Rückzugsort: Einfamilienhaus in Grieskirchen

Rückzugsort: Einfamilienhaus in Grieskirchen
Viele wünschen sich ein Haus mit Ausblick - aber mit wenig Einblick. Eine schwierige Aufgabe. Ein Beispiel in Grieskirchen zeigt, wie es geht.

Wer ein Haus baut, tut dies aus unterschiedlichen Gründen: Um nicht länger vom Vermieter abhängig zu sein, um eine Altersvorsorge zu schaffen oder um mehr Privatsphäre zu genießen. Letzteren Wunsch hatten Bauherren in Grieskirchen. Sie wollten Freiraum und Geborgenheit - und das in einer dicht gedrängten Siedlung, wo sich Terrassen, Balkone und Zufahrten der Nachbarn aneinanderreihen.

Die kompakte Bebauung "Am Sonnenhang" ließ nur noch wenige freie Blicke auf die Landschaft zu. Der Entwurf sollte die Bewohner einerseits vor Einblicken schützen, andererseits die wenigen Ausblicke auf die ortstypischen Hügelrücken und Alleen erhalten. Entstanden ist ein Hofhaus, das den Bewohnern jene Ungestörtheit ermöglicht, die sie sich gewünscht hatten. Gleichzeitig ist es durch die Position der Fenster gelungen, Aussicht zu schaffen.

Rückzugsort: Einfamilienhaus in Grieskirchen

Der Garten bietet Geborgenheit im Zentrum des Hauses, ohne auf den Blick ins Grüne verzichten zu müssen. "Ein Hofhaus schirmt sich nach außen ab und ist stark nach innen orientiert. Die Schwierigkeit liegt darin, trotz dieser Introvertiertheit die Umgebung einzufangen und Blicke nach außen zu ermöglichen" erklärt Wolf Grossruck, Planer vom Büro Wolf Architektur.

Herzstück ist ein fünf mal acht Meter großer Innenhof. Er wird von der 195 Quadratmeter großen Wohnebene umschlossen. Ess- und Wohnbereich, Arbeitszone, Eltern- und Kinderzimmer befinden sich zur Gänze auf einem Geschoß und werden dem Anspruch auf altersgerechtes Wohnen gerecht. Der Eingangsbereich im unteren Straßenniveau ist zur Hälfte in die Böschung eingelassen. Unter einem geschützten Einschnitt betritt man das Haus.

Rückzugsort: Einfamilienhaus in Grieskirchen

Nach der Garderobenwand erreicht man über eine Treppe den oberen Wohnbereich. Über die Stiege taucht man in die Hofebene auf und bekommt einen ersten Blick auf die St. Georgener Baumallee präsentiert. Vom Wohnzimmer kommt man in der Folge in die privaten Räume. Über den Elternbereich erreicht man die Arbeitszone, die Kinderzimmer und den Fitnessbereich. Große Fensterflächen ermöglichen immer wieder Blicke ins Freie. Gemeinschaftsräume sind zum Hof orientiert, die privaten Bereiche öffnen sich zum rückwärtigen Garten. Der Pool - als Fortführung des Fitnessbereiches und der Sauna - schließt den Hof ab und leitet in den Garten über. Der Rundgang durch das Haus führt über den Hof zurück und findet im Wohnbereich sein Ende.

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Konventionell gingen die Architekten bei der Materialauswahl vor - auch im Sinne des Budgets. Die Ziegel-Betonbauweise und die verputzte Fassade machten es möglich, verhältnismäßig günstig zu bauen. Auch die Innenräume sind einfach ausgeführt. Sie reduzierten die Materialen und beließen sie weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand. So wurde etwa auf Parkett verzichtet und stattdessen der rohe Estrich abgeschliffen und gewachst. Teppiche und eine Fußbodenheizung schaffen trotzdem ein angenehmes Wohngefühl.

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"Wir versuchen, den gebauten Rahmen möglichst zu reduzieren, Weite zu schaffen und Licht zu lenken. Im Innenbereich haben wir mit Rohmaterialen gearbeitet, die im Detail und in der Mischung veredelt wurden. Das Haus kommt ohne Verkleidungen aus. Neben den Fenstern gibt es nur verputzte Oberflächen, die verspachtelt und gemalt wurden. Auch der Fußboden und die Treppe sind unverkleidet und somit sichtbar. Die Materialien erfordern einen entsprechenden Schutz, damit der Bauzustand nicht leidet", erklärt Wolf Grossruck. Und weiter: "Wir setzen bewusst auf das Pure und Einfache."

Reduktion ist aber nicht gleich Verzicht. Wie dieser Bau beweist, bewahrheitet sich hier die Redewendung "Weniger ist manchmal mehr". Wer bei den Materialien nicht dick aufträgt, bleibt beim Einrichten flexibel und bringt mit Möbeln und Accessoires Abwechslung ins Getriebe. Und außerdem lässt sich damit auch noch Geld sparen.

Wolf Architektur

Das Büro wurde im Jahr 2006 von Wolf Grossruck gegründet. 2010 kam Andreas Pieper als Partner hinzu. Das Team realisiert Neu- und Umbauten - vom Feuerwehrgebäude hin zum Museum bis zum Bauernhof. Ein Projekt erhielt in diesem Jahr besondere Beachtung: Das Einfamilienhaus "32x6" war für den Architekturpreis "Das beste Haus 2011" nominiert.

http://wolfarchitektur.com

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