Vorher-Nachher: Neuer Glanz in alten Räumen

Vorher-Nachher: Neuer Glanz in alten Räumen
Rustikales Landhaus oder loftartige Stadtwohnung: Innenarchitektinnen verleihen alten Räumen ein zeitgenössisches Innenleben.

Wohnexperten sind sich einig: Der individuelle Geschmack steht über jedem Trend. Geht es um die eigenen vier Wände, sollte man jedoch langfristig denken: „Es soll auch nach zehn Jahren noch gut anzusehen sein“, sagt Ulrike Nachbargauer von UNA plant. Die Gestaltung von Restaurants und Shops geht sie dafür mutiger an: „In dem Bereich ist es wichtig, dass man auf gegenwärtige Entwicklungen reagiert und ins Einrichtungskonzept aufnimmt“, erklärt die Innenarchitektin.

Aktuelle Trends werden jedes Jahr in Mailand auf der Möbelmesse Salone del Mobile vorgestellt. „Heuer lautete das Schlagwort Dschungel. Es waren intensive Grüntöne und florale Muster mit Blättern und Tieren wie Elefanten und Löwen zu sehen“, resümiert Nachbargauer.

Aber auch in Schauräumen und privaten Wohnungen gibt es einige Farben, Materialien und Designs, die derzeit häufig zu sehen sind. Dazu zählen große, mundgeblasene Glühbirnen mit sichtbaren Drähten ebenso wie Industrielampen und Blumentöpfe oder Kerzenständer aus Messing. „Sie sind trotz ihrer reduzierten Form ein perfekter Blickfang und passen in jeden Wohnraum“, erklärt Sabrina Haindl, Innenarchitektin und Gründerin von Uniek (holländisch: einzigartig).

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Vorher

Terrakottafliesen, mattgrüne Wände und ein weiß gestrichener Dachstuhl:   „Das Landhaus war im italienischen Stil eingerichtet. Zwar durchaus  hochwertig, aber es hat nicht in die Umgebung gepasst“, sagt Ulrike Nachbargauer von „UNA plant“. Aufgrund der Hanglage verteilten sich die Funktionen des Hauses  auf vier Ebenen. „Die Räume waren sehr verschachtelt. Diese Struktur aufzulösen war die größte Herausforderung“, sagt Nachbargauer.

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Herzstück  ist das Wohnzimmer, mit Kamin und Blick auf den See. Zunächst wurde die Fassade geöffnet und bis unter den Giebel verglast. „Das holt die  Natur ins Innere.“ Der weiße Dachstuhl wurde sandgestrahlt und in den natürlichen Zustand zurückversetzt, weißer Waschelputz verleiht den Wänden eine dekorative, raue Oberfläche. So entstand ein warmes Raumgefühl, das durch den Eichenparkett zusätzlich verstärkt wird. Das Geländer auf der Galerie, zuvor Grün lackiert, entsprach nicht mehr der Bauordnung. Es wurde durch ein filigranes Gerüst aus Schwarzstahl ersetzt. Augenmerk wurde zudem auf eine ausgewogene Beleuchtung gelegt. Spots in einem Schienensystem können auf verschiedene Wohnsitutionen gerichtet werden. Ergänzt wird das Lichtkonzept mit Steh- und Wandleuchten.

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„Das alte Badezimmer stammte aus den 1960er-Jahren und hatte eine Renovierung dringend nötig“, so die Innenarchitektin. Haindl arbeitete bereits zum vierten Mal mit der Kundin zusammen und konnte ihre Wünsche und Vorstellungen gut einschätzen. Da die Wohnung vermietet wird, sollte das Badezimmer schlicht, einfach und für jeden Geschmack passend sein. Nachdem die Kundin auf keinen Fall beige Fliesen wollte und generell  klassische Badezimmerfarben bevorzuge, fiel die Entscheidung auf die Farbe Weiß.

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Als Kontrast wurde ein grauer Boden und ein anthrazitfarbenes Möbel gewählt. „Die Farbwahl ist reduziert, dafür aber sehr dankbar, da der Staub nicht gut zu sehen ist“, so Haindl. Außerdem ziehe sie sich durch die gesamte Wohnung und sollte sich auch im Badezimmer wiederfinden. Ein unverzichtbares Element war die Badewanne. „Die will die Kundin immer, wenn es nur irgendwie möglich ist“, erzählt Haindl. Dafür musste der Gang verkürzt und das Bad von 3,8 auf sechs Quadratmeter vergrößert werden. Das war laut Haindl aber nicht das Schwierigste, denn das sei bei Badezimmern immer die Therme. „Die muss an einem Ort untergebracht werden, an dem sie so wenig wie möglich stört“, so Haindl.

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Der Auftrag: Eine vierköpfige Familie will in ihrer Zweitwohnung in Wien zwei Kinderzimmer, eine Küche und ein großes Wohnzimmer, in dem die Eltern ein kleines Schlaflager hinter der Tür verstecken können. Sabrina Haindls Umsetzung: Aus der separaten Küche wird das Elternschlafzimmer und gekocht wird künftig im Wohnzimmer. Dadurch gewinnt die Familie ein drittes Schlafzimmer und niemand muss ins Wohnzimmer auswandern.

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"Auch der Platz für die Küche konnte großzügiger kalkuliert werden, deshalb sind wir mit den Kästen ums Eck gegangen“, sagt Haindl. Der zusätzliche Stauraum überraschte und freute nicht nur die Bewohner, sondern auch sie selbst. Was die Farbwahl betraf, zeigten sich die Kunden sehr experimentierfreudig. „Die grüne Küche konnte ich ihnen zum Glück ausreden, dafür ist die Rückwand in pastelligem Mint gehalten“, sagt sie. Diese Farbe ziehe sich durch den gesamten Raum und findet sich auch in dem Bild von Kate Moss wieder. Haindls größte Herausforderung: Die Barplatte (re. im Bild). Diesen Wunsch äußerten die Kunden erst, nachdem die Küche bereits geplant und eingebaut war. „Dafür musste ich die Fensterbank entfernen, aber die geht heute niemandem ab“, sagt die Innenarchitektin lachend. 

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Eine Badewanne, ein Waschbecken und eine  Toilette  – mehr hatte auch nach dem Umbau  nicht Platz. Allerdings konnte das Raumerlebnis erheblich gesteigert werden. Das gelang einerseits durch den Einbau einer barrierefreien, bodenebenen Dusche mit transparenten Türen: „Der Fußboden geht in Duschbereich über. Das macht den  Raum  gefühlt größer“, schildert Ulrike Nachbargauer.Zudem sorgen großformatige Bodenfliesen für optische Großzügigkeit. Die Wände sind komplett mit glänzenden, grauen Mosaikfliesen bedeckt – Blickfang ist ein maskuliner Kopf an  der Rückwand.

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Weil es keinen Stauraum gibt, wurden edelstahlverkleidete Nischen in die Wand eingelassen. „Sie dienen in der Dusche und neben dem Waschbecken als Ablage“. Ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzpt sorgt in dem fensterlosen Raum für ausreichend Helligkeit: „Kleine Räume brauchen viel und gut ausgeleuchtetes Licht. Sonst bekommt man schnell klaustrophobische Zustände“, sagt Nachbargauer. Deckenspots sorgen für eine ausgewogene Grundbeleuchtung. Ein Schminklicht beim Spiegel sorgt für zusätzliches Licht bei der Gesichtspflege. Feine Details, wie etwa der Stuckrand an der Decke, der den Abschluss zum Mosaik bildet, werten das Raumerlebnis zusätzlich auf.

Raumgestalter wissen: Abwechslung im Wohnraum ist das A und O. Daher rät Haindl generell zu Kontrasten und auffallenden Akzenten. „Polster, Bilder und Teppiche sind schnell ausgetauscht, daher darf die Auswahl der Accessoires durchaus mutiger sein“, sagt sie. Dasselbe gilt für Wandfarbe. „Sie ist schnell übermalt, wenn sie doch nicht gefällt“, so Haindl.

Apropos Farbe. Die Pantone-Farbe des Jahres ist „Ultra Violet“ – sie wird nicht nur im Grafikdesign, sondern auch im Wohnraum eingesetzt. Außerdem beliebt sind Grautöne und Pastellfarben wie Mintgrün. Kleinere Accessoires strahlen in Pink oder Neongelb. Der Trend bewegt sich generell in eine schrille Richtung, beobachtet Haindl: „Die 80er- und 90er-Jahre feiern ein Comeback. Es wird wieder bunter.“

Ein derzeit beliebter Dreier-Materialmix besteht aus geriffeltem Glas, braunem Nussholz und lackiertem Edelstahl – auch das erinnere Haindl an die 80er-Jahre. „Bei knalligen oder sehr abwechslungsreichen Kombinationen muss man aber wissen wie. Wer an der einen Stelle mutig ist, muss an einer anderen reduzieren“, empfiehlt die Innenarchitektin.

Grafische Schwarz-Weiß-Muster an den Wänden gehören übrigens dem Jahr 2017 und damit der Vergangenheit an. Stattdessen geben Tapeten in knalligen Farben immer häufiger den Ton an. Haindl: „Da sie aber aufwendig aufzutragen sind, sollte man ganz genau wissen, was gefällt.“

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