Lehren aus Amoklauf: Ausrüstung wird verbessert

Lehren aus Amoklauf: Ausrüstung wird verbessert
Die Evaluierung des Polizeieinsatzes mit vier Toten hat technische Mängel bei der Polizei ergeben.

Die Evaluierung des Polizeieinsatzes mit vier Toten hat technische Mängel bei der Polizei ergeben. Die Polizei zieht ihre Lehren aus einem der schwärzesten Ereignisse in der österreichischen Kriminalgeschichte. Mehr und bessere gepanzerte Fahrzeuge, eine Ortungsmöglichkeit für alle Streifenwagen und ein einheitliches Einsatzleitsystem für das gesamte Bundesgebiet sind nur ein Teil jener Maßnahmen, die als Folge der grauenvollen Nacht vom 17. September 2013 umgesetzt werden.

Acht Monate, nachdem der Wilderer Alois Huber beim Amoklauf von Annaberg (NÖ) drei Polizisten und einen Rot-Kreuz-Sanitäter mit beispielloser Kaltblütigkeit ermordet hat, hat das Innenministerium die interne Untersuchung des Polizeieinsatzes abgeschlossen. Am Donnerstag wurde der Endbericht der Evaluierungskommission vorgestellt. Dem Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, ist es wichtig zu betonen, dass das Vorgehen der Einsatzkräfte „lageangepasst und zielorientiert“ war. Im Klartext: Es konnten keine einsatztaktischen Fehler festgestellt werden. Allerdings gibt es Mängel bei der Ausrüstung und Technik von Polizei sowie der Spezialeinheit Cobra. Kogler sagt zu, dass diese gemäß der Empfehlung der Evaluierungskommission rasch behoben werden.

Der Einsatz sei derart aus dem Ruder gelaufen, „weil der Täter ab einem gewissen Zeitpunkt gezielt darauf aus war, Polizisten zu töten“, erklärt der Leiter der Evaluierungskommission, Brigadier Marius Gausterer. Anstatt zu flüchten verschanzte sich Huber hinter einem Holzstadl und feuerte mit einem Sturmgewehr STG-77 auf den herannahenden VW Touareg der Polizei. Im Kugelhagel zerschellte ein Projektil an einem Hauseck, wodurch der Cobra-Beamte Roman B. von mehreren Splittern in die Lunge getroffen wurde. Er wäre der einzige der Einsatzkräfte gewesen, dem eine Schutzweste das Leben gerettet hätte. „Die anderen drei Opfer wurden durch Schüsse in Hals und Gesicht getötet“, so Gausterer. Deshalb werde man sich genau überlegen, bei welchen Einsätzen in Zukunft das Tragen einer Schutzweste vorgeschrieben wird.

Ortungsprobleme

Als Huber in Lassinghof die beiden Beamten des Streifenwagens „Scheibbs1“ erschoss und mit einem Opfer im Wagen flüchtete, wusste die Polizei lange Zeit nicht, wo sich der Täter befindet. Die Einsatzleitung stieß technisch gesehen an ihre Grenzen. Denn das Funkgerät im Streifenwagen ließ sich in dem ländlichen Gebiet mittels „Funkzellenortung“ nur ein einziges Mal lokalisieren. Daher sollen mittels der flächendeckenden Umstellung auf Digitalfunk alle Streifenwagen in Zukunft per GPS angepeilt werden können. In Wien geht das schon, in den Bundesländern ist man noch nicht so weit. Auch aus der Tatsache, dass Huber auf seinem Anwesen in Großpriel (Bezirk Melk) beinahe den gepanzerten BMW der Cobra durchschoss, zieht die Polizei Konsequenzen. Es werden stärker gepanzerte Fahrzeuge verteilt auf ganz Österreich angeschafft. Kogler will sich diesbezüglich auch mit dem Bundesheer abstimmen.

Der Polizeieinsatz hat außerdem die seit Jahren herrschende Debatte um die Zweckmäßigkeit der Polizeimunition erneut angeheizt. Der Sachverständige, Armin Zotter, der die Schusswechsel des Amoklaufes minutiös rekonstruiert hat, empfiehlt den Umstieg auf „mannstoppende“ Deformations-Munition. Die Ergebnisse der Evaluierung fließen nun in jenes Polizei-Projekt ein, dass sich seit 2013 um die Munitionsfrage kümmert.

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