Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

epa03741702 Two women look the sea views from the Museum of the civilizations of Europe and Mediterranean (MuCEM) in Marseille, southern France, 12 June 2013. The MuCEM was inaugurated by French President Francois Hollande on 04 June 2013 as part of 'Marseille-Provence European Capital of Culture'. EPA/GUILLAUME HORCAJUELO
Quer durch Europa locken spektakuläre Museumsbauten Besucher an. Wir zeigen, in welche Städte sich diesen Sommer ein Kulturtrip lohnt.

Museen sind nicht nur Aufbewahrungsorte für Exponate. Sie sind Prestigebauten, deren Architektur von besondere Bedeutung ist. Entworfen werden sie meist von Stararchitekten – wie etwa von Norman Foster, Renzo Piano oder Rudy Riccioti. Auch Ludwig Starz vom heimischen Büro looping architecture hat ein Museum realisiert: das Forum Limbach wurde erst vor Kurzem mit dem Baupreis „Das Beste Haus“ ausgezeichnet.

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

FRANCE CULTURE MUSEUMS
Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

FRANCE CULTURE MUSEUMS
Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

AUSSTELLUNG: "DAS BESTE HAUS - ARCHITEKTURPREIS 20

Was Kunsthallen von anderen Gebäuden unterscheidet, beschreibt Ludwig Starz folgendermaßen: „Ein Museum ist eine Irritation, egal wie zurückhaltend oder expressiv die architektonische Gestaltung ist. Man sieht den Bauwerken zwar an, dass es sich um kein Büro- oder Wohnhaus, sondern um ein Museum handelt. Die genaue Bestimmung ist den Gebäuden von außen aber nicht zuordenbar.“ Von Frankreich über Südtirol bis ins Burgenland: Pünktlich zum Ferienbeginn ziehen Museen in ganz Europa kulturinteressierte Urlauber an. In Marseille, der diesjährigen Kulturhauptstadt an der französischen Küste, hat an einem alten Pier das neue MuCEM eben erst eröffnet. Der gläserne Kubus steht direkt am Meer und wird von einem filigranen Betongeflecht umgeben. Im Inneren wird auf 40.000 Quadratmeter die Geschichte des Mittelmeerraumes und seiner Völker ausgestellt wird.

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa
Gleich mehrere Häuser haben in München neu eröffnet. Etwa die hochmodernen Räume des Ägyptischen Museums, wo man zu antiken Schätze aus 5000 Jahren in den Untergrund hinabsteigt. Oder das Lenbachhaus, das zu den wichtigsten Museen der bayerischen Stadt zählt. Hinter der messingfarbenen Fassade des Zubaus verbirgt sich das „Wirbelwerk“ von Olafur Elliason – ein Lichtobjekt, das von der Decke hängt.

Die architektonische Umsetzung von Museen gilt unter Baukünstlern seit jeher als höchste Auszeichnung. Aber welche Bedeutung wohnt einem solchen Projekt inne? „Die Anzahl der Möglichkeiten ist begrenzt und der Wettbewerb ist sehr groß, da viele Büros einen solchen Bau anstreben. Außerdem bietet ein Museum die Gelegenheit, alle architektonische Prinzipien – also die räumliche, die gestalterische und die städtebauliche Ebene, Materialien und Lichtführung – in einem Gebäude zu vereinen“, sagt Ludwig Starz. Wo auch immer es Sie diesen Sommer hinverschlägt: Ein Besuch dieser Museen lohnt sich in jedem Fall – nicht nur bei schlechtem Wetter. Nächste Woche in Teil 2: Neue Museen von Niederösterreich bis in die Niederlande

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Niederösterreich-1366648129.jpg
Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Oberösterreich-1366648227.jpg
Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Kärnten-1366647933.jpg
Gebaute Kunst: Neue Museumsbauten in Europa

Zwillinge waren unterwegs, ein Grundstück bereits vorhanden, lediglich ein Entwurf fehlte. Die Voraussetzungen für das Projekt gemini+ waren nicht gerade ideal. Gleich mehrere Büros stellten sich der Herausforderung und erarbeiteten in Rekordzeit einen Plan. Die beteiligten Büros waren: die Münchner Architekten AL1 und bauchplan).( sowie die Wiener Baukünstler grundstein und P. Kneidinger. Nun wurde das Einfamilienhaus vor Kurzem mit dem Preis „Das beste Haus 2013“ prämiert.

Alle zwei Jahre wird dieser vom Architekturzentrum Wien in Kooperation mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, den regionalen Architekturinstitutionen und der sBausparkasse an die besten Einfamilienhäuser Österreichs verliehen. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Bevölkerung für das Thema Baukultur zu sensibilisieren und beim Bau eines Eigenheims auf die architektonische Qualität aufmerksam zu machen. Und ebendiese Qualität war für die Bauherren, eine Landschaftsplanerin und einen Städtebauer, von gemini+ besonders wichtig.

Knapp sechs Monate hatten die Architekten Zeit, einen passenden Entwurf zu gestalten. Die Bauherren wollten vor allem die Charaktere der Umgebung miteinfließen lassen, dadurch entstand auch die außergewöhnliche Gebäudehülle. Das Haus fügt sich in den typischen Wienerwald-Wiesenhang sanft ein und steigt auf der gegenüberliegenden Grundstücksseite in einen Gegenhang an. Die Dachbegrünung sorgt zusätzlich dafür, dass gemini+ nicht nur als Haus, sondern auch landschaftlich wahrzunehmen ist. Die ungewöhnliche Fassadengestaltung besteht aus Polykarbonat-Platten. „Wir sind keine Fans von Vorhängen; für uns war also einerseits klar, dass wir uns Glasfronten wünschen, allerdings nicht durchgehend. Wir wollten ein transluzentes Material finden, welches Sichtachsen offen lässt und gleichzeitig schützend wirkt“, erklären die Bauherren.Mit der Wahl des Materials entstand gleichzeitig auch eine neue Herausforderung an die Gebäudekonstruktion. Man musste diese an die Montage der Polykarbonat-Platten anpassen.

Im Inneren des 410 Quadratmeter großen Einfamilienhauses setzte man auf eine großzügige Raumgestaltung. Sämtliche Böden im Untergeschoß bestehen aus Lehmstampf. Dieser stammt aus dem Aushub der Baugrube und wurde für den Innenbereich wieder verwertet. Alle Zimmer im Untergeschoß gehen von einem langen Gang aus. Innerhalb der Räume gibt es die Möglichkeit, mit Querschiebetüren den vorderen Bereich zusammenzuschließen. Das gesamte Haus wurde als Rundlauf konzipiert. Somit stehen fünfzehn verschiedene Raumvarianten für den Alltag zur Verfügung.

In Oberösterreich gewann das Architekturbüro Anna Moser und Michael Hager mit dem Haus 001 den ersten Preis. Für die Baukünstler ein doppelter Erfolg. Denn der 178 Quadratmeter große, monolithische Riegel ist das erste realisierte Projekt der beiden. Die Gebäudehülle war ein mutiges Experiment: Dach und Außenwände wurden mit Bitumenschindeln verkleidet. „Wir haben uns aus Kostengründen dafür entschieden und aufgrund der Tatsache, dass sich der Bauherr auf keine Standards einlassen wollte“, erklärt Michael Hager. Bitumenschindeln werden eigentlich für die Überdachung von Gartenhütten verwendet. Die gesamte Wohnfläche wurde auf einer Ebene untergebracht. „Dadurch haben wir versucht, Gänge und Verteilerwege zu minimieren, um damit weitere Kosten einzusparen“, beschreibt Anna Moser.

Die Oberflächen im Inneren schließen an die homogene Flächengestaltung von außen an. Hier wurde konsequent auf gehobelte OSB-Platten gesetzt. Eine lineare Strukturierung des Wohn- und Essbereiches wurde mithilfe von weiß geölten Holzlatten auf Decke und Wand erzielt. Das Prinzip von dunkler Fuge und heller Ansichtsfläche wurde auch bei der Möblierung weiterverfolgt. Außergewöhnlich ist sicherlich die Tatsache, dass man viele unübliche Materialien verwendete. Juror Michael Schröckenfuchs vom Architekturforum Oberösterreich bringt dies in seiner Beurteilung auf den Punkt: „Die materialtechnische Rohheit ist dem Budget geschuldet, jedoch geschickt inszeniert und mit hohem Gebrauchsmehrwert samt Wohlfühlfaktor umgesetzt.“

Streng genommen haben beim burgenländischen Siegerentwurf gleich zwei Häuser den renommierten Preis abgeräumt. Das Forum Limbachvon Looping Architecture trägt nämlich den Arbeitstitel „Haus auf dem Haus“. Und in der Tat entstand im Zuge einer Baulückenverbauung eines Vierkanthofes ein zeitgenössischer Gebäudekomplex, dem auf den ersten Blick ein eigenständiger Baukörper oben aufgesetzt wurde. „Das Erdgeschoß ist öffentlich zugänglich. Der Aufbau wird für private Zwecke genutzt. Wir haben das Gebäude horizontal zwei geteilt, um den Vierkanter gleichzeitig zu öffnen und zu schließen“, beschreibt Ludwig Starz von Looping Architecture. Der private Bereich wurde versetzt oben aufgesetzt und mit rotem Polyurethan verkleidet. Im Inneren setzte man auf Beton: „Diese Einfachheit mit den großflächigen Glasfronten und dem Beton der durchgeht war uns wichtig. Dadurch konnten wird die entsprechende Rohheit beibehalten“, erklärt Starz.

Kommentare