Ambulante Versorgung ist im Steigen

Schmidl-Mohl ortet steigenden Bedarf an Beratungen und einen Ärztemangel
Drei Mal so viele Klienten beim Psychosozialen Dienst / Neue Einrichtung in Mattersburg.

Die Hausfrau, die durch die Pflege ihrer Mutter unter der Belastung leidet, der Berufstätige, der sich mit Angststörungen konfrontiert sieht, ein Langzeitarbeitsloser über 50 Jahre, der Depressionen entwickelt oder ein Schizophrener mit einem Drogenproblem: Sie alle sind Klienten des Psychosozialen Dienstes (PSD) in Oberpullendorf. In dem Ambulatorium im Mittelburgenland wird seit nunmehr acht Jahren "konkret vor Ort Hilfe angeboten", sagt die Psychiaterin und interimistische Leiterin des PSD Burgenland, Brigitte Schmidl-Mohl. Neben einem Facharzt und Sozialarbeitern steht den Klienten auch ein Psychotherapeut zur Verfügung. Die Behandlung ist kostenlos, die Abrechnung erfolgt über die Krankenkasse. Nun soll es auch in Mattersburg eine solche Einrichtung geben. Die Eröffnung des sozialpsychiatrischen Ambulatoriums ist für das Frühjahr geplant.

Ärztemangel

Notwendig sei die nicht bettenführende Einrichtung nicht nur wegen der großen Nachfrage der Patienten. Auch der Mangel an Fachärzten in dem Bereich sei ein Kriterium. "Als wir die Planstelle eines Psychiaters in Oberpullendorf 2007 nachbesetzen wollten, haben wir keinen Nachfolger gefunden", sagt Christian Moder, Chef der Burgenländischen Gebietskrankenkasse (BGKK). Auch die Stelle in Mattersburg sei über zwei Jahre lang erfolglos ausgeschrieben gewesen.

Um die Versorgung in dem Bereich zu gewährleisten, wird mit Mattersburg das dritte Ambulatorium im Burgenland eröffnet. Beratungsstellen gibt es in allen sieben Bezirken des Landes. Expertin Schmidl-Mohl spricht auch von einem Umdenken in der Bevölkerung."Früher haben vor allem männliche Patienten ihre Depressionen mit Alkohol zu bekämpfen versucht. Seit es die ’Diagnose’ Burn-out gibt, ist dieses Thema auch nicht mehr so schambehaftet."

Einen weiteren Grund für den Anstieg bei der Nachfrage beim PSD sieht Sozial- und Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (SPÖ) in den "ständig steigenden Belastungen am Arbeitsmarkt". Belegt werden könne die Nachfrage nach dem Angebot auch in Zahlen. Beim PSD in Oberpullendorf gab es 2007, als die Einrichtung eröffnet wurde, 303 Klienten, im Vorjahr waren es 913. Burgenlandweit wurden 2014 rund 2200 Klienten gezählt. Auch die Zahl der Mitarbeiter ist von zehn auf mittlerweile 110 gestiegen. Im Budget des PSD sind für 2016 sieben Millionen Euro vorgesehen.

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