Wenn die Temperaturen steigen, und Narzissen und Schneeglöckchen ihre Köpfe aus der Erde strecken, bekennen Wiesen und Wegränder endlich wieder Farbe. Und auch das Gesicht des Gartens ändert sich: Im März erhält der Rasen ein sattes, saftiges Grün, Bäume treiben aus und die ersten Zwiebelblumen blühen auf. Für Gartenbesitzer fällt damit der Startschuss in eine neue Saison. Das bedeutet, vorbereiten, auspflanzen und aussäen – denn der Frühling ist die arbeitsintensivste Jahreszeit. Das gilt für ambitionierte Pflanzenliebhaber, die das Garteln als Hobby sehen, genau so wie für Bio-Gärtner, die ihre Beete nach ökologischen Kriterien anlegen, und all jene, die nur wenig Zeit für die Grünpflege aufbringen können oder möchten. Worauf jeder dieser Typen achten muss, erklären drei Experten im Gespräch mit IMMO.
Garten für Öko-Freunde
Ein Garten ist zwar immer ein künstliches Refugium, aber es kann ökologischen Kriterien entsprechen. Was genau ist also ein Bio-Garten? „Es werden keine mineralischen und chemischen Dünger verwendet. Das Ziel ist eine hohe Biodiversität. Das heißt, man setzt Angebote für Nützlinge – etwa indem man nackte Erde vermeidet, um ihnen Zuflucht zu bieten“, sagt Franco Baumeler. Er ist seit 21 Jahren im grünen Bereich tätig und leitet seit drei Jahren den Schaugarten der Arche Noah, einem Verein für die Erhaltung alter Obst- und Gemüsesorten. Herzstück eines jeden Biogartens ist der Kompost, der Nummer-1- Lieferant für einen gesunden Boden – sofern darauf keine Fleisch- und Speisereste oder Knochen landen. „Nur Obst, Gemüse und Grünzeug wie Äste und Laub kommen darauf. Essensreste müssen extra entsorgt werden. Sonst werden Ratten angezogen und der Kompost beginnt zu faulen und zu schimmeln“, erklärt Baumeler.
Der Verzicht auf chemische Produkte spart außerdem Geld, weil sich natürliche Düngemittel wie Jauche oder Kompost ganz einfach selbst herstellen lassen. „Außerdem kann man eigenes Saatgut gewinnen, wie etwa für Salat. Dazu muss man eigentlich nur zur Zeit der Blüte ein Regendach aufspannen, damit die Samen nicht weggespült werden“, rät der Bio-Experte.
Im chemiefreien Kampf gegen Schnecken sind Salatpflanzen häufige Verlierer. Lauchgewächse sind dagegen resistenter. Baumeler: „Alte Sorten wie Schnittknoblauch und Eschlauch wachsen jahrelang am selben Ort, sind frosthart und schneckenfest.“
Ein äußerst farbenfrohes Gemüse ist die Gartenmelde, die von hellgelb über dunkelgrün bis zu melanzanirot gefärbt ist. Die Blätter werden wie Spinat verwendet. Ein weiterer Geheimtipp ist die Mairübe. „Sie ist dem Radieschen sehr ähnlich und kann bereits Mitte bis Ende März ausgesät werden,“ sagt der Pflanzenkenner.
Optisch wenig ansprechend, aber – laut Franco Baumeler – toll im Geschmack sind Bayerische Minikiwis. Das Schlinggewächs kann einfach in einen bestehenden Strauch hineinwachsen. Die Früchte werden nach dem Frost geerntet und genascht.
Nach dem Motto „Planung ist die halbe Ernte“ empfiehlt der Experte, sich im März dafür Zeit zu nehmen. „Man muss die Fruchtfolge einhalten und sich überlegen welche Sorten man pflanzen möchte.“ Biogärtner ist außerdem auch eine philosophische Frage: „Es kommt darauf an, wie groß mein Horizont für das Lebendige ist“, sagt Baumeler. „Eine wesentliche Qualität ist, zu beobachten, bevor man einschreitet. Man kann den Pflanzen zutrauen, dass sie sich ihre Nährstoffe selbst aus dem Boden holen – sofern dieser gesund ist.“ Die Bodenstruktur, im Idealfall feucht und krümelig, ist sowieso in jedem Garten das Um und Auf.
Garten für Faule
Die Beschaffenheit der Erde ist ein guter Gradmesser, wann mit der Gartenarbeit loszulegen ist. „Eine alte Gartenweisheit lautet: Solange Erde an den Stiefeln klebt, hat man im Garten nichts verloren“, sagt Österreichs berühmtester Pflanzenexperte Karl Ploberger. Er weiß, dass sich im Garten auch mit wenig Aufwand eine große Wirkung erzielen lässt. Ganz ohne Pflege geht es freilich nicht. Wer aber einige Grundsätze beachtet, kann viel Zeit sparen.
Gießen zählt mitunter zu den größten Zeitfressern. Um die Beete vor dem Austrocknen zu schützen, eignet sich Mulch am besten. Ploberger: „Rasenschnitt verhindert die Verdunstung des Wassers. Noch eine wichtige Regel: Nicht jeden Tag ein wenig, sondern alle vier, fünf Tage durchdringend wässern. Und das bedeutet 30 Liter pro Quadratmeter.“ Als Faulenzerpflanze eignen sich heimische Wildsträucher. Mispeln, Dirndln und Hagebutten etwa sind unverwüstlich. Sie dienen nicht nur der Zierde, sondern geben Gartenvögeln – aktiven Schädlingsbekämpfern – ein Zuhause. „Ein Meisenpärchen vertilgt mit ihren Nachkommen in einem Jahr 70 Kilogramm Insekten. Viele davon sind Schädlinge wie etwa Blattläuse oder Raupen“, erklärt der Profi-Gärtner. Wenig Arbeit versprechen Stauden, die von Jahr zu Jahr üppiger blühen und pflegeleicht sind, etwa Pfingstrosen, Lupinen oder Phlox. „Im Herbst eine dünne Schicht Kompost zu den Pflanzen und im Frühjahr mit Rasenschnitt mulchen – das war’s“, sagt Ploberger.
Selbst auf Rosen müssen Faule nicht verzichten. Ploberger: „Die Ramblerrose braucht nur einen großen, stabilen Baum. „Paul’s Himalayan Musk“ ist rosarot, stark duftend und klettert im Nu an der Hauswand hoch. Geschnitten wird, was stört, und die abgeblühten Rosen bleiben stehen, denn daraus bilden sich Hagebutten, die wiederum Futter für die Vögel sind.“
Doch auch der Mensch nascht gerne: „Kein Garten ohne Beeren“, sagt der Gartenprofi. „An oberster Stelle stehen die sogenannten Herbsthimbeeren. Sie sind – verzeihen Sie – idiotensicher“, macht Ploberger deutlich. Die Pflanzen treiben im Frühjahr aus, blühen und liefern ab Ende Juli Früchte bis zum Frost. Bei den Äpfeln empfiehlt er die neuen Säulensorten Cat und Sun: „Sie sind robust und man muss sie nie schneiden.“
Garten für Anspruchsvolle
Verwilderte und üppig blühende Gärten, sogenannte Cottage- oder Bauerngärten, begeistern immer mehr Gartenfreunde. Diesem Trend liegt ein Bedürfnis nach mehr Natürlichkeit und weniger geometrischer Strenge zugrunde, wie Alexandra Dallinger, Gartengestalterin von freiraum*, bestätigt: „Es besteht der Wunsch, die Natur in den Garten zu holen.“ Dabei ist die Idee nicht neu: Cottage-Gärten blicken in England auf eine lange Tradition zurück.
Das scheinbar Zufällige hat Flair, ist aber pflegeintensiv. „Ein Cottagegarten verlangt fachmännisches Wissen, weil viele Pflanzen mit unterschiedlichen Pflegeansprüchen aufeinandertreffen. Rückschnitt, Unkraut jäten, Düngen und Aufbinden nehmen viel Zeit in Anspruch“, sagt Dallinger.
Auch der finanzielle Aufwand ist größer. Statt heimische werden nämlich überwiegend alte englische Sorten verwendet. „Unter ihnen sind viele ein- und zweijährige Blumen. Die muss man häufig nachpflanzen“, so Dallinger.
Bei der Gestaltung sind Regeln zu beachten, denn bei einem Cottagegarten müssen verschiedene Höhenabstufungen berücksichtigt werden. In die vorderen Reihen setzt man niedrige Stauden, dann folgen halbhohe Blüh- und Prachtstauden. „Das Rückgrat bilden hohe Hecken, Mauern, Rankgerüste und Pergolen, die dem Gelände Halt und Struktur geben“, erklärt die Planerin.
Überwiegend nostalgische Sorten in Pastellfarben wie Weiß, zartem Gelb, Rosè, Flieder und pudrige Blautöne sind die Hauptdarsteller in diesen Gärten.
Unverzichtbar sind Stauden wie Duftwicke, Cosmea, Lilie, Kornblume, Mohn, Lupine, Ziertabak, Goldlack, Bartnelke und die robuste Kapuzinerkresse. Unangefochtene Lieblinge sind Rittersporn, Hortensie, Pfingst- und Stockrose. „Dazu passen gut Salbei, Lavendel, Katzenminze, Königskerze und Phlox. Gehölze wie Flieder, Jasmin, Holunder und Schneeball gehören ebenso dazu“, rät die Gestaltungsexpertin.
Das Kultivieren von Gemüse, Obst und Kräutern ist auch in Cottagegärten gefragt: Rhabarber, Brombeere, Himbeere zählen zu den Grundzutaten. Die müssen übrigens nicht in ein separates Gemüsebeet. Dallinger: „Unkonventionelle Gärtner pflanzen Rotkohl, Mangold, Artischocke und den dekorativen Rosenkohl auch ins Blumenbeet.“
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