So wohlgefühlt habe ich mich noch in keinem Raum“, sagt Carmen Schrötter-Lenzi. Fragt man die Architektin und Bauherrin, was ihr an ihrem Haus am besten gefällt, antwortet sie: „Eigentlich alles. Aber die Wohnqualität und die Behaglichkeit in diesen Räumen sind einzigartig.“
Mit ihrem Mann Florian Schrötter, der ebenfalls Architekt ist, hat sie das pavillonartige Haus in nur zehn Monaten Bauzeit errichtet. Es befindet sich am Ortsrand der Vorarlberger Gemeinde Fussach – Schule, Gemeindeamt und Einkaufsmöglichkeiten sind zu Fuß erreichbar. Zugleich liegt es am Riedrand – eine Landschaft aus Streu- und Feuchtwiesen, Sümpfen, Schilfgürteln und vereinzelten Bäumen. Weil das Grundstück sehr schmal war, dockten sie den Neubau an das Elternhaus an.
Die Lage war ausschlaggebend für die Gestaltung: Wegen der Nähe zum Bodensee und dem Rhein musste das Niveau des Erdgeschoßes erhöht werden. „Damit das Haus einen schwebenden Charakter erhält, haben wir das Kellergeschoß zurückversetzt“, erklärt Schrötter-Lenzi. Die Wohnebene ragt nun nach drei Seiten über das Untergeschoß hinaus und verleiht dem Haus Leichtigkeit. Im Keller sind das Büro, ein Hobbyraum, ein kleines Badezimmer, der Technik- und der Lagerraum untergebracht.
Der Haupteingang ist über eine Rampe erreichbar, die zugleich Barrierefreiheit gewährleistet. Dieser Aspekt war den Bauherren von Beginn an wichtig: „Nachhaltigkeit hat für mich auch mit der Frage zu tun, was in 50 Jahren geschieht wenn die Bewohner gebrechlich sind. Später hat man oft große Schwierigkeiten, ein Haus barrierefrei umzubauen. Darum haben wir das Bad schon jetzt so konzipiert, dass es auch rollstuhlgerecht ist“, sagt die Planerin.
Die ungewöhnlichgroßen Fenster, die selbst im Bad und im Schlafzimmer raumhoch sind, ergaben sich ebenfalls durch die Lage am Riedrand. „Die Chance ins Grüne zu blicken haben nur wenige. Wir wollen das nutzen“, sagt die Architektin. Ob man bei so großen Öffnungen nicht auch daran denkt, dass man fremden Blicken ausgesetzt ist? „Die Möglichkeit besteht, das ist uns bewusst. Aber das stört uns nicht, es gibt ja auch Rückzugsbereiche. Für uns stand das Thema Helligkeit im Vordergrund. Behaglichkeit hat für uns mit Licht zu tun und damit, nicht dauernd den Lichtschalter bedienen zu müssen. Durch die großen Fenster gelangt Tageslicht nach drinnen und erzeugt ein gemütliches, angenehmes Raumklima“, beschreibt Schrötter-Lenzi.
Oberlichten zwischen Küche, Ankleide- und Schlafzimmer ermöglichen eine Nutzung der innen liegenden Räume ohne permanentes Kunstlicht. Und ein nordostseitiges Atrium versorgt auch das Untergeschoß mit natürlichem Licht.
Das Besondere Raumklima liegt auch an der Passivhaus-Bauweise. Die Konstruktion aus Stahlbeton ist mit Steinwolle isoliert und mit einer hinterlüfteten, offenen Fassade aus dunkel lasiertem Fichtenholz verkleidet. Ein Luftwärmepumpe-Kompaktgerät und eine Solaranlage sind für die Lüftung, Heizung und Warmwasseraufbereitung zuständig. Über diese Anlage wird der komplette Luftaustausch reguliert – ohne die Fenster öffnen zu müssen.
Die Isolierung und die Wärme, die durch die Glasfronten in den Raum kommt, halten den Heizwärmebedarf im Winter gering. „Die Betonwände sind gute Wärmespeicher und haben eine angenehme Oberflächentemperatur. Das trägt zur Behaglichkeit bei“, sagt Schrötter-Lenzi. „Außerdem sind wir überzeugt, so einen kleinen Beitrag zum Energiesparen zu leisten.“
Carmen Schrötter-Lenzi beendete ihr Studium im Jahr 2002. Im Anschluss daran begann sie für diverse Büros als freie Mitarbeiterin zu arbeiten. Nebenbei realisierte die Vorarlbergerin bereits zahlreiche private Aufträge. Diesen Sommer entschloss sie sich, ihr eigenes Büro zu gründen und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit.
In ihren Entwürfen widmet sie sich vor allem dem Thema „Ökologisch Bauen“. Neben Einfamilienhäusern zählt etwa der Degustationsraum für das Weingut Palz in der Steiermark zu Schrötter-Lenzis jüngsten Werken.
Ihr eigenes Haus, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Florian Schrötter entworfen hat, wurde in diesem Jahr vom deutschen Callwey Verlag für „Das beste Einfamilienhaus 2013“ nominiert.
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