Winterresidenzen: Stilvolle Stuben

Wer in den Bergen ungestört urlauben möchte, wird sich in diesen Unterkünften wohlfühlen.
Vier Orte, an denen nicht nur das Panorama,sondern auch die Architektur reizvoll ist.

Fades Essen vom Buffet, ein überfüllter Skiraum und tobende Kinder im Wellnessbereich: Nicht jeder erlebt sein Urlaubsglück im Hotel. Wer auf das All-inclusive-Angebot verzichten kann, findet in Chalets eine Alternative. Die Unterkünfte bieten Privatsphäre, überzeugen mit gehobener Architektur, punkten mit moderner Ausstattung und einem Ambiente zwischen Retro-Kitsch und reduziertem Design-Chic. IMMO hat in Tirol und Vorarlberg vier Beispiele gefunden, die sich vom Interior-Design bis hin zu ihrem ganzheitlich-stimmigen Architekturverständnis auszeichnen.

Tradition

Der Sehnsucht nach Tradition trägt die Lech Lodge Rechnung. Hier finden jene den perfekten Rückzugsort, die sich eine urige Einrichtung kombiniert mit einer luxuriösen Ausstattung wünschen. Die beiden Chalets bieten insgesamt vier private Appartements und präsentieren sich von außen eher unscheinbar: Ein massiver Natursteinsockel, ausladende Schindeldächer, Balkone und Fensterläden aus Lärche stellen einen starken ländlichen Bezug her. Dieser Stil wird innen konsequent fortgesetzt: Wandvertäfelungen aus wärmebehandelter Fichte, Schaffelle, Wollteppiche, schmiedeeiserne Vorhangstangen und Bettwäsche aus Leinen. Dazu Polster aus Loden und ein auf alt getrimmter Bodenbelag aus Eichendielen. Die stark rustikale Wirkung war der Wunsch der Bauherren, wie Innenarchitekt Christian Prasser erzählt: „Die Klientel, die diese Lodges ansprechen, fährt nicht auf Urlaub, um dann in einem modernen Haus in den Bergen zu wohnen. Sie verbringen ohnehin sehr viel Zeit im Jahr in Hotels. Diese Gäste wollen Luxus, Geborgenheit und Hüttencharakter. Das haben wir versucht umzusetzen.“

Winterresidenzen: Stilvolle Stuben
Diesem Anspruch wird man mit einer exklusiven Ausstattung gerecht: Jedes Chalet verfügt über eine Wellness-Oase mit Biosauna, Dampfdusche und beheizten Liegeflächen. Ein offener Kamin, Antiquitäten und edle Design-Möbel, ein Wein-Klimaschrank und eine großzügige Küche ergänzen die Einrichtung. Oberhalb des Ortszentrums von Stuben, mit Blick über das Klostertal, ist die Arlberg Lodge in den Hang gebettet. Neben der exponierten Lage auf einer Felskuppe fällt auch die Fassade auf. Die Lamellen aus Weißtanne öffnen sich an der Giebelseite Richtung Tal zu einem transparenten Paravent. Dahinter befinden sich Balkone. „Es gibt geschützte Bereiche und solche die frei sind“, sagt Marcus Ender, der mit seiner Schwester für das Konzept zuständig war.
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Winterresidenzen: Stilvolle Stuben

Winterresidenzen: Stilvolle Stuben
Die drei Häuser sind so angeordnet, dass sie ein hohes Maß an Intimität wahren und zugleich unterschiedliche Sichtbezüge bieten: „Es gibt nahezu keine Einblicke in andere Wohnungen. Und kein Ausblick wird vom Nachbargebäude eingeschränkt“, sagt der Planer. Eine besondere Herausforderung stellte auch die Eingliederung in die bestehende Dorfstruktur dar. Ender: „Mitten im Urlaubsort einer Skiregion war es wichtig, die Form der Gebäude an die Tradition zu binden. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, an diesem Ort ein Flachdach zu machen. Die Proportion der Häuser passt sich nun an die Typologie des Dorfes an und die Sichtschutzlamellen der Balkone erinnern optisch an Lawinenrechen.“ Die reduzierte Formensprache kommt bei Gästen gut an. In der Dorfbevölkerung regte sich zuerst allerdings Widerstand: „Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, aber zu Beginn gab es viele kritische Stimmen. Ich meine jedoch, dass man nichts bewusst verkitschen muss. Man kann sehr wohl mit der Tradition verbunden sein, diese in einer neuzeitlichen Sprache formulieren und sich dabei auf das Wesentliche reduzieren,“ resümiert Ender.

Spannungsfeld

Winterresidenzen: Stilvolle Stuben
Nicht nur der Bevölkerung, sondern auch den Bauherren mangelt es manchmal an Vorstellungskraft. Diese Erfahrung hat Johannes Kaufmann beim Bau des Casalpin in Brand im Montafon gemacht. „Als Architekt befindet man sich da in einem Spannungsfeld“, sagt der Vorarlberger. „Die Bauherren hätten gern ein kleines Bauernhäuschen oder eine Almhütte wie vor 100 Jahren gebaut. Aber der Stand der Technik, die Materialien und die Konstruktionsweisen sind fortgeschritten und auf einem ganz anderen Niveau.“ Mit dem Ergebnis – einem Kompromiss den er als „Moderne Traditionalität“ bezeichnet – ist Kaufmann trotzdem zufrieden. Auch wenn er sich eine konsequentere Formensprache gewünscht hätte, sei vor allem die Setzung der Baukörper gelungen: „Die Häuser stehen so nah zusammen, so wie es früher üblich war und bilden einen Ortscharakter.“ Bei genauem Hinsehen findet man im Feriendorf noch weitere Referenzen an das Traditionelle. Etwa an den Fenstern mit Sprossen: „Das hat man früher gemacht, weil es keine großen Glasscheiben gab. Aber heute ist das nicht mehr notwendig. Trotzdem wurde es hier nachgebaut. Das ist der Zeit hinterher“, erklärt Kaufmann. Sein Fazit: „Ich glaube nicht, dass ein Gast weniger kommen würde, wenn die Häuser um eine Spur schärfer wären. Beispiele aus anderen Regionen weisen dank einer radikaleren Architektur und einem konsequenten Konzept sehr gute Nächtigungszahlen auf.“

Würfelform

Komplett auf alpine Klischees verzichtet hingegen das Gradonna Mountain Resort: 41 würfelförmige Chalets schmiegen sich dort an den Hang. Die Form ist bewusst reduziert gehalten. „Die Alpen selbst haben eine eigene organische Aussage – die Gäste wollen ja nicht die Stube, sondern die Landschaft sehen“, erklärt Architekt Erich Strolz. Er stellte den Bau gemeinsam mit dem Innsbrucker Architekten Helmut Reitter vor einem Jahr in Kals in Osttirol fertig. Die Kuben sind stufenartig angelegt und rund um einen gläsernen Hotelturm angeordnet. Strolz erzählt, wie es dazu kam: „Das war eine Vorgabe der Raumplanung. Es bestand die Angst, dass ein reines Feriendorf für reiche Städter entsteht, die sich für ein Jahr einmieten und dann nur drei Wochen da sind. Das Hotel sichert eine höhere Frequenz.“Während der Turm in Glas ausgeführt ist, handelt es sich bei den Chalets um Pilzbauten: Es sind Holzkonstruktionen, die auf einem Betonfundament ruhen und außen mit einer verschindelten Lärchenfassade verkleidet sind. „Wir haben versucht, Grund und Boden so schonend wie möglich zu behandeln und die Landschaft weitgehend zu erhalten. Deshalb stehen die Chalets nur auf einem ganz kleinen, pilzförmigen Sockel“, sagt Strolz. Der sensible Umgang mit der Natur ist auch im Hotel erkennbar: Findlinge, die bei den Grabungsarbeiten zum Vorschein kamen, wurden in den Boden der Lobby eingearbeitet. Und Zirbenholz, das aus den umliegenden Wäldern stammt, wurde in die Wandverkleidung der Hotelzimmer integriert. Ob rustikal-glamourös, kühn interpretierte Tradition, nostalgisch angelehnter Kompromiss oder
klischeebefreite Architektur – die Beispiele zeigen, wie groß die Vielfalt der mietbaren Unterkünfte in Österreichs Bergen sein kann.

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