Primarärzte: "Versorgung gefährdet"

50 zusätzliche Mediziner fordern die Spitalsärztevertreter als Antwort aufs neue Arbeitszeitgesetz
50 zusätzliche Mediziner für fünf Spitäler gefordert; Landesrat Rezar spricht von Panikmache.

Die Dienstrechtsverhandlungen zwischen Ärztekammer und Land rund um das neue Arbeitszeitgesetz gewinnen an Schärfe. Primarärztesprecher Mathias Resinger warnte am Montag vor einer Gefährdung der Gesundheitsversorgung im Burgenland. Gesundheitslandesrat Peter Rezar (SPÖ) sprach von "Panikmache". Resinger führe einen "Privatkrieg" gegen das Arbeitszeitgesetz und nehme Patienten "in Geiselhaft".

Was war passiert? "Plan-operationen müssen verschoben werden, Ambulanzen können teilweise nicht mehr aufrechterhalten werden", berichtete Resinger nach einem Treffen der führenden Mediziner, bei dem rund die Hälfte der 32 Primarii anwesend waren.

Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, dessen Direktor Resinger ist, bleibt diese Woche etwa die orthopädische Ambulanz geschlossen. Auch im größten Spital des Landes mit jährlich rund 100.000 ambulanten und 25.000 stationären Patienten und 160 Ärzten mangelt es an Medizinern.

Die wichtigste Forderung an die Politik: Mehr Spitalsärzte in den vier Spitälern der landeseigenen Krankenanstaltengesellschaft (Krages) und im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder.

Mehr Ärzte & Gehalt

Wie viele? Rund "50 zusätzliche Mediziner" für alle fünf Spitäler, sagt Resinger. Krages-Chef Rene Schnedl und Rezar hatten in der Vorwoche via KURIER im "Optimalfall" von nur 25 zusätzlichen Medizinern gesprochen. Dass es bei nicht akuten Operationen zu Verzögerungen komme, hatte auch Schnedl eingeräumt.

Auslöser für die Misere ist das seit 1. Jänner bundesweit geltende Arbeitszeitgesetz, das die Wochenarbeitszeit von bisher 60 auf 48 Stunden reduziert. Dass die Ärzte damit auch weniger verdienen, hat das Land fürs erste ausgeglichen, die Mediziner verlangen aber langfristig ein Plus beim Grundgehalt von 20 bis 30 Prozent.

Resinger erklärt, was das neue Arbeitszeitgesetz konkret bedeutet: Gehen Mediziner nach einem Wochenenddienst von 25 Stunden heim, müssen sie anschließend 23 Stunden freihaben – eine Versorgungslücke, die derzeit nicht zu schließen sei. Die Folge seien "immer längere Wartezeiten für Routineeingriffe" – die Akutversorgung sei "derzeit noch gesichert". Der Ärztemangel schlage zudem in allen Spitälern aufs Gemüt der Ärzte: "Einen derartigen Grad an Demotivation bei den Kolleginnen und Kollegen wie an einigen Abteilungen haben wir noch nie gesehen", warnt Resinger. Murren gibt es auch unter Primarärzten, die den Arbeitszeit-höchstgrenzen nicht unterliegen und deshalb da und dort als "Lückenbüßer" nicht besetzbare Dienste übernehmen würden. Einzelne Kollegen würden so auf "bis zu 100 Stunden Arbeitszeit" pro Woche kommen.

Er fordert deshalb von der Politik "raschest" eine Lösung. Kommt die vom Land in Aussicht gestellte Einigung im Juni zu spät? Resinger: Dafür müsste zügig verhandelt werden, die Gespräche liefen derzeit aber "zäh". Die nächste Runde: 25. Februar.

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