Helsinki: Weltdesignhauptstadt 2012

Innenansicht einer modernen Kapelle mit Holzwänden und Holzbänken.
Marimekko, Iittala, Artek: Die Welt kennt Helsinki als Mekka der Wohnkultur. IMMO hat die finnische Metropole, die den Ehrentitel "Welt-Designhauptstadt 2012" trägt, besucht.

Es ist ein kalter Nachmittag in Helsinki. Die Sonne scheint, aber das Thermometer zeigt nur 10 Grad Celsius. Für viele Finnen bedeutet das: Sommer. Vor allem Jugendliche sind mit Sandalen, kurzen Hosen und ärmellosen Shirts unterwegs. Das überrascht – genauso wie die Tatsache, dass man in der ganzen Stadt auf Klassiker des finnischen Designs trifft: Die typisch gewellte "Savoy" Vase von Alvar Aalto, bunt gemusterte Kissen von Marimekko oder die berühmten Iittala-Gläser von Tapio Wirkkala – all das gehört zum Interieur von Helsinki und findet in gewöhnlichen Cafés ebenso Verwendung wie in exquisiten Restaurants und Bars.

Ein blaues Schild wirbt für Helsinki als Weltdesignhauptstadt 2012.

Helsinki
Der Dom von Helsinki mit Menschen im Vordergrund bei Tageslicht.

Helsinki
Zwei Frauen stehen an einem Stand der „World Design Capital Helsinki 2012“.

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Die Verpackung von „Lakritsia“-Lakritz mit bunten, grafischen Elementen.

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Ein gelber Kiosk steht in einem Park unter grünen Bäumen.

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Innenansicht eines Gebäudes mit Holzverkleidung, Lautsprechern und einer dreieckigen Deckenkonstruktion.

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Eine Frau steht hinter einer Bar mit Getränken und Canapés.

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Innenansicht der „Kakku Galleria“ mit Gästen und einer Theke mit Kuchen und Getränken.

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Ein Schaufenster des Möbelhauses Artek mit verschiedenen Sitzmöbeln.

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Ein Innenraum mit Möbeln in einem Ausstellungsraum oder Geschäft.

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In einer Werkstatt stehen Gipsformen für Keramik auf einem Tisch und in Regalen.

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Ein gedeckter Tisch mit Geschirr und Gläsern in verschiedenen Mustern und Farben.

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Auf einem Tisch stehen eine Teekanne, eine Kerze, ein Marmeladenglas und Weingummiwürfel.

Helsinki
Ein modernes, silberfarbenes Gebäude unter blauem Himmel.

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Das Innere eines modernen, minimalistischen Gebäudes mit weißen Wänden und einer Rampe.

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Mehrere farbige Skulpturen stehen vor einem Backsteingebäude.

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Das Finlandia-Haus in Helsinki, ein Gebäude mit weißer Fassade.

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In einem Buchladen stehen schwarze Sessel und Stapel von Büchern.

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Ein Architekturbüro mit Tischen voller Pläne und einem Modell unter einer Lampe.

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Eine Getränkekarte und Glaswaren in einem Café oder einer Bar.

Helsinki

Kunst und Design sind wie Lakritze und geräucherter Fisch fixer Bestandteil der finnischen Kultur. So wird etwa Alvar Aalto, berühmtester Architekt und Gestalter des Landes, so verehrt wie Mozart in Österreich. Dieses ästhetische Bewusstsein – vom Polsterkissen bis zur Stadtentwicklung, vom Imbiss-Stand bis zur Großraumarchitektur – hat auch die internationale Organisation für Industrial Design (ICSID) erkannt und Helsinki zum "World Design Capital 2012" ernannt.

Aus diesem Anlass entstanden viele neue Bauwerke. Anschauliches Beispiel ist die Kapelle der Stille – ein ovaler Bau aus hellem Holz ohne Fenster. Die Kirche sticht auf dem großen Kamppi-Platz inmitten der Einkaufszentren hervor. Das liegt an ihrer reduzierten Formensprache und an der Materialwahl. Nicht nur die Fassade, auch der 11,5 Meter hohe Sakralraum bestehen komplett aus Holz.

Innenansicht einer modernen Kapelle mit Holzwänden und Holzbänken.

Im Inneren der "Kapelle der Stille" nimmt man...
Das hölzerne Gebäude der Oodi-Bibliothek in Helsinki unter blauem Himmel.

... vom Verkehrslärm nichts mehr wahr.
Das Musikzentrum mit seiner modernen Glasfassade und dem klaren architektonischen Stil.

Einer der neusten Bauten ist das Musikhaus an der Töölö-Bucht.
Blick in das Innere der Temppeliaukio-Kirche in Helsinki mit Orgel und Felswänden.

Die in den Granit hineingesprengte Felsenkirche beeindruckt durch ein Spiel aus Licht und Schatten.
Blick über Helsinki mit dem Dom und einem Kreuzfahrtschiff im Hintergrund.

Helsinki zählt rund 1,3 Millionen Einwohner und ist von über 300 Inseln umgeben.
Ein Kissen mit einem floralen Muster aus gelben Rosen und grünen Blättern.

Die neuesten Modelle: Polsterbezug aus der Marimekko-Herbstkollektion...
Mehrere Schüsseln, Tassen und ein Glas stehen auf einem weißen Hintergrund.

...und "Sarjaton", die neue Geschirr-Serie von Iittala.
Ein Tablett mit einer Illustration eines Rehs zwischen stilisierten Pflanzen.

Marimekko wurde in den 1960er-Jahren mit bunten Textildrucken weltbekannt. Seit einigen Jahren gibt es auch Geschirr, etwa Tablett "Kaunis Kauris" aus der Herbstkollektion 2012.
Ein Glas mit einer Illustration von Mumintroll mit Zylinder und einer anderen Figur.

Mumins, nilpferdartige Fabelwesen, sind in Finnland überall: in Comics und Bilderbüchern – und auf dem Geschirr von Arabia.
Blick auf das Arabia-Gebäude mit Schornstein in Helsinki, Finnland.

Über 135 Jahre alt: Die Arabia-Fabrik.
Ein modernes Gebäude mit Glasfassade und abgerundeten Formen, teilweise von Bäumen verdeckt.

Steven Holl hat das Kiasma Museum, in dem es auch ein Café gibt, erbaut.
Ein Schaufenster des Design District Helsinki mit einer Auswahl an Damenschuhen.

Der Schwarz-Weiße Aufklber kennzeichnet Shops, die zum Design District gehören.
Innenansicht eines Pavillons mit weißen Holzwänden und blauen Buchstaben.

Der sonnendurchflutete "Paviljonki" ist ein Beispiel für finnische Holzbautechnik.
Blick auf das Arabia-Gebäude mit Schornstein in Helsinki, Finnland.

Über 135 Jahre alt: Die Arabia-Fabrik.

Ein weiterer Beweis für moderne Holzbau-Architektur ist der "Paviljonki", der als überdachte Terrasse konzipiert ist. Der Veranstaltungsort basiert auf Entwürfen von Pyry-Pekka Kantonen, einem Studenten der Aalto-Universität. Seine Dachkonstruktion besteht aus hölzernen Dreiecken, die in Kombination mit transparenten Vorhängen eine offene Atmosphäre schaffen.

Außer montags finden täglich kostenlose Veranstaltungen statt: Yoga-Kurse, Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen und Partys. Am Wochenende schlagen Design-Märkte ihre Zelte auf.

Das Kiasma Museum für zeitgenössische Kunst ist ein weiteres Highlight. Der Bau des amerikanischen Architekten Steven Holl ist ein Kunstwerk an sich. Es spielt mit Ecken und Rundungen, in der gläsernen Fassade spiegelt sich die Wasserfläche vor dem Museum wider. Im Inneren überraschen Kanten und Vorsprünge, asymmetrische Wände sowie Wendeltreppen und Rampen, die die Räume miteinander verbinden.

Im Nordosten Helsinkis sticht der Schornstein der Arabia-Fabrik, Finnlands altehrwürdiger Porzellanmanufaktur, von Weitem ins Auge. Hier wird bis heute – zum Teil in Handarbeit – Geschirr und Keramik hergestellt. Namhafte Gestalter wie Kaj Frank oder Tapio Wirkkala haben für die Marke gearbeitet. "Heute sind es acht Künstler, sogenannte Resident Artists, die neue Entwürfe und Muster für Arabia produzieren", sagt Kristiina Kobayashi vom Fiskars-Konzern, zu dem Arabia und die Glasdesign-Marke Iittala sowie der Stahlwaren-Hersteller Hackman mittlerweile gehören. Vorbeischauen lohnt sich: Im Outlet lassen sich Sonderkollektionen oder 2. Wahl-Ware auch am Sonntag günstig einkaufen.

Ein Schaufenster des Design District Helsinki mit einer Auswahl an Damenschuhen.

Der Schwarz-Weiße Aufklber kennzeichnet Shops, die zum Design District gehören.

Ein schwarzer Punkt mit weißer Aufschrift klebt an über 200 Türen und Fenstern. Er kennzeichnet etablierte Designlabels und Newcomer, die sich unter dem Namen "Design District Helsinki" zusammengeschlossen haben. Angesiedelt sind sie unter anderem in den Straßen Bulevardi, Fredrikikatu und Uudenmaankatu. Neben Marimekko oder Artek gibt es vor allem schräge Shops junger Designer, die Mode, Schmuck, Deko und Interieur verkaufen. Außerdem gibt es winzige Werkstätten und Antiquariate zu entdecken, die Originale aus früheren Jahrzehnten verkaufen.

Im Design Forum , einer Plattform für Trends und Klassiker werden bekannte Entwürfe und ausgefallene Ideen aufstrebender Kreativer ausgestellt und verkauft. Kerngeschäft: die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Betriebe zu fördern und heimisches Design als Kulturgut zu vermitteln.

Neben Design made in Finnland gibt es hier außerdem "die besten Kuchen der Stadt", versichert Laila Alanen, Projektmanagerin des Design District Helsinki. "Probier ein Stück", sagt sie. Und wirklich: Der Heidelbeerkuchen schmeckt phänomenal und ist mit so viel Hingabe zubereitet, wie eine Artek oder Marimekko-Kollektion gestaltet ist. Ästhetik wird im Norden eben großgeschrieben – auch der Patisserie wird hier der letzte Schliff verpasst.

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