Kreuz mit dem Müll hat ein Ende

Reststoffverwertungsanlage Heiligenkreuz Umwelt Müll Begas
Energie Burgenland verabschiedet sich von der Müllverbrennungsanlage.

Eigentlich sollte in Heiligenkreuz schon der Müll brennen, doch die Begas-Pläne für die Reststoffverwertungsanlage (RVA) haben sich in Rauch aufgelöst. „Ich bin froh, dass es nicht stinkt“, sagt Anna Medl. „Ich war gegen die Anlage, aber mich hat ja nie wer gefragt“, sagt die Heiligenkreuzerin zum KURIER. Die Begas wollte im Südburgenland ihr größtes Vorhaben umsetzen, vor Kurzem wurde das 100-Millionen-Euro-Projekt zu den Akten gelegt. Nach der Verschmelzung von Begas und Bewag zur Energie Burgenland wurde das rechtliche und wirtschaftliche Umfeld geprüft und die Müllverbrennung endgültig gestoppt. Aber wie denken die Bewohner der Region über das Ende eines Projekts, das von Anfang an auch bei den Nachbarn in Ungarn heftig umstritten war?

„Für uns ist es besser, dass die Anlage nicht gebaut wird“, sagt Bettina Dax. Für die Ortschaft hätte sie nur Nachteile gesehen, da seien auch die Arbeitsplätze kein Argument. Andreas Antal verkauft in Heiligenkreuz Brathühner und hat kaum Befürworter an seinem Stand getroffen. „Die Leute sind froh“, erklärt Antal, der im unmittelbar benachbarten Szentgotthárd wohnt. Dort fürchtete man sich vor Einbußen vor allem im Tourismus, da eine neue Therme gebaut wurde. „Die Müllverbrennung hätte sich mit Sicherheit negativ auf die Gästezahlen ausgewirkt“, sagt Otto Sándor, Assistant Manager im „Gotth Art Hotel“.

Einer der größten Gegner der Anlage ist zufrieden. Zoltán Woki zeigt auf das Feld, wo sie eigentlich schon seit 2010 stehen sollte: „Stellen Sie sich vor: Ein 63 Meter hohes Gebäude, 98 Meter hohe Schornsteine und 175 Meter hohe Rauchschwaden“, schildert der Gründungsobmann der Bürgerinitiative Pronas (Pro Natura Szentgotthárd). Sechseinhalb Jahre habe man gegen die Müllverbrennung gekämpft. „Bis zu 3000 Menschen haben dagegen demonstriert“, sagt Woki. Gemeinsam mit den Grünen und der BIGAS (Bürgerinitiative gegen Abfallschweinerei) aus Österreich versuchte man den Projektfortschritt der RVA zu bremsen. Durch Einsprüche und unter Ausnützung rechtlicher Mittel konnte der Bau der Anlage um Jahre verzögert werden. Nationalratsabgeordnete Christiane Brunner wertet die Entscheidung der Energie Burgenland als „großen Erfolg für die Grünen und ihre Mitstreiter in den Bürgerinitiativen“.

„Schade“

Den Jubel kann man beim Faserhersteller Lenzing nicht nachvollziehen. „Natürlich wäre billigere Energie ein Thema für uns und es würde für den Standort sprechen“, sagt Pressesprecherin Angelika Guldt. Rund 60.000 Tonnen Lyocellfasern werden im Werk gefertigt. Das Bekenntnis fürs Südburgenland habe Lenzing bereits mit dem Vollausbau der Anlage abgelegt, etwa 200 Mitarbeiter sind bei dem Faserhersteller beschäftigt. „Wir werden weiterhin zu Heiligenkreuz stehen und lassen uns nicht so leicht aus der Bahn werfen“, sagt Guldt. Eduard Zach, neu gewählter SP-Bürgermeister von Heiligenkreuz, sieht die Entscheidung nüchtern. „Ich bin seit zwei Monaten im Amt und war mit der Anlage bisher nicht konfrontiert.“

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