Wie könnte der Zoo von morgen aussehen?

Wie könnte der Zoo von morgen aussehen?
Tier und Mensch treffen ohne Zaun aufeinander: Der dänischen Architekten Bjarke Ingels hat einen Zoo ohne Gehege geplant.

Es ist eines der ehrgeizigsten Projekte von Bjarke Ingels: Der Givskud-Zoo im Süden Dänemarks, ein in die Jahre gekommenes Relikt der 1960er-Jahre, soll zum weltweit modernsten Tierpark umgebaut werden. Mehr noch: Givskud soll der Zoo der Zukunft werden und den Namen „Zootopia“ tragen.
Ein Areal von 1,2 Quadratkilometern, das entspricht einer Fläche von rund 300 Hektar – soll in drei Kontinente – Asien, Afrika und Amerika – unterteilt werden. Der Clou: Bjarke Ingels tauscht die Rollen. Nicht die Tiere sind gefangen, sondern die Besucher. Durch den Park kann man sich ausschließlich in geschlossenen Kapseln bewegen. Sie verfügen über eine verspiegelte Glasoberfläche, sodass die Gäste vor den Augen der Tiere unsichtbar werden. Bären, Löwen und Giraffen können so aus nächster Nähe beobachtet werden, ohne sie zu stören.

Unterwegs auf verschiedenen Kontinenten

Wie könnte der Zoo von morgen aussehen?
Die Gehäuse variieren von Kontinent zu Kontinent: Durch „Afrika“ verkehrt man in fahrbaren Kapseln, ähnlich einem Fahrrad. „Amerika“ wird wie in einer Seilbahn schwebend aus der Luft erkundet und in „Asien“ ist man zu Wasser unterwegs. Weitere Beobachtungsplätze soll es etwa in Form eines Stapels aufeinandergeschlichteter Baumstämme oder eines bewachsenen Bunkers geben. Zäune und Gehege sind überflüssig, die Tiere können sich frei in der Landschaft bewegen.
In der Mitte befindet sich eine riesige Arena, die Restaurants und Cafés beherbergt. Sie dient als Beobachtungsstation (an den Rändern sind von außen verspiegelte Glasflächen eingelassen) und als Ausgangspunkt für Expeditionen.
Wie könnte der Zoo von morgen aussehen?
Erarbeitet wurde dieses Konzept in der Denkfabrik der BIG, einem internationalen Team aus Architekten und Designern rund um Bjarke Ingels. Die in Kopenhagen stationierte Gruppe versteht sich als Ideenschmiede und ist bekannt für unorthodoxe Entwürfe. Sie absolvieren einen Wettbewerb nach dem anderen und scheuen vor keiner noch so großen Aufgabe zurück. Auf ihr Konto gehen Großprojekte in Schanghai und Grönland, ein Appartementhaus in Manhattan oder eine energieautarke Insel in der Bucht von Baku in Aserbaidschan. Eine Moschee in Tirana, eine Bibliothek in Kasachstan, ein Opernhaus in Norwegen und ein Museum in Mexico City – die Liste lässt sich lange fortsetzen. Jüngst wurden etwa die in sich verdrehten „Dancing Towers“ im sonnigen Florida fertiggestellt.
Wie könnte der Zoo von morgen aussehen?
Nicht alle Projekte werden gebaut. Obwohl Bjarke Ingels Ideen begeistern und prämiert werden – oft scheitert es an der Umsetzung. Nicht zuletzt deshalb, weil die BIG Konventionen häufig auf den Kopf stellt – und das wirft Fragen auf, die es zu beantworten gilt. Im Fall von „ Zootopia“ müsste etwa geklärt werden, wie die Wildnis auf verspiegelte Kapseln in ihrer Nähe reagiert. Oder wie sich verschiedene Arten untereinander vertragen, wenn sie ohne Zaun aufeinander treffen. Tierschützern dürfte die Vorstellung von käfigfreier Haltung jedenfalls gefallen. Auch die Resonanz der Medien ist bisher positiv: Sollte das Projekt zustande kommen, wäre Givskund einer der weltweit fortschrittlichsten Tierparks – so die Überzeugung vieler Befürworter. Ob diese Entwicklung zum Wohl der Besucher oder der Bewohner sein wird, bleibt abzuwarten.www.big.dk

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