Feuerwehr lässt Hosen runter

Für den Landesfeuerwehrverband ist das nicht die Vorbildwirkung, die man sich wünscht. Die Feuerwehr Muggendorf hat mit ihrem Video über das Ziel hinaus geschossen.
Lustig gemeinte Internetvideos stoßen auf Missfallen des Landesverbandes.

Feuerwehrleute, die sich für einen Videowettbewerb mit nacktem Oberkörper im Internet "zum Affen machen" und die Einsatzorganisation in Misskredit bringen: Das Phänomen namens "Cold Water Challenge" hat zum Leidwesen der Feuerwehrkommanden auf die heimischen Wehren übergegriffen. Der Kreativität, allerdings jedoch auch dem Unfug, sind bei den selbst gedrehten Spaßvideos (siehe oben und unten) kaum Grenzen gesetzt. Diese zeigt nun der nö. Landesfeuerwehrverband auf und schiebt dem bunten Treiben einen Riegel vor. Mit einem deutlichen Fingerzeig wurden die Feuerwehren aufgefordert, ihre "nackten Hintern" gefälligst nicht mehr in Internetvideos zur Schau zu stellen und sich ihrer Vorbildwirkung zu besinnen.

Die Präsentation der Feuerwehren in den Social-Media-Portalen wie Facebook oder auch auf YouTube sind zurzeit ein brandheißes Thema bei der Einsatzorganisation. "Hier passieren leider sehr viele Fehler. Oft bedenken die Feuerwehrleute nicht, dass sie sich mit gewissen Postings im strafrechtlichen Bereich bewegen", erklärt der Pressesprecher des nö. Landesfeuerwehrkommandos, Franz Resperger.

Unfallopfer

Es sei mitunter schon vorgekommen, dass Bilder von Verkehrsunfällen auf denen eine Leiche zu sehen ist, auf Facebook gepostet wurden. In einem anderen Fall wurden Bilder von einem Brandeinsatz in einem Wohnhaus veröffentlicht. Der Besitzer war aber wenig glücklich darüber, dass sein privates Hab und Gut sowie seine sündteure Kunstsammlung darauf zu erkennen waren.

"Um so etwas zu vermeiden, machen wir in der Feuerwehrschule regelmäßig Schulungen, in denen die Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit vermittelt werden", so Resperger. Die sozialen Netze würden eine gewaltige Herausforderung, aber auch Chance für die Feuerwehr sein, um sich entsprechend darzustellen und die tollen Leistungen zu präsentieren. Im Fall der jüngsten Videos diverser Ortswehren, die im Internet wie ein Lauffeuer um sich greifen, sei die Öffentlichkeitsarbeit aber mehr Fluch als Segen, meint Resperger.

Jüngster Aufreger sind beispielsweise die YouTube-Videos der Feuerwehren Muggendorf und Gutenstein, beide im Bezirk Wr. Neustadt. In einem Spot sieht man eine Gruppe junger Feuerwehrleute zunächst am Boden liegen und Bier trinken, ehe sie mit nacktem Oberkörper und in Badeshorts in einen Feuerwehrwagen springen und mit Blaulicht und Folgetonhorn zu einem Badesee fahren, um dort ins kalte Wasser zu springen. Zum Abschluss nehmen die jungen Burschen vor dem Einsatzfahrzeug Aufstellung und halten ihren Allerwertesten in die Kamera. Im zweiten Spot aus Gutenstein wird aus vollen Rohren mit dem Wasserwerfer auf junge Feuerwehrmitglieder gefeuert. "Abseits der strafrechtlichen Komponente ist zu hinterfragen, ob wirklich jemand ernsthaft glaubt, mit Bierflaschen und deftigen Sprüchen neue Mitglieder gewinnen zu können", heißt es in einem Beschwerdebrief des Landesfeuerwehrverbandes.

Keine böse Absicht

Auch für den Wr. Neustädter Bezirks-Feuerwehrkommandanten, Franz Wöhrer, hat die Sache Formen angenommen, "die man eindämmen muss". "Es hat sicher niemand eine böse Absicht gehabt, aber wir können nicht unser Feuerwehr-Inventar für so etwas missbräuchlich verwenden", sagt Wöhrer. Alle Verantwortlichen hätten dies auch eingesehen.

Das Phänomen der Cold-Water-Challenge ist ein Trend, der von den USA aus Europa und über Deutschland auch Österreich erreicht hat.

Das System funktioniert wie eine Art Pyramidenspiel. Eine Ortsfeuerwehr fordert eine andere Einsatztruppe per Videobotschaft heraus. Diese hat dann 24 Stunden Zeit, um ein Video von sich zu drehen, in dem die Feuerwehrmannschaft in möglichst lustiger Weise nass gemacht wird. Der Kreativität der Feuerwehren sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Die Ideen reichen von einem kollektiven Sprung ins kühle Nass bis hin zur Dusche mit dem Wasserwerfer.

Wenn es gelingt, das Video innerhalb der vorgegebenen Zeit auf YouTube zu stellen, darf die nächste Feuerwehr nominiert werden. Scheitert der Versuch oder nimmt die Feuerwehr die Herausforderung erst gar nicht an, muss den Herausforderern eine Kiste Bier spendiert oder für sie eine Grillparty ausgerichtet werden.

In Deutschland hat das Phänomen bereits so Überhand genommen, dass es Anzeigen gegen Feuerwehren wegen missbräuchlicher Verwendung von Einsatzmitteln gibt. Im Landkreis St. Wendel im Saarland ist sogar der gesamte Feuerwehrvorstand nach einem Eklat im Rahmen der Cold-Water-Challenge zurückgetreten.

Die Feuerwehr war für den Videodreh ohne Genehmigung mit einem Einsatzwagen mit Blaulicht und Martinshorn durch die Ortschaft gefahren, was zu einem Konflikt mit dem Bürgermeister geführt hatte.

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