Geschäfte zieht es an die Peripherie

Die Innenstadt von Neusiedl am See kämpft mit der Abwanderung von Geschäften an die Peripherie
Oberwart und Neusiedl kämpfen mit der Abwanderung von Geschäften aus den Zentren.

"Es gibt eine hohe Dynamik, der Standort entwickelt sich – aber nicht immer zum Guten", sagt Georg Gumpinger vom Cima Institut, das Gemeinden in Sachen Orts-, Stadt-, Regional- und Citymarketing berät. Er hat bei einer Studie über die Einkaufsstadt Oberwart, die Kaufkraftströme untersucht.

Die Kaufkraft der eigenen Bevölkerung bleibt zu 90 Prozent in Oberwart. "Österreichweit ein sehr hoher Wert", sagt Gumpinger. Aber der Internethandel mache allen Geschäften in ganz Österreich zu schaffen. Bei kurzfristigen Bedarfsgütern (Supermärkten usw.) liegt der Wert bei 95 Prozent, was nicht mehr zu toppen sei. "Die Treue der eigenen Leute ist da", stellt Gumpinger fest.

Aber auch aus der Region haben etwa "122.000 Personen das Einkaufsziel Oberwart", sagt Gumpinger. Es ist das größte Einzugsgebiet des Burgenlandes.

Verwaiste Innenstädte

Doch die meisten Kunden kommen nicht mehr in die Innenstadt, sondern shoppen an der Peripherie. "90 Prozent der Verkaufsfläche im Einkaufsraum sind außerhalb der Innenstadt", sagt Gumpinger. Mit 13 Quadratmetern Verkaufsfläche pro Einwohner habe man einen der höchsten Werte in Österreich. "Doch die Innenstadt hat weiter an Bedeutung verloren", sagt Gumpinger. Seit 2009 gibt es dort elf Betriebe weniger. Der Stadtmarketingverein Oberwart Plus und die Gemeinde wissen um die Probleme der Innenstadt. "Die Leerflächen die wir dort haben, tun uns als Stadt weh", sagt Bürgermeister Georg Rosner. Um Lösungen ist man bei Oberwart Plus bemüht. Denn laut Gumpinger müsse man mehr an der Positionierung arbeiten. Auch die Gemeinde sei gefragt: "Jeder Quadratmeter Verkaufsfläche außerhalb der Innenstadt schadet ihr."

Diese Problem kennt man auch in Neusiedl am See. "Einkaufsmärkte tendieren an die Peripherie, wo sie besser erreichbar sind und parkplatzmäßig mehr bieten können als die Innenstadt", meint Bürgermeister Kurt Lentsch. Maßnahmen dagegen könne man leider nicht verordnen, meint der Stadtchef.

Anders sieht dies Gerald Richter, einstiger Obmann des Werbevereins Neusiedl, der sich mittlerweile aufgelöst hat. "Neusiedl ist im Nordburgenland die beste Einkaufsstadt, aber es braucht ein ganzheitliches Konzept, damit dies auch so bleibt." Richter sieht die Politik gefordert, die mit Unternehmern an einem Strang ziehen muss. "Auch der Tourismus gehört eingebunden. Wir sind eine Tourismusstadt und könnten uns viel besser verkaufen." Die Innenstadt sollte seiner Meinung nach attraktiver gestaltet werden. "Derzeit lädt sie nicht zum Flanieren ein. Verkehrsberuhigung, ein besseres Gastronomieangebot und einheitliche Öffnungszeiten wären ein Schritt in die richtige Richtung", meint Richter. Für ihn sei es ein Riesenfehler, dass die Geschäfte an den Ortsrand verbannt wurden.

Starke Konkurrenz

Bei den Unternehmern nachgefragt, bestätigen sie das Bild, das Richter aufzeigt. "In den letzten Jahren hat sich vieles zum Negativen verändert", sagt Silvia Rittsteuer. Seit 1994 führt sie ein Textilgeschäft auf der Hauptstraße. Das Outlet Center Parndorf sieht sie als Hauptproblem für Neusiedls Geschäftsleute. "Heute würde ich mir ein Modegeschäft in dieser Lage sehr gut überlegen."

Ähnlich sieht dies Josef Varszegi, der ein Blumengeschäft auf der Hauptstraße betreibt. "Die großen Ketten am Ortsrand bieten auch Blumen und Geschenke. Die Leute bekommen alles außerhalb der Stadt und kommen wegen Blumen nicht extra zu uns." Varszegi hat das Geschäft seit zwei Jahren. "Die Geschäfte wechseln sehr schnell den Betreiber. Kaum einer ist länger als drei Jahre hier." Doch nicht nur die kleinen Unternehmen sind es, die in der Innenstadt zu kämpfen haben. Die Filiale einer Drogeriekette schließt in Kürze.

Hoffnung, dass Neusiedls Innenstadt nicht dem Geschäftesterben zum Opfer fällt, gibt Bürgermeister Lentsch. "Es gibt ein paar Überlegungen von Privaten, die die Stadt vielleicht noch attraktiver machen."

Als „das Shopping-Erlebnis im Burgenland“ bezeichnet sich das Fashion Outlet Parndorf nahe Neusiedl am See. Rund 100 Marken in 80 Shops, die ganzjährig um bis zu 70 Prozent reduziert sind, sollen Kunden anlocken. Dazu kommt das Designer Outlet Parndorf, das mit über 130 Shops auf 42.000 m² Verkaufsfläche und ganzjährig um mindestens 30 Prozent reduzierten Angeboten Kundenherzen höher schlagen lassen will. Und das Einkaufserlebnis an der Peripherie soll weiter wachsen. Bis 2016 soll das Designer Outlet um weitere 3600 m² vergrößert werden. Im August letzten Jahres erfolgte der Spatenstich für ein Fachmarktzentrum – den PADO Shopping Park südlich des Outlet Centers. Neben Textil- und Drogerieketten soll außerdem eine Pizzeria auf mehr als 900 Quadratmetern und großem Schanigarten entstehen. 23 Millionen Euro wird die Anlage mit rund 11.000 Quadratmetern kosten.
Auch das EO wirbt mit Shopping- und Freizeiterlebnis. Im April 2009 wurde das Einkaufszentrum Oberwart eröffnet. Das Einkaufszentrum beherbergt mehr als 50 Shops auf 19.500 m² Verkaufsfläche. Rund 2,7 Millionen Besucher werden pro Jahr gezählt. Das Einzugsgebiet umfasst das gesamte Südburgenland, die Oststeiermark und reicht weit über die Grenzen nach Ungarn.

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