Leben im Schnee
Wie ein Mahnmal ragt das schmale Holzhaus zwischen den Wiesen empor. Früher einmal stand auf dem felsigen Untergrund ein Föhrenwald. Im Zuge der Erschließung wurde die grüne Lunge im Neubaugebiet oberhalb von Imst leider zur Gänze abgeholzt.
Die drei übereinandergelegten Räume in diesem Zweitwohnsitz einer fünfköpfigen Familie wurden so zu Versuchsanordnungen. „An ihnen ist exemplarisch ablesbar, was sich durch die Variation der Belichtungen, der Aussichten, der Möblierungen, der Raumhöhen und der Aus- und Zugangsmöglichkeiten ändert“, erklärt Reinhard Madritsch.
„Unser rigoroser Ansatz führt zu geringen Kosten und zu atmosphärisch dichten Räumen“, sagt Robert Pfurtscheller über das Konzept des Turmhauses.
Vorarlberg ist berühmt für seine wegweisende Holzarchitektur. Trotzdem ist es „nur ein hartnäckiges Gerücht, dass man hier nicht auch mit anderen Materialien bauen kann“, sagt Marte. „Unser Konzept wurde auch von der Gemeinde sofort sehr gut aufgenommen.“
Der Bauherr der Schutzhütte wollte ursprünglich ein Natursteinhaus mit Sonnenterrasse. Stefan Marte: „Wir haben ihm dann eine Version aus gegossenem Stein angeboten.“
Konkret besteht die Fassade aus Sichtbeton, der von Betonsteinmetzen – sie mussten extra aus Deutschland anreisen, weil dieses Handwerk nur noch wenige beherrschen – vor Ort behauen wurde. So bekommt die Fassade ihre unregelmäßige, naturbelassene Anmutung.
Vier Wochen lang dauerte dieser Prozess und dabei konnte jede Wand nur von einem Mann bearbeitet werden. „Das ist wie beim Stricken oder Häkeln, jeder macht es ein bisschen anders und man würde den Unterschied sofort bemerken.“
Aus Sichtbeton ist auch die Autobahnmeisterei der Architekten für die Asfinag in Salzburg und die von ihnen geplante Tourismusschule in Villach. Und mit ihrer konsequenten Arbeitsweise überzeugen sie längst auch im Ausland: Gerade haben sie mit dem Bau eines Museums in Berlin begonnen.
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