Ein Haus für Gudrun

Ein Haus für Gudrun
Ausblick, Ruhe und Freiheit – klingt, als müsste man dafür viel Geld in die Hand nehmen. Das Gegenteil beweist ein Bungalow in Vorarlberg, in dem der Bregenzerwald zum Greifen nah ist.

Ein kleines Budget ist noch lange kein Grund, auf gute Architektur zu verzichten. Das demonstriert eindrucksvoll das Wohnhaus von Gudrun Voet-Baakili in Mellau in Vorarlberg. Am Anfang stand der Wunsch nach kleinerem Wohnraum. Die Bauherrin hat sich in ihrem alten Haus nicht mehr wohlgefühlt. Es war zu groß geworden, seit ihr Sohn ausgezogen ist. „Der Neubau sollte in Bezug zur Natur stehen und keine Standard-Lösung, sondern auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sein“, sagt Sven Matt. Aus diesen Vorgaben entwickelte er ein minimalistisches Konzept auf einem 300 Quadratmeter großen Grundstück inmitten des Bregenzerwaldes – bei einem finanziellen Spielraum von 170.000 Euro.

Sein Entwurf bietet der Bauherrin eine Wohnfläche von 90 Quadratmetern und verbindet drinnen und draußen. Denn Ruhe und Privatheit, ohne sich von den Nachbarn abzugrenzen, waren ihr neben der räumlichen Verkleinerung ebenso wichtig. Dafür nutzte Matt die Lage des Grundstücks. Während es an drei Seiten von anderen Gebäuden flankiert wird, ist es nach Westen hin unverbaut und öffnet sich in ein weites Tal. Demzufolge liegen der Eingangsbereich im Osten und die Terrasse an der uneinsehbaren Seite im Westen. Die verglasten Türen und Fenster reichen bis zum Boden. Südlich und nördlich, wo Schlafzimmer und Küche untergebracht sind, setzte Matt schmälere Fenster ein. „Das Haus hat zwei Charaktere: Nach Westen hin ist es offen und holt den Außenraum ins Gebäude. Die kleinen Fenster hingegen schaffen Intimität.“

Ein Haus für Gudrun

Ein Haus für Gudrun

Ein Haus für Gudrun

Ein Haus für Gudrun

Ein Haus für Gudrun

Ein Haus für Gudrun

2Steh_HG_08.jpg
Ein Haus für Gudrun

2Steh_HG_02.jpg

In der Mitte des Hauses plante Matt einen Kern, in dem das Bad und der Technikraum untergebracht sind. An dessen gegenüberliegenden Außenseiten sind zwei Nischen eingelassen. Eine dient als Garderobe, die andere als Sitzbank. Hinter diesem Kern liegen zwei Schlafzimmer. Mittelpunkt des Hauses ist allerdings der Wohn- und Essbereich: Er erstreckt sich über die gesamte Breite auf knapp 40 Quadratmeter und geht fließend in die Terrasse über. Der Raum ist nach oben hin offen und erreicht eine Höhe von etwa vier Metern. Ein großer Küchenblock ersetzt den Esstisch und bildet mit einem angebauten Schwedenofen das Herzstück des Wohnbereichs.

Die Wahl der Materialien reduziert sich auf einfache, leicht zu verarbeitende Stoffe: Außen wurden vorgefertigte Holzbauelemente aus lasiertem Fichtenholz verwendet. Innen kam unbehandelte Weißtanne zum Einsatz. Der Boden besteht aus geschliffenem Estrich und die Außenwände des Nasszellen-Kerns sind mit Schalungsplatten verkleidet. Matt: „Die dunkle, glatte Täfelung erzeugt sowohl optisch als auch haptisch einen starken Kontrast zur Weißtanne.“

Der Grossteil der Arbeit wurde selbst gemacht. „Das hat sich aufgrund des Budgets ergeben. Die Familie hat beim Rohbau- und beim Innenausbau Hilfe geleistet: Vom Betonieren der Bodenplatte über die Dämmung bis hin zu den Elektroinstallationen“, sagt Matt. Freilich: Ein kleines Budget erfordert ein erhöhtes Maß an Eigenleistung, sowie Kompromissbereitschaft und Einfachheit. Aber auf Komfort und Ästhetik muss man nicht verzichten.

Kommentare