"Glasmacher ist der härteste Job der Welt"
Riedel zählt zu den 100 ältesten Familienunternehmen der Welt. Wie geht man mit dieser Verantwortung um?
Gar nicht. Würde ich jeden Tag daran denken, wäre ich erstens abgehoben, und zweitens unsicher. Dann müsste ich jede Entscheidung, die ich treffe, noch einmal hinterfragen. Und das darf man als Entrepreneur nicht. Entscheidungen müssen aus dem Kopf und dem Bauch kommen. Würde ich da noch einmal nachdenken, würde ich die Entscheidung infrage stellen.
Haben Sie jemals überlegt, was wäre, wenn Sie nicht in die Familie Riedel geboren worden wären?
Als Teenager habe ich mir diese Frage pausenlos gestellt. Seit ich die Geschäftsleitung übernommen habe, tue ich das seltener. Familienunternehmen haben ihre Vor- und Nachteile – einer ist, dass Entscheidungen vielfach hinterfragt werden. Dann kommt es schon vor, dass man sich überlegt, was man sonst so tun könnte. Aber da muss man durchhalten.
Wir möchten einen neuen Kundenstamm ansprechen. Erstens jene, die mit Wein bzw. Alkohol nicht hantieren wollen, können und dürfen. Zweitens möchten wir die jüngere Generation ansprechen und auf die Marke Riedel aufmerksam machen. Das gelingt uns über dieses Produkt sehr gut.
Sie entwickeln die Form Ihrer Gläser selbst. Erwägen Sie, bei Riedel externe Designer hinzuzuziehen?
Nein, das würde nichts bringen. Bei Riedel geht es nicht um Design, sondern um die Funktion. Wir bewerben unsere Gläser weltweit als ein Werkzeug des Genusses. Man kann das mit einem Hammer vergleichen: Der hat sich seit tausend Jahren nicht verändert, weil er funktioniert, wie er ist. So ist es auch bei Riedel: Erst kommt die Vision, dann die Funktion und dann das Design – und das ist immer Glückssache. Bei den Marken Nachtmann und Spiegelau, die wir auch besitzen und vertreiben, können sich Gestalter austoben: Diese Firmen verkaufen sich über Design und nicht über Funktion.
Wir möchten neue Märkte erschließen, etwa in Afrika oder in Lateinamerika, wo wir schon zwei Angestellte haben. Zudem möchten wir uns stärker auf den Markt in Österreich, der Schweiz, Deutschland und Italien konzentrieren. Und ich bin sehr daran interessiert, den Beruf des Glasmachers zu erhalten. Ich möchte ein Programm entwickeln, das junge Menschen begeistert. Denn Glasmacher ist einer der härtesten Jobs der Welt: Man arbeitet täglich acht Stunden bei Hitze und Temperaturen, die bis an die Grenze der Belastbarkeit gehen.
Auf welche Produktneuheiten darf man sich in naher Zukunft freuen?
Die Tradition ist unser Rückgrat, aber darauf ruhen wir uns nicht aus. Wir sind ein modernes Unternehmen, das seine Produkte jeden Tag hinterfragt. Die nächsten Entwicklungen gehen in Richtung warme Getränke: Tee, Kaffee, heiße Schokolade. Das haben wir noch nie gemacht.
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