Kein "G’riss" um Ärzteposten

Patienten müssen teilweise sehr lange auf ihre OP warten
Zahl der Operationen steigt, Wartelisten sind lang. Offene Stellen im ganzen Land.

Zu wenig Ärzte, viele offene Stellen. Krankenhäuser matchen sich ums Personal. Auch im Burgenland fehlen Mediziner. Vor allem im Landessüden ist es schwer, Ärzte zu bekommen. Derzeit sind zwölf Posten vom Primar bis zum Assistenzarzt auf der Webseite des Krankenhausbetreibers Krages ausgeschrieben. "Ein G’riss herrscht nicht um die Stellen", sagt Ärztekammer Direktor Thomas Bauer im KURIER-Gespräch. Beruhigen kann der Ärztliche Leiter der Krankenhäuser Güssing, Oberwart und Oberpullendorf, Primar Kurt Resetarits: "Die Lage wird sich demnächst etwas entspannen."

Kapazitäten

In Oberwart habe man derzeit eine OP-Tätigkeit von 70 Prozent. Es könne immer wieder zu Verschiebungen kommen. Hier mache sich der Ärztemangel bemerkbar. "Auf der Anästhesie gibt es jetzt einen Abschluss mit drei Ärzten, die von Jänner bis April beginnen werden", sagt der Ärztliche Direktor. Zusätzlich sei man mit zwei Ärzten in Verhandlungen, die bald abgeschlossen seien. Eine sechste Ärztin, die derzeit in Karenz ist, habe sich entschieden weiter in Oberwart zu arbeiten. "Wir werden die Operationskapazität in der Stammarbeitszeit deutlich erhöhen könne. Im Frühjahr könnten wir wieder mit 100 Prozent arbeiten", meint Resetarits. Akute Fälle könne man aber immer versorgen, bis "zum Sommer sollten wir alles im Griff haben".

Sechs bis acht Wochen wartet man in Güssing derzeit auf der Gelenkschirurgie. "Die Wartezeit hat sich erhöht, weil es mehr Operationen gibt", sagt Resetarits. Vor allem durch einen neuen Chirurgen seien viele neue Patienten dazu gekommen und auch Ärzte – Mangel herrsche in Güssing jedenfalls keiner.

Auch in Oberpullendorf wurde ein neuer Primar gefunden. "Der hat auch zwei weitere Ärzte aus seinem Stammspital mitgebracht", freut sich Resetarits. Wesentlich länger muss man im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt auf einen OP-Termin warten: 13 Monate bei Gelenkersatz, fünf Monate bei Gelenkspiegelungen. "In allen Fächern lässt sich ein Anstieg der OP-Wartezeit beobachten", sagt Krankenhausleiter Robert Maurer. Als einen Grund dafür sieht er das mit 2015 erlassene Arbeitszeitgesetz, weil dadurch weniger Ärzte im Krankenhaus anwesend sind. "Mit mehr Personal könnte die OP-Kapazität ausgeweitet werden", ist Maurer überzeugt.

Derzeit seien alle Arztstellen besetzt. Ein Mehrbedarf sei beantragt, aber nur zum Teil genehmigt worden. "Derzeit laufen Gespräche zum Budget 2016. Wir hoffen, dass in diesem Rahmen die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Andere Maßnahmen, die die OP-Wartezeiten positiv beeinflussen, wie die Forcierung der Tagesklinik, werden parallel dazu umgesetzt", erklärt Maurer.

29 neue Ärzte seit Juli

Im Büro des zuständigen Gesundheitslandesrates Norbert Darabos (SPÖ) will man nicht von einem Ärztemangel sprechen. Ganz im Gegenteil: 29 Ärzte seien seit 1. Juli eingestellt worden. Und man gehe davon aus, dass die derzeit ausgeschriebenen Stellen auch bald besetzt sein werden.

Eine Neuerung soll es in der Organisation der Spitäler geben. "Die Krankenhäuser Oberwart und Eisenstadt werden stärker auf die gesamtmedizinische Versorgung fokussiert – rund um die Uhr. Notfälle und ambulante Behandlungen werden hier versorgt. Zu hoch spezialisierten Leistungszentren sollen die Standorte Kittsee, Oberpullendorf und Güssing aufgerüstet werden", sagt Landesrat Darabos.

Entweder es gibt einen Bewerber oder keinen“, sagt Ärztekammer-Direktor Thomas Bauer. Es ist österreichweit immer schwerer im niedergelassenen Bereich Ärzte zu finden. Die Suche nach einem Kassenarzt in Jennersdorf hat Monate gedauert, eine Stelle für einen Gynäkologen sei immer noch vakant. „Akut sind zwei Stellen ausgeschrieben, für einen Praktiker in Olbendorf und einen Gynäkologen in Frauenkirchen“, sagt Bauer. Es sei allerdings kein burgenländisches Problem, überall im ländlichen Bereich sei es schwer, Ärzte zu finden.

Trotz der geringen Nachfrage nach den Posten, dauert es oft nicht lange, um einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Ein Hautarzt in Oberwart hat binnen einer Woche einen Termin für eine Kontrolle parat. Bei einer Neurologin in Eisenstadt wartet man ebenfalls nur ein paar Tage und in Akutfällen könne man sofort kommen. Länger dauert es bei einem Augenarzt in Güssing, der den nächsten Termin am 5. Jänner parat hat. Auch ein Neurologe in Stegersbach hat erst am 9. Jänner einen Termin frei – hier entscheidet im Akutfall der Arzt, ob früher ein Termin frei ist.

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