Winterresidenzen: Stilvolle Stuben
Fades Essen vom Buffet, ein überfüllter Skiraum und tobende Kinder im Wellnessbereich: Nicht jeder erlebt sein Urlaubsglück im Hotel. Wer auf das All-inclusive-Angebot verzichten kann, findet in Chalets eine Alternative. Die Unterkünfte bieten Privatsphäre, überzeugen mit gehobener Architektur, punkten mit moderner Ausstattung und einem Ambiente zwischen Retro-Kitsch und reduziertem Design-Chic. IMMO hat in Tirol und Vorarlberg vier Beispiele gefunden, die sich vom Interior-Design bis hin zu ihrem ganzheitlich-stimmigen Architekturverständnis auszeichnen.
Tradition
Der Sehnsucht nach Tradition trägt die Lech Lodge Rechnung. Hier finden jene den perfekten Rückzugsort, die sich eine urige Einrichtung kombiniert mit einer luxuriösen Ausstattung wünschen. Die beiden Chalets bieten insgesamt vier private Appartements und präsentieren sich von außen eher unscheinbar: Ein massiver Natursteinsockel, ausladende Schindeldächer, Balkone und Fensterläden aus Lärche stellen einen starken ländlichen Bezug her. Dieser Stil wird innen konsequent fortgesetzt: Wandvertäfelungen aus wärmebehandelter Fichte, Schaffelle, Wollteppiche, schmiedeeiserne Vorhangstangen und Bettwäsche aus Leinen. Dazu Polster aus Loden und ein auf alt getrimmter Bodenbelag aus Eichendielen. Die stark rustikale Wirkung war der Wunsch der Bauherren, wie Innenarchitekt Christian Prasser erzählt: „Die Klientel, die diese Lodges ansprechen, fährt nicht auf Urlaub, um dann in einem modernen Haus in den Bergen zu wohnen. Sie verbringen ohnehin sehr viel Zeit im Jahr in Hotels. Diese Gäste wollen Luxus, Geborgenheit und Hüttencharakter. Das haben wir versucht umzusetzen.“
Spannungsfeld
Würfelform
Komplett auf alpine Klischees verzichtet hingegen das Gradonna Mountain Resort: 41 würfelförmige Chalets schmiegen sich dort an den Hang. Die Form ist bewusst reduziert gehalten. „Die Alpen selbst haben eine eigene organische Aussage – die Gäste wollen ja nicht die Stube, sondern die Landschaft sehen“, erklärt Architekt Erich Strolz. Er stellte den Bau gemeinsam mit dem Innsbrucker Architekten Helmut Reitter vor einem Jahr in Kals in Osttirol fertig. Die Kuben sind stufenartig angelegt und rund um einen gläsernen Hotelturm angeordnet. Strolz erzählt, wie es dazu kam: „Das war eine Vorgabe der Raumplanung. Es bestand die Angst, dass ein reines Feriendorf für reiche Städter entsteht, die sich für ein Jahr einmieten und dann nur drei Wochen da sind. Das Hotel sichert eine höhere Frequenz.“Während der Turm in Glas ausgeführt ist, handelt es sich bei den Chalets um Pilzbauten: Es sind Holzkonstruktionen, die auf einem Betonfundament ruhen und außen mit einer verschindelten Lärchenfassade verkleidet sind. „Wir haben versucht, Grund und Boden so schonend wie möglich zu behandeln und die Landschaft weitgehend zu erhalten. Deshalb stehen die Chalets nur auf einem ganz kleinen, pilzförmigen Sockel“, sagt Strolz. Der sensible Umgang mit der Natur ist auch im Hotel erkennbar: Findlinge, die bei den Grabungsarbeiten zum Vorschein kamen, wurden in den Boden der Lobby eingearbeitet. Und Zirbenholz, das aus den umliegenden Wäldern stammt, wurde in die Wandverkleidung der Hotelzimmer integriert. Ob rustikal-glamourös, kühn interpretierte Tradition, nostalgisch angelehnter Kompromiss oder
klischeebefreite Architektur – die Beispiele zeigen, wie groß die Vielfalt der mietbaren Unterkünfte in Österreichs Bergen sein kann.
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