"Martini hat noch keine überlebt"

Viele der Weidegänse treten dieser Tage ihren letzten Marsch an. Der Appetit nach dem Federvieh ist ungebrochen groß
Die Weidegans wird immer beliebter, 36.000 Vögel werden derzeit in Österreich gehalten.

Lautes Schnattern ist zu hören, wenn die Gänse in der Früh auf die Weide ausschwärmen. Über Nacht sind sie im Stall, um hungrigen Füchsen zu entgehen. Anfang November ist die Zeit des weißen Federviehs schön langsam abgelaufen. Denn der Gusto nach Gänsebraten wird immer größer. "Martini hat noch keine überlebt", sagt Jürgen Resch, Landwirt aus Litzelsdorf, Bezirk Oberwart. Aber bis Ende Oktober fehlt es seinen Weidegänsen an nichts. Sie haben genügend Auslauf, Futter und können in Ruhe wachsen. Resch hält rund 370 Gänse und bis auf wenige sind bereits alle verkauft.

Erfolgsprojekt

36.000 Gänse werden in Österreich im Rahmen des Projekts Weidegans auf der Weide gehalten. Im Burgenland sind es 4500. Strenge Richtlinien müssen bei der Haltung beachtet werden, ab der sechsten Woche müssen die Tiere ständig auf der Weide sein können, 100 Gänse brauchen mindestens einen Hektar Weide. In einem normalen Betrieb muss es nur zehn Quadratmeter Auslauf pro Gans geben. Wichtig ist die Grasfütterung bei der Weidegans, die Zufütterung muss mit eigenem Getreide gewährleistet werden.

In ganz Österreich werden rund 100.000 Gänse gehalten. "Das sind 20 Prozent vom Verbrauch", erklärt Max Gala, der das Projekt leitet. 500.000 Gänse kommen noch aus dem Ausland nach Österreich, dort seien die Standards andere. Der Großteil des Federviehs wird aus Polen und Ungarn importiert.

Genussregion

Die Weideganshalter sind in zehn Ringen organisiert. "Wir wachsen langsam und stetig", sagt Gala. Im Moment zählt man 225 Betriebe in Österreich. Es gibt sie in Tirol, Oberösterreich, im Weinviertel in Niederösterreich und der Steiermark. Die Genussregion südburgenländische Weidegans gehört dazu.

Die Südburgenländer wollen sich auch Richtung Norden hin öffnen. "Regionale Märkte sollten auch regional bedient werden", sagt Christian Reicher, von der Landwirtschaftskammer Güssing. Damit die Weidegans nicht aus Litzelsdorf nach Kittsee gebracht wird, sollen auch im Norden Vögel nach den strengen Vorgaben der Weidegänse gehalten werden.

"Wir wollen mehr Produzenten finden, denn wir können nicht einmal den Markt im Süden zur Gänze bedienen", sagt Reicher. Die Anzahl der Betriebe im Burgenland ist jedenfalls im Steigen begriffen. "Derzeit haben wir 20 Weideganshalter, drei sind heuer dazu gekommen", weiß Reicher. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei etwas mehr als 200 Gänsen, in ganz Österreich bei 150 Gänsen, die Schwankungsbreite liege aber bei 50 bis 1000 Tiere pro Landwirt.

Für Jürgen Resch ist es ein gutes Geschäft, zusätzlich zu seinem Ackerbaubetrieb. Die Gänsehaltung sei ideal. Im nächsten Jahr wird das weiße Federvieh wieder schnatternd die Weide in Litzelsdorf bevölkern.

www.weidegans.at

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