Kaum Widerstand gegen neues Quartier für 100 Flüchtlinge

Informationsabend zur Flüchtlingsunterkunft Horn
Aufnahme der Menschen wurde nach Infoabend zum gemeinsamen Anliegen.

Rund 400 ernste Gesichter blickten Mittwoch um 18 Uhr im Vereinssaal Horn zur Bühne. Gespannt hatten viele Menschen die Oberkörper geneigt, begierig auf Informationen zur angekündigten Unterbringung von rund 100 Asylwerber in einem ehemaligen Seniorenheim in der Stadt. Zweieinhalb Stunden später waren viele Mundwinkel deutlich nach oben gewandert.

Erleichterung

"Ich bin mit Sorgen hergekommen, weil besonders auf Facebook mit falschen Informationen Angst geschürt wurde. Aber ich habe hier viele Fakten erfahren, jetzt bin ich beruhigt", sagte Evelyn Schmidt aus Horn am Ende der Veranstaltung, die aus einem Informations- und einem Fragenblock bestand. Wie ihr war es einigen ergangen. Dagegen fanden weder eine Handvoll Kritiker im Saal Anklang, noch ein einzelner Mann, der vor dem Eingang in anonymen Flugblättern unterstellte, eine Flüchtlingsfamilie bekäme "32.000 Euro fürs Nichtstun".

Viel stärkeres Echo löste eine Initiative zweier Horner aus, die "aus Empörung über rassistische Äußerungen auf Facebook" gegründet wurde. Sie gründeten die Plattform "Willkommen Mensch in Horn", die alle Horner einlädt, etwas beizutragen: Etwa die Flüchtlinge zu Sportvereinen mitnehmen, sie bei Behördengängen oder beim Deutschlernen unterstützen. Erstes Treffen: 16. Juni, 19 Uhr im Pfarrhof Horn.

Landtagsabgeordneter Bürgermeister Jürgen Maier (ÖVP) hatte Sachlichkeit eingefordert. Peter Anerinhof von der Landesregierung und Caritas-Bereichsleiterin Miriam Lehner informierten über die Unterbringung im ehemaligen Stephansheim, das die Caritas "Helina" nennt – das kurdische Wort für "Hoffnung". Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas Wien ging auf geäußerte Ängste ein.

Großen Eindruck machten der Auftritt eines gebürtigen Bosniers, der vor dem Jugoslawienkrieg geflüchtet war. Er ist heute österreichischer Staatsbürger und lebt mit seiner Familie voll integriert in Horn. Zwei junge Männer aus Syrien zeigten eine Videodokumentation über ihre dramatische Flucht aus dem Bürgerkriegsland.

Unterdessen helfen Flüchtlinge aus einem Wiener Caritas-Heim in Horn bereits, das Quartier vorzubereiten. Sachspenden kann man ab kommenden Donnerstag dort abgeben. Auch Betreuerjobs sind noch zu vergeben: 0676/3153322www.caritas-wien.at

Die Zustände in und um das Flüchtlingslager in Traiskirchen führen bei der Polizei zu drastischen Maßnahmen. Seit 2. Juni muss die Traiskirchner Polizei bei ihrer Arbeit von Streifen aus den Bezirken Baden, Wiener Neustadt und Neunkirchen unterstützt werden. "Bei der Bevölkerung und auch der Politik bestand wegen der derzeitigen Lage der Wunsch nach mehr Polizeipräsenz. Dem sind wir natürlich nachgekommen", erklärt Polizeisprecher, Oberst Markus Haindl. Bis dato sei kein signifikanter Anstieg an Delikten zu erkennen. Dies führt man auch auf die verstärkten Kontrollen zurück.

Die jüngsten Entwicklungen mit der Demonstrationsfahrt vor das Innenministerium am Dienstag schlägt weiterhin politische Wellen: Nach einem Besuch in der Erstaufnahmestelle am Donnerstag forderte Niederösterreichs FPÖ-Landesparteiobmann Walter Rosenkranz die Wiedereinführung von Grenzkontrollen. Ob der aktuellen Flüchtlingswelle herrsche "Staatsnotstand", der einen solchen Schritt rechtfertigen würde. Sein FPÖ-Kollege Christian Höbart schoss sich auf Bürgermeister Andreas Babler ein. Er liefere in der Öffentlichkeit "eine Provinzposse", unternehme sonst aber nichts um die Sache zu lösen.

Auch die ÖVP Traiskirchen meldete sich zu Wort. "Genug ist genug", meint Stadtrat Roland Rollett und kündigt an, dass die Ortsgruppe in der Angelegenheit notfalls auch gegen die eigene Bundespartei auftreten werde.

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