Lladró Designstücke: Mit Feingefühl

Was muss man mitbringen, um als Designer bei Lladró engagiert zu werden?

Rodriguez: Vor allem viel Kreativität. Porzellan ist nämlich ein Material, das zwar großen Gestaltungsspielraum zulässt, zugleich aber viele technische Einschränkungen in sich birgt.

Bermudez: Die Bereitschaft zu Lernen. Man kann sich nicht vorstellen, wie viel Aufwand und wie viele Arbeitsschritte in einem einzigen Produkt stecken.

Welche Schwierigkeiten tauchen bei der Verarbeitung von Porzellan auf?

Rodriguez: Eine große Einschränkung besteht hinsichtlich der Größe: Porzellan beginnt ab einer gewissen Höhe zu wackeln und droht zusammenzubrechen. Andere Probleme sind etwa das Gewicht oder die Zerbrechlichkeit.

Was schätzen Sie an dem Material?

Bermudez: Porzellan bzw. Ton ist ein Rohstoff, mit dem Menschen seit Jahrtausenden arbeiten. Er weckt Sensibilität und Feingefühl und ist auf eine Art sehr romantisch – weil er viele Details erlaubt, bis heute von Hand gefertigt wird und jedes Stück ein Unikat ist.

Rodriguez: Obwohl es ein so altes Material ist, kann man es zu modernen Produkten verarbeiten. Es gibt Zigtausend Möglichkeiten. Die schönste Herausforderung ist, immer wieder Neues zu probieren. Dabei steigert man automatisch seine Fertigkeiten und den Schwierigkeitsgrad.

Erfüllt es Sie mit Stolz, bei Lladró zu arbeiten – und wenn ja, warum?

Rodriguez: Ja, definitiv. Ich habe vor siebzehn Jahren bei Lladró begonnen und und bin sehr stolz, schon so lange bei einem Familienunternehmen zu arbeiten, das bereits 60 Jahre alt und zugleich eine der größten Porzellanmanufakturen der Welt ist.

Bermudez: Ich bin seit sieben Jahren dabei und hatte davor nur am Rande mit Porzellan zu tun. Was mich besonders fasziniert ist, dass hier bis heute am Handwerk festgehalten wird. Zugleich ist das Unternehmen sehr modern und zieht immer wieder interessante Partner von außerhalb hinzu. Wie etwa den Designer Jaime Hayon, der der künstlerische Leiter des Lladró Atelier ist. Er entwickelte die Serie „Fantasie“ oder „The Guest“ und engagierte dafür die Künstler Tim Biskup oder Gary Baseman.

Das Atelier ist eine spezielle Abteilung bei Lladró. Welchen Fokus verfolgt es?

Rodriguez: Das Atelier gibt es erst seit 2010. Die erste Kollektion daraus ist „Parrot Party“.

Bermudez:Die Ausrichtung ist völlig neu und entwickelt sich immer weiter. Es hängt davon ab, mit wem wir kooperieren, aber grundsätzlich verfolgen wir hier schon einen sehr experimentellen und modernen Zugang. Es ist mehr Freiheit und Flexibilität erlaubt als bei der klassischen Produktlinie.

Verstehen externe Partner auf Anhieb mit dem Material umzugehen?

Bermudez: Nein, das ist ein Problem in der Zusammenarbeit. Jeder Partner lernt zwar die Produktion, die Abläufe und Techniken kennen. Aber das ist nicht genug.

Rodriguez: Um zu wissen, was machbar ist und was nicht, braucht man viel Erfahrung. Von der ersten Skizze bis zur Brennung passieren so viele Details, das überblickt man nicht mit einem Mal.

Welche Rolle spielt Porzellan grundsätzlich im zeitgenössischen Design?

Rodriguez: Aufgrund der Schwierigkeiten in der Verarbeitung spielte Porzellan bisher eine eher kleine Rolle. Aber wir beobachten, dass das Interesse wieder größer wird.

Bermudez: Es werden generell wieder mehr manuell gefertigte Produkte nachgefragt. Wir sind umgeben von Dingen aus Massenproduktion. Handgemachtes hat dagegen einen ganz anderen ideellen und höheren materiellen Wert. Am Ende zählt jedoch, etwas Spezielles zu besitzen: Ein schönes Objekt, mit dem man sich in seinem Zuhause gerne umgibt und das man täglich ansehen möchte. Rodriguez: Außerdem kann ein handgefertigtes Stück Jahrzehnte überdauern und an Nachkommen weitergegeben werden – außer es fällt zu Boden. Wenn man jedoch darauf achtgibt, ist es so langlebig wie Stein.

Inma Bermudez und Susana Rodriguez sind Designerinnen der spanischen Porzellanmanufaktur Lladró. Das Unternehmen wurde 1953 gegründet, zählt heute zu den berühmtesten spanischen Produktionsstätten und gilt als Marktführer in der Entwicklung und Herstellung von exklusiven Porzellanobjekten. Die Marke wird in mehr als 120 Ländern vertrieben. Auch nach 60 Jahren werden alle Stücke von Lladró in der einzigen Manufaktur in Valencia handgefertigt. Erstmals ist Lladró-Porzellan auch in Österreich erhältlich: Der Stamm-Concept-Store in der Wiener Innenstadt vertreibt seit Kurzem ausgewählte Stücke diverser Kollektionen. www.lladro.com