60 Jahre KURIER - Die Schlüsselfigur Christian Konrad

60 Jahre KURIER - Die Schlüsselfigur Christian Konrad

Christian Konrad ist mit dem KURIER aufs Engste verbunden. Der langjährige Raiffeisen-Generalanwalt sitzt seit über zwei Jahrzehnten dem Aufsichtsrat vor und war führend an wesentlichen Weichenstellungen wie der Mediaprint-Gründung beteiligt. Warum ihn das KURIER-Jubiläum freut und was nicht passt – ein Gespräch.

Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte – nicht. Dass die Funke-Gruppe, vormals WAZ, als Hälfte-Eigentümer der Krone jüngst Verträge mit der Familie Dichand teilweise aufgekündigt hat, sorgte für einiges Aufsehen in der Medienlandschaft. „Es ist kein Geheimnis, dass die Gesellschafter-Situation innerhalb der Krone gespannt ist“, erklärt KURIER-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Konrad. „Unter unseren Gesellschaftern – ebenfalls Funke sowie Raiffeisen – war dergleichen noch nie der Fall. Das heißt nicht, dass wir in allen Punkten immer einer Meinung wären, aber wir können das auf normalen Wegen klären.“

Die erneute juristische Auseinandersetzung in der Krone ist auch für den KURIER relevant. Den beiden Medienhäuser gehört je zur Hälfte die gemeinsame Tochter Mediaprint (siehe unten) für das Verlagsgeschäft. Dazu zählen Anzeigen, Vertrieb, Druck und Technik. Die Mediaprint ist damit für den wirtschaftlichen Erfolg sehr wesentlich.

Am Zustandekommen des Tochterunternehmens hatte Konrad 1988, damals stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des KURIER, wesentlichen Anteil. „Der KURIER hatte mit dem zu groß dimensionierten Neubau der Druckerei eine schwere wirtschaftliche Last zu tragen. Gleichzeitig gab es die Krone, der Druck-Kapazitäten fehlten. Als sich Hans Dichand von Kurt Falk trennte und die WAZ bei der Krone einstieg, war klar, dass auch wir handeln müssen.“ Als ein Angebot der WAZ kam, Anteile am KURIER zu übernehmen, begannen die nur kurz dauernden Gespräche über eine Struktur, die noch heute gilt: Raiffeisen hält 50,5 Prozent und die WAZ, heute Funke-Gruppe, 49,5 Prozent am KURIER. KURIER und Krone sind wiederum jeweils Hälfte-Eigentümer der Mediaprint, deren Gewinn wird 30 zu 70 Prozent geteilt.

Aber es läuft in den letzten Jahren nicht rund. Was Konrad stört: „Die wirtschaftliche Effektivität der Mediaprint ist nicht mehr so, wie sie gedacht war und sie sein könnte. Der Grund ist, dass es unter den Einzelgesellschaftern einerseits sowie zwischen den Gesellschaftern KURIER und Krone immer wieder Reibungspunkte gibt. Deshalb werden auch Entscheidungen nicht getroffen. Es wird einfach nicht verstanden, dass die Mediaprint etwas Gemeinsames ist. Es wird nicht verstanden, dass die Gesellschafter nicht nur für sich, sondern für das Gesamte verantwortlich sind. Die Auflösung dieser Konflikte sehe ich nicht, sie hängen an den handelnden Personen.“

Dass sich deshalb 2017, wie in Branchen-Medien spekuliert wurde, die Mediaprint gänzlich auflösen könnte, sieht Konrad nicht. „Ob nun die Krone oder der KURIER aufkündigt, das Vermögen würde nur zum Buchwert abgelöst werden. Wirtschaftlich wäre das ein schwerwiegender Verlust für den, der geht. Das war von vornherein so konzipiert, dass es möglichst unauflöslich ist.“

Für den KURIER gilt unter diesen Umständen aus Konrads Sicht, „dass er allein wirtschaftlich selbstständig lebensfähig bleibt. Das bedeutet nicht Riesenrenditen, aber es soll keine Verluste geben.“ Die nun erfolgte Zusammenlegung von Print- und Online-Redaktion sei so ein wichtiger Schritt gewesen.

Konrad kündigt aber auch an: „Es wird in jedem Fall weitere Investitionen geben. Das betrifft die Technik, das betrifft den Online-Bereich. Wir gackern aber erst, wenn das Ei gelegt ist, und nicht schon zur Ankündigung.“

Den Weg in die nächste Zukunft wird der KURIER mit Helmut Brandstätter als Chefredakteur und Herausgeber gehen, „egal, was immer an Gerüchten über einen Abgang zum ORF gestreut wird“, erklärt Konrad.

Brandstätters Vertrag wurde bis 2019 verlängert. „Für eine solche Position gibt es nicht viele Anwärter, zumal aus Österreich. Brandstätter ist mit Leib und Seele dabei, alle Anfeindungen und Gerüchte prallen an ihm ab. Mit diesem Vertrag haben er und die Redaktion die Sicherheit, dass es auf absehbare Zeit eine bewährte Führung gibt. Der KURIER ist ja kein Fußball-Club, bei dem Trainer kommen und gehen. Der Erfolg des Produkts gibt uns recht.“

1972 stieg Raiffeisen mit einem kleinen Anteil beim KURIER ein. Die Zeitung stand zum Verkauf durch die Gründerfamilie Polsterer und „sollte nicht irgendwo landen.“ Die Industriellen-Vereinigung organisierte deshalb einen Verbund nationaler Gesellschafter. Anfang der 80er-Jahre entwickelte Christian Konrad, damals in der Raiffeisen Niederösterreich-Wien für die Verwaltung zuständig, ein Modell, mit dem in einer Gesellschaft zunächst 25 Prozent der Anteile zusammengefasst wurden. Nach und nach stieg der Raiffeisen-Anteil auf die seit 1988 fixierten 50,5 Prozent.

Betrieben und begleitet wurde diese Entwicklung aktiv und im Aufsichtsrat stets von Christian Konrad: „Für mich sind diese 60 Jahre KURIER ein erfreuliches Jubiläum. Ich bin auch froh darüber, dass dieser Geburtstag nicht mit großen Feiern, sondern angemessen und vor allem mit den Lesern begangen wird. Wir sehen die Beteiligung am KURIER als langfristig und nachhaltig an und werden alles Notwendige dafür tun, dass der 60. Geburtstag nicht der letzte runde Geburtstag des KURIER bleibt. Beim 100. werde ich allerdings nicht mehr dabei sein – den einen oder anderen erfreulichen Festtag werde ich aber hoffentlich noch mitbegehen.“

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