinder mit besonderen Begabungen in all dem Trubel des Schulalltags nicht auf der Strecke bleiben, startet die Stadt im September auch ein Projekt zur Begabtenförderung. Die Klassenlehrer werden auf das Erkennen von Talenten besonders geschult. Je nach Bedarf werden danach Begabtenkurse angeboten.

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