Zehn Tage voll Design
Die Sechshauserstraße umweht ein rauer Charme: Leerstehende Geschäftslokale, bröcklige Hausfassaden, Wettbüros, Kontakt-Cafés und Bauchstich-Buden dominieren die Gerade zwischen Gürtel und Auer-Welsbach-Park. Doch nicht alle Ecken des 15. Bezirks teilen dieses Schicksal. Zwischen Schmelz und Lugner-City hat sich auch eine lebendige Kreativszene etabliert. Vor allem in der Reindorfgasse, wo sich seit einiger Zeit Architekturbüros, hippe Craftbeer-Bars und Designstudios ansiedeln.
Lilli Hollein rückt das Grätzel nun ins Rampenlicht: Jedes Jahr wählt die Festivaldirektorin einen Fokusbezirk für die Vienna Design Week aus. Heuer fiel die Wahl auf Rudolfsheim-Fünfhaus. „Die Entwicklung geht hier rasant voran. Es sind hier schon viele Kreativbüros ansässig. Zugleich hat der Bezirk noch eine Vielzahl handwerklicher Betriebe. Es gibt Spezialisten für alles Mögliche. Nicht nur die Klassiker wie Schuster und Schneider, sondern Spezialgewerke wie etwa die Hornmanufaktur Petz oder die Kupferschmiede Hegenbart. Der Bezirk wechselt gerade von der Vorstadt zum heftig umarmten Bobobezirk“, sagt die Festivalgründerin.
Weil heuer mehr Programm angeboten wird als in den Jahren zuvor, gibt es die Festivalzentrale erstmals in zweifacher Ausführung: In der ehemaligen Bankfiliale auf dem Sparkassaplatz 4 und im „Blauen Haus“ beim Westbahnhof, das mit vielen Beiträgen, einem Infopoint und einem Pop-Up-Cafe erste Anlaufstelle für die Besucher sein wird. Darüber hinaus nimmt der ganze Bezirk eine wichtige Rolle ein: Ausstellungen, Workshops, Vorträge und Touren widmen sich den Bereichen Architektur, Produkt- und Möbeldesign sowie Grafik- Insdustrie- oder Social Design. Mehr als 100 Veranstaltungen wird es insgesamt geben, die die Hauptstadt auch heuer wieder für zehn Tage zur „City Full of Design“ machen.
Stop # 1 Hornmanufaktur Thomas Petz
Was erwartet die Besucher? Einerseits kann man das Kooperationsprojekt mit Katharina Eisenköck, einer Grazer Designerin die in London lebt, sehen. Andererseits kann man die Werkstatt als solche erleben und sehen, was das ganze Jahr über produziert wird.
Stop #2 Stadthalle Wien
Was erwartet die Besucher? Die Stadthalle öffnet die VIP- und Premiumbereiche, die normalerweise nicht zugänglich sind. Dort gibt es eine ganze Reihe von Kunstwerken zu sehen, die bei der Errichtung beauftragt wurden – u.a. Heinz Leinfellners Steinmosaik an der Ehrenloge oder Carl Ungers Orientierungsplan als Mosaik. Zudem wird es zwei Touren geben, die von Marion Kuzmany und den Architekten der aktuellen Zubauten geführt werden.
Stop # 3 Studio Mischer’Traxler
Was erwartet die Besucher? Zum einen ist ihnen die Ausstellung „In Relation“ im AAA Project Space der Galerie Mauroner gewidmet, bei der es bestehende und neue Arbeiten der beiden zu sehen gibt. Zum anderen sind Mischer’Traxler als Programmpartner selbst aktiv und öffnen ihre „Wunderkammer“ in der Sechshauserstraße. Katharina Mischer: „Wir wollen einen authentischen Einblick in unser Arbeitsumfeld geben und nicht zuviel aufräumen, um die Studiosituation zu erhalten. Es gibt Dinge zu sehen, die gerade in Entwicklung sind. Außerdem werden wir Blickboxen generieren mit denen man kleine Highlights entdecken kann.“
Stop # 4 Digitalagentur NOUS
Was erwartet die Besucher? Nous-Geschäftsführer Wolfgang Schreiner: „Wir werden etwas in unseren Lift einbauen, das man im Dunkeln ertasten muss. Und wir beteiligen uns mit dem Inklusionsprojekt „Eye to Ear“, das wir mit Studio Tactile umgesetzt haben. Mithilfe von Klang, verbalen Bildbeschreibungen und Interaktion am iPad schafft die App ein neues Kunsterlebnis, das nicht nur blinden und sehbehinderten Menschen einen neuen Zugang ermöglicht, sondern jedem.“
Stop #5 Festivalzentrale Sparkassaplatz
Was die Besucher erwartet? Hollein: „Die ehemalige Bankfiliale wird als diskursiver Ort etabliert.“ Vorträge, eine gemeinsame Ausstellungen des Royal College of Art und des Werkraum Bregenzerwald, eine Präsentation von Laufen und vieles mehr finden hier statt. Im Tresorraum wird die Installation „Panzerschrank Potemkin“ von Virgil Widrich zu bewundern sein.
Gastland Rumänien
Vienna Design Week: 28. September – 8. Oktober 2017. Alle Informationen und Termine: www.viennadesignweek.at
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