Vor neuen Koalitionen wird gewarnt

SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl warnte vor einer "Horror-Koalition aus Schwarz-Blau-Stronach"
SPÖ, ÖVP und FPÖ versuchten zum Abschluss noch einmal Wähler zu mobilisieren.

Buntes Ende eines Wahlkampfs: Rot, Schwarz und Blau bogen am Mittwoch in die Zielgerade der Wahlwerbung ein und legten dabei Wert auf den kleinen Unterschied. Während die SPÖ am Abend ins Ruster Restaurant Katamaran zum "Wahlendspurt" lud, traf sich der Regierungspartner ÖVP fast zeitgleich in Purbach im Riesen-Zelt zum "Wahlkampf-Finale". Da hatte die FPÖ ihren "Wahlkampfabschluss" schon absolviert – und das doppelt, am Vormittag in Oberwart und am Nachmittag in Eisenstadt.

Mit dem Fußball-WM-Song "Auf uns" von Andreas Bourani als Willkommensgruß für rund 300 Gäste wollte die SPÖ den "Turbo" für die letzten Tage bis zur Wahl zünden. Denn "es geht um alles", sieht Landeshauptmann Hans Niessl eine Pattstellung zwischen SPÖ, die bei 44 Prozent liege und "44 Prozent für Schwarz-Blau".

Genährt wird diese Zuspitzung durch eine aktuelle Mandatssimulation der ARGE Wahlen auf Basis der Umfragen: Demnach könnte die SPÖ einen Sitz verlieren und auf 17 Mandate kommen, die anderen Parteien hätten dann gemeinsam 19 der 36 Sitze. "Schwarz-Blau und Stronach" (gemeint ist das Bündnis Liste Burgenland, Anm.) träumen von einer Dreierkoalition", beschwor Niessl die Seinen, diese "Horror-Koalition" auf jeden Fall zu verhindern. Das sei möglich, so der seit 2000 regierende Niessl, denn "wir kratzen wirklich ganz, ganz knapp am 18. Mandat." Und dann könne sich die Sozialdemokratie den Koalitionspartner aussuchen.

Unterstützung holten sich die Roten bei einem "Schwergewicht", dem durch die Kabarettreihe "Science Busters" bekannten Experimentalphysiker Werner Gruber. Er schätze an Niessl dessen Kompetenz und dass er zuhören könne und andere Meinungen akzeptiere.

Einziger Bundespolitiker war Parteimanager Norbert Darabos; Kanzler Werner Faymann war schon beim Wahlkampfauftakt in Oberwart dabei gewesen.

Im nahen Purbach machte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner der ÖVP rund um Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Steindl Mut, denn "wir können sehr, sehr gut abschneiden". Begleitet vom Musikverein Purbach und unter dem Applaus der ÖVP-Anhänger waren Mitterlehner und "Hausherr" Steindl gemeinsam mit den Kandidaten in das große Festzelt eingezogen. Steindl nutzte das Heimspiel in seiner Heimatgemeinde, wo er einst die SPÖ als Bürgermeister-Partei ablösen konnte, zur Warnung vor "Rot-Blau" und gleich zu einem forschen Angebot an SPÖ-Wähler, die keine Koalition mit den Freiheitlichen wollten: "Wählt diesmal Volkspartei".

Er wolle "selbstverständlich" Landeshauptmann werden, versicherte Steindl der jubelnden Menge, aber nicht um jeden Preis, sondern nur mit einem Partner, der "unseren Wertvorstellungen" entspreche. Steindl: "Lassen wir am 31. Mai die Burgenländer wählen, dann haben wir genug Möglichkeiten, um zu sehen, welche Konstellationen sich ausgehen."

Schon tagsüber hatten die Blauen ihren Wahlkampf beendet und dabei ganz auf Bundesparteichef Heinz-Christian Strache gesetzt. Da stellte sich auch FPÖ-Landeschef Hans Tschürtz im Foyer des Einkaufszentrums Eisenstadt in die zweite Reihe und versprach, sich kurz zu halten, denn "alle warten auf HC Strache". Tschürtz wiederholte noch einmal die freiheitlichen Wahlkampfschlager von "burgenländischen Arbeitsplätzen für Burgenländer" bis zur Unterbringung von Flüchtlingen in "kulturnahen Flüchtlingsstätten" auf anderen Kontinenten.

Strache, der in einer fast 45-minütigen Rede die "verkehrte Politik von SPÖ und ÖVP" in Bund und Land geißelte, lobte seinen burgenländischen Frontmann Tschürtz als "charakterfest, aufrichtig und bodenständig" – und legte ihm die Latte für den Sonntag ziemlich hoch (2010 erreichte die FPÖ neun Prozent, Anm.). Man habe die Chance, deutlich zweistellig zu werden, "am besten in Richtung 15 Prozent".

Kommentare