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Mehr Raum und ein neues Lebensgefühl: Drei Beispiele zeigen, wie sich durch geschickte Umbauten mehrere Generationen unter einem Dach vereinen lassen.

Das Feedback ist immer das Gleiche“, sagt David Birgmann. „Mit den Eltern unter einem Dach zu leben könne sich der Großteil der Österreicher überhaupt nicht vorstellen.“ Der Planer vom Linzer Büro x architekten hat schon einige Umbauten durchgeführt. Die Angst, mit den Eltern im selben Haus zu wohnen, kann er jedoch nicht ganz nachvollziehen. Denn, so ist Birgmann überzeugt, mit Architektur lassen sich mögliche zwischenmenschliche Reibungspunkte elegant entschärfen. X architekten etwa haben erst vor Kurzem ein Einfamilienhaus in einer Siedlung in Munderfing (Oberösterreich) für zwei Generationen adaptiert. Die Eltern wohnen im Erdgeschoß, der Sohn und seine Partnerin im Dachgeschoß.

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Der Dachboden wurde auf zwei Ebenen ausgebaut: Schlaf- und Badezimmer sind in der unteren, Küche, Büro und Wohnzimmer sind in der oberen Etage. Der Grundriss ist offen und statt Zwischenwänden trennen Einbaumöbel die Wohnbereiche voneinander ab. Das hat den Vorteil, dass sich jeder Zentimeter unter den Dachschrägen optimal nutzen lässt und reichlich Stauraum gewonnen wird.
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Das Äussere des 70er-Jahre Baus wurde kaum verändert. „Bis unter das Dach unterscheidet es sich um keinen Millimeter zu den Nachbarbauten. Damit haben wir die Würde des Hauses bewahrt, sodass es die ältere Generation mit demselben Gefühl wie vorher betrachten und darin leben kann“, sagt Birgmann. Nur wer den Blick nach oben richtet, sieht, dass dort, wo früher Ziegel an Ziegel geschlichtet war, sich jetzt Holzdielen aneinanderreihen. Sie bilden eine weitläufige Terrassenlandschaft, die auf jedem Zentimeter begehbar ist. „Damit kompensieren wir den fehlenden Garten und bieten die Möglichkeit, sich draußen bewegen zu können. Es gibt nicht einsehbare Freibereiche gepaart mit einem tollen Ausblick“, sagt Birgmann. „Mit den Ansprüchen der Bewohner umzugehen gehört bei Umbauten zu den schwierigsten Aufgaben. Jeder möchte einen Außenraum und Privatsphäre“, so der Planer.
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Bei grosszügigen Platzverhältnissen, wie auf dem Land oft gegeben, kann statt vertikal auch horizontal vergrößert werden. Diese Gelegenheit nutzte eine Großfamilie im Südburgenland, die einen für diese Gegend typischen Hof in L-Form bewohnt. Das Anliegen der Eltern war ein privater Rückzugsort mit Schlafzimmer und Wellnessbereich, angebunden an den Altbestand und ohne Verzicht auf den Ausblick in das Fürstenfelder Becken.
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Das Grazer Architekturbüro WG3 entwickelte einen knapp 80 Quadratmeter großen Wohntrakt der an den Altbestand andockt. „Beim Zubau muss man auf Kleinigkeiten achten. Etwa auf vorhandene Höhen oder die Beschaffenheit des Fundaments“, sagt der Planer Matthias Gumhalter. Das abfallende Gelände war jedoch die größte Herausforderung: Ein Gefälle von über einem Meter musste überwunden werden. Eine Rampe an der Nordseite hebt den Niveauunterschied auf und ermöglicht einen barrierefreien Zugang. An der Südseite hingegen führen Treppen, die als Sitzstufen genutzt werden, in den Garten.
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Das dritte Beispiel wurde kürzlich in Enns fertiggestellt. Architekt Christoph Haas hat den Bestandsbau thermisch saniert, die Fenster erneuert und das Satteldach durch ein Flachdach ersetzt. Die Terrassen hat er diametral ausgerichtet, weil „das ist gut für das Miteinander“, wie er sagt. Die obere Veranda liegt nun über der Garage, während die untere an das Wohnzimmer angeschlossen und über einige Treppen mit dem Garten verbunden ist. „Das ist ein völlig neues Lebensgefühl. Vorher konnte man zwar von drinnen in den Garten sehen. Der Weg ins Freie führte aber über das Stiegenhaus durch die Garage“, so Haas.
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Die Senioren übrigens wohnen im Obergeschoß. Das ist unüblich, funktioniert aber trotzdem. Haas: „Das Stiegenhaus hat gerade Läufe. Man kann also jederzeit einen Treppenlift einbauen.“

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