Zu Tisch mit Ola Rune

Zu Tisch mit Ola Rune
Das schwedische Büro Claesson Koivisto Rune bewegt sich seit 20 Jahren an der Schnittstelle von Architektur und Design. IMMO traf Ola Rune in Mailand zum Gespräch.

KURIER: Herr Rune, wir treffen uns hier am Messestand der Firma Capdell, für die Sie zwei neue Tische entworfen haben. Können Sie uns die Modelle näher erklären?

Zu Tisch mit Ola Rune
Ola Rune: Wir arbeiten bereits seit vier Jahren für den spanischen Produzenten, haben aber bisher nur Stühle entworfen. Im vergangenen Jahr wurden wir engagiert, erstmals auch Tische mit flexibler Nutzung zu gestalten. Das Ergebnis sind "Tri-Star" und "Gazelle": Beide sind flexibel, aber auf unterschiedliche Art. "Tri-Star" besteht aus extrudiertem Aluminium und kann in unterschiedlichen Höhen hergestellt werden. Zudem kann das Material lackiert oder mit Holz beschichtet werden, so dass das Metall nicht mehr erkennbar ist. "Gazelle" ist hingegen in nur einer Höhe erhältlich, allerdings ist die Größe der Tischplatten modifizierbar. Quadratisch, rechteckig oder rund: Je größer die Oberfläche, desto mehr Beine kommen zum Einsatz. Der Tisch kann außerdem ganz flach verpackt werden, da die Beine einfach nur angeschraubt werden müssen.

Sie arbeiten für viele internationale Firmen. Konnten Sie bei der Zusammenarbeit Unterschiede zwischen den Ländern feststellen?

Zu Tisch mit Ola Rune
Absolut. Jede Firma, egal ob in Spanien, Italien oder Frankreich, hat Mitarbeiter, deren Kultur und Erfahrung das Unternehmen prägen. Und es zeigt sich, dass jedes Land andere Qualitäten aufweist: Die Spanier sind etwa sehr präzise in der Anfertigung von Modellen, italienische Firmen wagen sich eher an Investitionen heran. Dagegen sind schwedische Hersteller weniger risikobereit und produzieren eher günstiger.

Wieviel skandinavische Ästhetik steckt in Ihren Entwürfen?

Das müssen andere beurteilen. Aber die Art, wie wir Projekte angehen, ist doch sehr skandinavisch. Ein Entwurf sollte nie zu extravagant und komplex sondern so einfach wie möglich sein. Wir verwenden Materialien, die wir vor Ort finden und mit denen auch die Hersteller umgehen können. In diesem Punkt steckt viel Skandinavien in unseren Produkten.

Ihr Studio ist zugleich auch ein Architekturbüro. Bauen Sie auf der ganzen Welt?

Zu Tisch mit Ola Rune
Ja, vor wenigen Wochen haben wir etwa eine Galerie in Texas eröffnet. Nach Japan und Schweden ist das bereits unser drittes Museum. Das Besondere an diesen Bauaufgaben ist, dass die Gestaltung solcher Gebäude immer ein bisschen anders sein darf. Man muss weniger Funktionen erfüllen und Kompromisse eingehen. Die Räume sollen Kunst präsentieren – das ist die wichtigste Funktion.

Wie feiern Sie Ihr 20-jähriges Jubiläum?

Wir haben unter anderem eine eigene Firma namens "Smaller Objects" gegründet, für die wir kleine Gegenstände entwerfen. Die erste Kollektion umfasst acht Produkte – etwa Kissen, Kräutertöpfe, Teelichhalter und Holzbretter.

Zu Tisch mit Ola Rune
Wie kam es zu dieser Idee?

Wir wollten die Dinge für uns haben, fanden aber keinen Produzenten. Also haben wir es ganz einfach selbst versucht.

www.smallerobjects.com
www.claessonkoivistorune.se

Claesson Koivisto Rune wurde 1995 in Stockholm von Mårten Claesson, Eero Koivisto und Ola Rune gegründet. Es begann als – und ist immer noch – ein Architekturbüro, hat sich aber im Lauf der Jahre zu einem multidisziplinären Studio entwickelt. Zu ihren wichtigsten Bauten zählt das Sfera Building in Kyoto (Japan) mit einer Fassade aus perforierten Titan-Paneelen sowie die Örsta Gallery in Kumla (Schweden). Das Trio entwirft außerdem Leuchten, Möbel und Accessoires für internationale Produzenten wie Capdell und Cappellini, Tacchini, Wästberg oder Offecct.

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