Helles aus dem Norden

Helles aus dem Norden
Hauchdünnes Birkenholz, das sich wie ein Segel im Wind biegt: Esa Vesmanen hat sich von der Seefahrt inspirieren lassen und eine puristische Lampenserie entworfen, die auf traditioneller skandinavischer Handwerkskunst basiert.

Sie kommen aus Finnland, wo die Tage im Winter sehr kurz sind. Welche ist Ihre bevorzugte Lichtquelle, wenn es draußen dunkel wird?
Esa Vesmanen: Ich besitze viele Lampen, ein Lieblingsmodell habe ich aber nicht. Zweifelsfrei zählen die Tolomeo von Artemide oder die Klassiker von Alvar und Aino Aalto zu meinen Favoriten. Und natürlich hängen in meinem Zuhause auch meine eigenen Prototypen.

Helles aus dem Norden
Wie lange beschäftigen Sie sich bereits mit dem Thema Licht?
Esa Vesmanen: Schon seit meinem Studium. Damals habe ich ein Projekt in der Universitätsbibliothek von Helsinki realisiert. Das Gebäude hat ein gläsernes Dach und ich habe die vorbeiziehenden Wolken auf ein Seidentuch projiziert. Das war sehr faszinierend. Der Bibliothekar hat mir erzählt, dass seine Mitarbeiter nicht mehr nach Hause gehen wollten und den ganzen Tag auf den Schirm gestarrt haben. Ich wollte damit zeigen, dass immer nur die Lichtquelle sichtbar ist. Licht selbst ist unsichtbar und wird erst durch Reflexion – etwa durch Wolken – erfahrbar. Daran muss ich heute noch denken, wenn ich eine Lampe entwerfe.
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Finom-Lampen werden aus hellem Birkenfurnier und gebogenem Eschenvollholz hergestellt. Was zeichnet die Materialwahl aus?
Esa Vesmanen: Entscheidend war die natürliche Flexibilität und Transparenz. Wir verwenden ausschließlich im Winter geschlagene Birke. Der Vorteil: Der Stamm enthält zu dieser Jahreszeit kaum Flüssigkeit, die das Holz wellig machen würde. Außerdem haben wir das Xylitol (Anm.: Birkzucker) entzogen. Es würde das Holz vergilben und dem Licht einen Gelbstich verleihen. Für die Beine haben wir stabiles Eschenholz gewählt. Insgesamt besteht die Lampe aus nur drei Komponenten: Dem Schirm, dem Halter für das Leuchtmittel und den beiden Beinen.

Zu sehen sind aber drei Beine?
Esa Vesmanen: Das erkennt man nur aus der Nähe: Ein Bein teilt sich nach unten. Ein Holzstift drückt die zwei Hälften auseinander, sodass die Lampe einen sicheren Stand bekommt. Der Schirm ist beinahe transparent – wie erzielen Sie diesen Effekt?Wir haben drei, je 0,15 mm dicke Furnierschichten horizontal und vertikal verklebt. Der Korpus hat daher kaum Gewicht, ist biegsam und balanciert sich selbst aus. Ist das Licht an, erscheint der Schirm fast durchsichtig und die Maserung der Schichten tritt hervor. Die Form erinnert mitunter an ein Segel – was hat Sie dazu inspiriert?Ich segle seit meiner Kindheit und das Design von Booten begeistert mich bis heute. Insbesondere die Flexibilität des Holzes fasziniert mich, ohne die es den Wellen nicht lange standhalten könnte. Die finale Form ist dann beim Experimentieren mit dem Material entstanden. Ich habe keinen einzigen Entwurf gezeichnet.

Helles aus dem Norden
Sie lassen die Lampe selbst unter Ihrem eigenen Label produzieren. Wie kam es dazu?
Esa Vesmanen: Wir haben im In- und Ausland nach einem Hersteller gesucht, aber niemanden gefunden, der die gewünschte Qualität liefern konnte. Also habe ich beschlossen, es selbst zu machen. Daraus ist ein kleines Familienunternehmen entstanden: Ich bin mit meiner Firma Pure Design für die Gestaltung verantwortlich, mein Bruder leitet die Produktion. Ein lokaler Tischler fertigt die Einzelteile, die dann in einer Werkstatt für Sehbehinderte montiert werden.

Warum ist es in Finnland trotz großem Waldvorkommen schwierig, einen Holzproduzenten zu finden?
Esa Vesmanen: Es gibt zwar viele talentierte Handwerker, aber wenig Arbeit. Es mangelt an Lehrbetrieben und Ausbildungsmöglichkeiten. Traditionelle Berufe gehen sukzessive verloren – darum war es uns wichtig, in Finnland zu produzieren.

www.finomlights.com
www.finnshop.at

Zur Person

Esa Vesmanen, geboren 1965, studierte Inneneinrichtung und Möbeldesign an der Aalto Universität in Helsinki und an der ENSCI Les Ateliers Designschule in Paris. 2004 gründet er mit Katariina Laakso, Laura Järvinen und Janne Sipilä das Büro „Pure Design“, das für verschiedene internationale Marken tätig ist. Parallel dazu erstellt er Einrichtungskonzepte, Ausstellungen und Installationen für den öffentlichen Raum. Unter seinem neuen Label „Finom Lights“
lancierte er die gleichnamige Leuchtenserie, die 2016 mit dem renommierten Red Dot Award prämiert wurde.

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