Open House Wien bietet Architektur für alle

Open House Wien bietet Architektur für alle
Am 15. und 16. September feiert Open House seinen fünften Geburtstag. Auch heuer werden die Türen von 373 Gebäuden geöffnet.

Klarer Himmel, bodentiefe Fenster und ein Ausblick über ganz Wien. „Der zwanzigste Stock im Wiener Ringturm ist für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich“, weiß Architektin Iris Kaltenegger – am 15. und 16. September allerdings schon. Denn an diesem Wochenende organisiert sie gemeinsam mit Ulla Unzeitig zum fünften Mal das Open House Festival in Wien. Dafür stehen von Ökosiedlungen über das Kugelmuseum und einen Getreidespeicher bis hin zu einer Traktorfabrik, in Summe 373 Gebäude offen.

Bewohner und Volontäre geben Führungen

Darin warten nicht nur Bewohner, die über das Leben und Arbeiten im jeweiligen Haus erzählen, sondern auch 751 freiwillige Helfer. Sie geben in zwanzigminütigen Führungen einen Einblick in die jeweilige Architektur und Geschichte der Mauern. „Unsere Volontäre beschäftigen sich oft monatelang mit den Objekten und können den Besuchern viel darüber erzählen – und das in normaler Sprache“, betont Unzeitig. Die Architektur sei oft sehr technisch und gerade deshalb haben die beiden den Anspruch, das Wissen darüber einfach und interessant weiterzugeben.

Architektur entdecken soll Spaß machen – und das tut es wohl auch. Denn die Besucherzahlen sprechen für sich: Mehr als 125.000 Menschen haben im vergangenen Jahr an Open House teilgenommen. „Wir versuchen jedes Jahr ein breites Spektrum an Häusern abzudecken“, so die Veranstalterinnen.

Open House Wien bietet Architektur für alle

Der Wiener Ringturm

Der Ringturm ist eines davon. „Das erste Bürohochhaus Wiens stand schon lange auf unserer Wunschliste und dieses Jahr hat es endlich geklappt“, freut sich Kaltenegger. Ulla Unzeitig erzählt warum: „1955 war das Ende der Besatzungszeit und das Jahr des Staatsvertrags. Gleichzeitig wurde die Staatsoper wieder aufgebaut und auch die Stadthalle und die Opernpassage waren gerade im Bau.“ Alles wurde neu gemacht und in diesem Kontext sei auch der Ringturm zu sehen.

Der Auftraggeber des Baus, die Wiener Städtische Versicherungsanstalt (heute Teil der Vienna Insurance Group), wollte ein Bürohochhaus amerikanischer Tradition und hat sich mit diesem Auftrag 1953 an Architekt Erich Boltenstein gewandt. Zwei Jahre später wurde der Turm mit 73,5 Metern Höhe und zwanzig Stockwerken feierlich eröffnet.

„Die Höhe war damals gar nicht so unproblematisch“, weiß Barbara Grötschnig von der Vienna Insurance Group. „Eine Frau, deren Sohn im Ringturm angestellt war, hat große Bedenken geäußert, dass er in einem der oberen Stockwerk arbeiten muss“, erzählt sie. Auch Kaltenegger kennt eine interessante Anekdote: „Seinen Namen bekam der Ringturm durch ein Preisausschreiben.“ Der Sieger setzte sich gegen Vorschläge wie City Hochhaus, Hocheck, und Sonnblick durch und bekam dafür ein Preisgeld von hundert Schilling. „Das war damals sehr viel Geld“, fügt Grötschnig hinzu. „Geschichten wie diese machen Open House so besonders“, sind sich die Veranstalterinnen einig.

Kommentare